Das Rennpferd
Zn Berlin - Loppegarten
wird folgendes Geschichtchen
herumerzählt:
Der Textilhändler Max
Sklaricke hatte seine Firma
in der Spandauer Straße
überaus günstig verkauft und
hatte mit dem Geld einen
Rennstall gegründet. Es
geschah dies zunächst durch
Ankauf eines Vollblüters
„Langlebe," der im nächsten
Rennen die größten Aus-
sichten hatte. Diese verbeffer-
ten sich noch im Laufe des
Trainings, und er wurde nach
der Ansicht des Llnionklubs
der unschlagbare Favorit des
Tages.
Am Abend vor dem Ren-
nen lag „Langlebe" tot auf
dem Boden seines Stalles.
Max Sklaricke stand wie vom
Schlag getroffen, als er dies
erfuhr. Aber er hätte kein
Textilhändler sein müssen,
wenn er nicht sofort der neuen
Situation gewachsen gewesen
wäre. And er war ihr
gewachsen.
*
„Eine große Neuigkeit,"
mit diesen Worten trat er
abends zehn Ahr in den
Klub, „meine Frau drängt
und drängt, ich soll mich nicht
mit Pferden einlaffen. Schön,
habe ich zu meiner Frau ge-
sagt, ich werde ,Langlebe'
verkaufen. Schön, hat meine
Frau zu mir gesagt, wann
denn? Schön, habe ich zu
meiner Frau gesagt, noch
heute."
„Sie wollen
,Langlebe' noch
vor dem Sieg
verkaufen?"
„Will ich?
Meine Frau will.
Meine Lerren,
ich mache Ihnen
einen Vorschlag.
Das Pferd hat
mich achttausend
gekostet, zweitau-
send will ich daran
verdienen, das
sind zehntausend
Mark. Der Preis,
den ,Langlebe^
morgen bestimmt holen wird,
beträgt zwanzigtausend Mark.
Ich habe hier zwanzig Lose
zu je fünfhundert Mark zu-
rechtgemacht, wenn jeder von
Ihnen ein Los nimmt, hat jeder
die Aussicht, morgen ein
reicher Mann zu sein, und
das Pferd hat er außerdem.
Wollen Sie?"
Im Handumdrehen hatte
jeder ein Los gekauft. Die
Auslosung begann. Der Ga-
lanteriewarenhändler Benno
Duggas gewann.
„Morgen früh übernehme
ich das Roß," mit diesen
Worten ging Benno Duggas
selig nach Lause.
*
Am nächsten Morgen kam
Benno Duggas zu Max
Sklaricke, um mit ihm nach
Loppegarten zu fahren.
„Lieber Freund," begrüßte
ihn Max traurig, „so ein
Anglück, was uns betroffen
hat. Stelle Dir vor, eben
bekomme ich die Nachricht,
daß ,Langlebe" diese Nacht
gestorben ist. Ich bin ganz
untröstlich. Ich habe so an
dem Tier gehangen. Aber
wenn ich schon einmal Ver-
druß habe, will ich auch alles
allein tragen, und Du sollst
nicht auch noch Verlust haben.
Lier sind Deine fünfhundert
Mark zurück, und reden wir
nicht Weiler über die traurige
Angelegenheit!" I.H.R.
Die lieben Nachbarn
Der Bettler
klopfte an die
Laustür:
„Die Frau im
Nachbarhaus hat
mir ein dickes
Stück Weih-
nachtskuchen ge-
schenkt, haben Sie
nicht auch eine
Kleinigkeit für
mich übrig?"
„Doch," sagte
die Lausftau,
„ich werde Ihnen
ein paar Ver-
dauungstabletten
schenken!"
O du fröhliche...
Zeichnung von Hermann Grotd
,kaurjehn loll ick, hat er jesagt, Weihnachten will er feiern!"
Illustrierte Klassiker
N. Zeichnung von 8o11 Holtz
„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig!“
7
Zn Berlin - Loppegarten
wird folgendes Geschichtchen
herumerzählt:
Der Textilhändler Max
Sklaricke hatte seine Firma
in der Spandauer Straße
überaus günstig verkauft und
hatte mit dem Geld einen
Rennstall gegründet. Es
geschah dies zunächst durch
Ankauf eines Vollblüters
„Langlebe," der im nächsten
Rennen die größten Aus-
sichten hatte. Diese verbeffer-
ten sich noch im Laufe des
Trainings, und er wurde nach
der Ansicht des Llnionklubs
der unschlagbare Favorit des
Tages.
Am Abend vor dem Ren-
nen lag „Langlebe" tot auf
dem Boden seines Stalles.
Max Sklaricke stand wie vom
Schlag getroffen, als er dies
erfuhr. Aber er hätte kein
Textilhändler sein müssen,
wenn er nicht sofort der neuen
Situation gewachsen gewesen
wäre. And er war ihr
gewachsen.
*
„Eine große Neuigkeit,"
mit diesen Worten trat er
abends zehn Ahr in den
Klub, „meine Frau drängt
und drängt, ich soll mich nicht
mit Pferden einlaffen. Schön,
habe ich zu meiner Frau ge-
sagt, ich werde ,Langlebe'
verkaufen. Schön, hat meine
Frau zu mir gesagt, wann
denn? Schön, habe ich zu
meiner Frau gesagt, noch
heute."
„Sie wollen
,Langlebe' noch
vor dem Sieg
verkaufen?"
„Will ich?
Meine Frau will.
Meine Lerren,
ich mache Ihnen
einen Vorschlag.
Das Pferd hat
mich achttausend
gekostet, zweitau-
send will ich daran
verdienen, das
sind zehntausend
Mark. Der Preis,
den ,Langlebe^
morgen bestimmt holen wird,
beträgt zwanzigtausend Mark.
Ich habe hier zwanzig Lose
zu je fünfhundert Mark zu-
rechtgemacht, wenn jeder von
Ihnen ein Los nimmt, hat jeder
die Aussicht, morgen ein
reicher Mann zu sein, und
das Pferd hat er außerdem.
Wollen Sie?"
Im Handumdrehen hatte
jeder ein Los gekauft. Die
Auslosung begann. Der Ga-
lanteriewarenhändler Benno
Duggas gewann.
„Morgen früh übernehme
ich das Roß," mit diesen
Worten ging Benno Duggas
selig nach Lause.
*
Am nächsten Morgen kam
Benno Duggas zu Max
Sklaricke, um mit ihm nach
Loppegarten zu fahren.
„Lieber Freund," begrüßte
ihn Max traurig, „so ein
Anglück, was uns betroffen
hat. Stelle Dir vor, eben
bekomme ich die Nachricht,
daß ,Langlebe" diese Nacht
gestorben ist. Ich bin ganz
untröstlich. Ich habe so an
dem Tier gehangen. Aber
wenn ich schon einmal Ver-
druß habe, will ich auch alles
allein tragen, und Du sollst
nicht auch noch Verlust haben.
Lier sind Deine fünfhundert
Mark zurück, und reden wir
nicht Weiler über die traurige
Angelegenheit!" I.H.R.
Die lieben Nachbarn
Der Bettler
klopfte an die
Laustür:
„Die Frau im
Nachbarhaus hat
mir ein dickes
Stück Weih-
nachtskuchen ge-
schenkt, haben Sie
nicht auch eine
Kleinigkeit für
mich übrig?"
„Doch," sagte
die Lausftau,
„ich werde Ihnen
ein paar Ver-
dauungstabletten
schenken!"
O du fröhliche...
Zeichnung von Hermann Grotd
,kaurjehn loll ick, hat er jesagt, Weihnachten will er feiern!"
Illustrierte Klassiker
N. Zeichnung von 8o11 Holtz
„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig!“
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