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Aus Rußland

Radek, der jetzt als reumütiger Sünder in den Schoß
der alleinseligmachenden rechtgläubig-marxistisch-leninistisch-
kommunistischen Partei zurückgekehrt ist, wird von einem aus-
ländischen Zeitungskorrespondenten interviewt.

Der Reporter fragt: „Sagen Sie, Herr Radek, finden
Sie wirklich, daß sich seit der Zarenzeit Entscheidendes in
Rußland geändert hat? Ich finde, es ist fast alles beim
Alten geblieben."

„O," sagt Radek, „da irren Sie, gewaltige Umwälzungen
haben sich vollzogen —"

„Erlauben Sie, können Sie mir nicht ein einleuchtendes
Beispiel erzählen?"

„Sehr gern. Zn Moskau fuhr ich vor einigen Tagen
mit der Straßenbahn. Mir gegenüber saß ein Jude vom
Lande, ganz nach der alten Art gekleidet. Kaftan, Voll-
bart, Schläsenlöckchen. Offenbar war er schon vor dem
Kriege einmal in Moskau gewesen, denn jedesmal, wenn
der Schaffner eine Straße ausries, murmelte er in seinen
Bart die alten zaristischen Straßennamen: „Leninplatz",
rief der Schaffner, „Früher Nikolaus II.-Platz", murmelte
der Jude. „Prospekt des Roten Oktober", „Früher
Sankt-Wladimir-Straße." Die Fahrgäste drehten sich
unwillig um. „Straße der Revolution", ruft der Schaffner.
„Früher Peter der Große-Sttaße." Ein Arbeiter, der das
hört, wendet sich an den Juden: „Nun halten Sie endlich
Ihre Schnauze, Genosse Zsraelit, sonst schmeißen wir
sie raus!"

Gleichmütig murmelte der Jude: „Früher Saujud!"

„And sehen Sie, das hat sich geändert," schloß Radek mit
mokantem Grinsen.

Silvester

Zeichnung non Richard A1 i r

„T^empo, Kinder, üempo! Die Unkoften lind noch in der Bilanz
von 29 mitverrechnet!“

Die Orgel

Nach der Weihnachtsmeffe wird Lotte geftagt,
wie es ihr gefallen habe.

„Es ging. Aber die Orgel hat mir nicht
gefallen."

„Warum denn nicht?"

„Da war ja nicht mal ein Aeffchen dabei...!"

Revue

Zeichnung von Fritz Schubotz

„Lin bitte! reichlich knapp ilt ja Ihr Holtum,
wertes Fräulein!“

„Was wollen Sie! Wenn man Ichon nichts zu
sprechen hat, muß man die Dinge für sich sprechen
lallen!“

Die Fohlenjacke

Brammer hatte seiner Frau eine Fohlenjacke gekauft. Eine hochnoble,
wundervolle Fohlenjacke. Für 599 Mark 99 Pfennig.

„Weißt du," flötet Frau Brammer, sich verzückt vor dem Spiegel
bettachtend, „jetzt solltest du mir eigentlich auch ein Auto kaufen, mit
dieser vornehmen Zacke kann ich doch nicht in der Tram herumgondeln."

„Warum denn nicht?" wehrt sich der Gatte entsetzt, „das Fohlen ist
doch auch nicht Auto gefahren!"

Im Lochgebirge

„Als ich vor zehn Jahren hier durchkam, war das Tal doch viel breiter?"

„Schon möglich — du warst eben

Neues vom Film

Der Filmstar Lily Clairmont
hat geheiratet.

Zn Hollywood.

Neulich wollte sie sich hausfraulich
betättgen.

Sie rief die Negerköchin:

,„Zch habe eben gelesen, daß
Trinkwasser ungesund ist. Ehe man
es trinkt, muß man es kochen, ver-
stehst du, Mary?"

„Za, verstehe."

„Also koche bitte in Zukunft
alles Waffer!"

Als Marie abschieben wollte,
ries Llly Clairmont ihr nach:

„Paffe aber auf, daß du es
nicht anbrennst. . . .!"

damals noch nicht so dick!"

Gut gezogen

Zeichnung von H e I lm u t h P1111

„flifo um 8 ühr an der Normaluhr,
Fjans, und wenn einer von uns beiden
zu spät kommt . . .“

„Dann warte ich, liebe Grete!“

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