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Und da habe ich herausgcfunden, daß wir
selbst Schuld hatten, an unserem Verlust des
Schiffes.

Und das kam so. Wir hatten auf der
Kommandobrücke einen großen Spiegel
liegen. 211s die Sonne ausging, sandle sie
ihre Strahlen ans den Spiegel. Der Spiegel
schmiß die Wärme zurück nach der Sonne.
Aus dem Grunde wurde die Sonne nun noch
einmal so heiß.

Oie doppelte Hitze kam wieder ans den
Spiegel, der ließ cs sich nicht gefallen, son-
dern ballerte die doppelte Wärme wieder auf
die Sonne. Die war nun schon viermal so
heiß als sonst.

Nun ging cs immer weiter, daß in wenigen
Minuten die Sonne das Hundertfache ihrer
gewöhnlichen Wärme ausstrahlte.

Und bei jedem Hin und Zurück immer uner-
träglicher für uns Menschen wurde.

Nachdem ich diese wissenschaftliche Arbeit
hinter mir harre, wurde es Zeit, daß wir
weiter zogen, denn die gekochten Fische waren
alle.

Diele Leute unserer Besatzung hatten leider
keine Stiefel niehr anzuziehen. Da Barfnß-
laufen aber den sichere» Tod bedeutete, haben
wir, die noch Stiefel hatten, jenen, die keine
mehr hatten, je einen abgegeben. Dann haben
wir uns untcrgchakt und sind losgehinkt. Es
ging zwar langsam, aber mit der Zeit kamen
wir doch vorwärts. 2lnf unserer Wanderung
kanien wir durch Regionen, wo vor und nach
uns wohl noch kein Mensch gewesen ist.

2lb und zu trafen wir einen Eisbären, den
wir kurzerhand, da wir keine Waffen hatten,
erwürgten. Das Fleisch wurde gebraten und
brüderlich geteilt. Oer Jüngste bckani immer
das Wenigste.

Einige Tage waren Ivir schon gehinkt, als
ich auf einem Eisblock ein Fctzchen Papier
flattern sah. Ach hinkte mit meinem rechten
Stiefelträger hi» und fand eine Eskiinozeitung.
Darinnen stand der Bericht, daß der Oanipfcr
Phönix mit Mann und Maus versoffen sei.
Das Geschäft ist richtig! Was nun? Was
wußten wir. ob wir in den ersten zehn Jahren
auf .Menschen stoßen würden?

Da gedachte ich ein Experiment zu machen.
Durch Einbildung kann man viel erreichen,
das bestätigen sogar Acrztc und Professoren.
Ach dachte auch an unser geschmolzenes
Schiff. War cs nicht rein durch Einbildung
gefahren, trotzdem es keine Schraube und
Steuer hatte?

Mein Plan war fertig. Die gesamte Mann-
schaft mußte sich um mich setzen und ich hielt
einen fünfstündigen Dortrag über die Ein-
bildung. Nachdem ich alles breitgetreken hatte,
erklärte ich, wir müßten uns alle einbilöen,
daß über den uns gegenüber befindlichen Berg
Hilfe käme.

Erst lachte» die Leute mich aus, da es doch
unmöglich war, daß grad über den Berg ein
Mensch kommen sollte. Der Berg war ipiy
wie eine Nadel. Ach glaubte es zwar jclvji
nicht, doch kriegte ich die Leute mit der Zeit
doch so weit, daß sie cs sich alle cinbildeten.

lind nun kam, was ich selbst heute noch nicht
glaube, über den Berg kam nach zehn
Minuten tatsächlich Hilfe. Sieben Eskimos
mit Hundeschlitten kaincn herbei, luden uns
ohne ein Wort zu verlieren auf und in drei
Minuten waren wir in der Eskimohauptstadt
Die Häuser waren zwar nicht so schön wie
bei uns, aber es ließ sich drinnen wohnen.
Die Leute a» und für sich laufe» da sehr
einfach rum.

Lackschuhe und Zylinder haben sic da nicht
Auch tragen sie keinen Kragen. Dagegen
gibt es da sehr viel Schwarzhörer. Fast jeder
hat einen Radiokasten.

Als wir uns einigermaßen erholt hatten,
führte der Retter uns in eine Gaststube. Dort
bekamen wir zu essen und mußten Tran dazu
trinken. Es hat vorzüglich geschmeckt.

2luf meine Frage, warum sic nicht in wärmere
Gegenden ziehen, da es ain Nordpol doch so
gräsig kalt sei, sagte mir der Bürgermeister
der Stadt, sic dürften die Gegend nicht ver-
lassen, weil sie doch die Erdachse schmieren
müßten.

Das habe ich dann auch eingesehen.
Nachdem uns der Gemeindeschuster jedem ein
Paar dcfte Stiefel gemacht hatte, sind wir
weiter gezogen und kamen unterhalb Ham-
burgs in Deutschland an.

Fünf Jahre waren wir fort gewesen, und das
ist wohl eine nette Zeit.

Fortsetzung in nächster DTummec
des „Wahren Jacob"

LeoHeller: Die Köche

Eene Kidie haben wir oodi zuhaus.

Wat drin jekocht wird, von werden wir nicht satt,
Aber Mulla und wir penn’ uns dort aus.

Wenn Vater sein Mächen mit in die Stube hat,
denn darf lceena rin, nur wenn se fortjeht, denn
bekomm wir det Miststick alle zu sehn.

Uff Mutta schmeißt se imma een’ jiftigen Blick

und fort is se — Vata nennt se: sein Jlidc . . .

Oodi Vata schleeft manchmal in die Kiche drin.

Det is, wenn er blau is, wenn er jeladen hat.

Denn feilt er uff die Dielen jlatt:

Denn kann er nidi mehr ip die Stube rin . . .

Wat in die Kiche jekocht wird, von werden wir
nich satt.

Der Irrtum

Krause saß in der Straßen-
bahn. Eine Daine stieg ein.
Krause stand höflich auf und
bot seinen Platz au. Die
Dame setzte sich schweigend.
„Wie meinten, gnädige
Frau?" verbeugte sich Krause.
„Ich habe nichts gesagt."
„O Verzeihung, vielmals
Verzeihung", entschuldigte
sich Krause, „ich glaubte.
Sie hätten Danke gesagt."

Abbau

Abbau, o, du Zauberwort!
Schmelicke saß im Restaurant
und verlangte die Speise-
karte.

Darauf der Kellner: „Be-
daure, Speisekarten sind ab-
gebaul!"

Müller und Schulze von dunnemals und
die Staatspartei

„Komm man den Weg entlang, Müller, for die neuen Achtund-
vierziger is mir unsre alte Fahne doch zu schade!“

Unsterblichkeit

Der berühmte Dichter fühlte
sein Ende. Die Welt umstand
sein letztes Lager.

„Ihr Freunde", sagte der
Dichter traurig, „die Well
ist schlecht eingerichtet. Wie
viel lieber wäre es mir jetzt,
lvenn ich eine sterbliche Seele,
dafür aber einen unsterb-
lichen Körper hätte!"

Schlagfertig

Der Lehrer erklärt, was ein
Wendepunkt bedeutet.
„Fritz, jetzt bilde mir mal
einen Satz mit diesem Wort!"
„Gestern sagte meine Mutter
zu Vätern:

„Wenn de p u n k t zehn
nicht zu Lause bist, hol’ ich
dich aus der Kneipe raus!"

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