Hier klettert an dem Regenrohr
Der Klettermaxe kühn empor!
Ein offenes Fenster lädt ihn ein,
ins dunkle Zimmer dringt kein Sdhein.
Klettermaxens Abenteuer
Da plötzlich wird der Raum taghell,
im Bett sitzt Jungfrau Isabell.
Selbst Casanova war’ vielleicht
der Zärtlichkeit hier abgeneigt!
„Ein Mann! Ein Mann! O welches Glück!“
Entsetzt prallt Klettermax zurück!
Gesegnet sei das Ueberfall-
Kommando hier wie überall!
das Wunder
an der Weichsel
Warschau ist auch eine schöne
Stabt! 0, gewiß! Lind eine
witzige Stadt dazu.
Das ist erst knapp ein Jahr-
zehnt her, da standen die bol-
schewistischen Truppen vor den
Toren Warschaus. Eine Panik
ohnegleichen hatte sich der Be-
völkerung der Hauptstadt und
des ganzen Landes bemächtigt,
Warschaus Fall schien nur noch
eine Frage von wenigen Tagen.
Wer weiß, wie das Antlitz Po-
lens, ja Europas heute aussähe,
wäre Warschau damals nicht
gerettet worden. Warum und
wodurch dies geschah, das weiß
niemand zu sagen, nicht die
Historiker und nicht die Militärs,
selbst die wagten es nicht, den
plötzlichen und gänzlich unver-
ständlichen Rückzug der Ruffcn
auf ihr umfangreiches Verdienst-
konto zu buchen, und wie das
eben so ist, wenn man keinen
Siindenbock findeit kann, —
man schob die ganze Sache
einfach dem lieben Gott, selbst-
verständlich katholische Abteilung,
in die weiten Schuhe, sang ein
„Te deum Iaudamus“ und be-
namste die Angelegenheit, weil
doch jedes Kind einen Namen
haben muß, „das Wunder an
der Weichsel", und unter diesem
Namen werden sich noch die
Kinder unserer Kinde:linder mit
ihr in derncuzeitlichenGeschichts-
stunde herumquälen müssen.
So! Das ist die Einleitung.
Jetzt kommt die eigentliche Ge-
schichte.
Der Marschall Pilsudski hat,
das weiß in Polen jedermann,
als eine der Folgen einer in
früheren Jahren erworbenen
bösen Krankheit vor der Zeit
seine Manneskraft verloren;
das weiß in Polen jedermann
und witzelt darüber. Nun hat
der Dziadek erfahren, daß und
weshalb er zur Zielscheibe des
allgemeinen Spottes geworden
ist, und ist darüber sehr erbost
und sinnt auf Abhilfe.
Läßt sich seinen Leibarzt kommen
und sagt zu dem: „Das geht
nicht so weiter, daß ich das Ge-
spött der Gassen bin, du mußt
etwas dagegen tun!"
DerMedizinmann,Obergeneral-
arzt der Armee, hat lange Jahre
als Militärarzt unter den schwarz-
gclben Fahnen Labsburas ge-
9
Der Klettermaxe kühn empor!
Ein offenes Fenster lädt ihn ein,
ins dunkle Zimmer dringt kein Sdhein.
Klettermaxens Abenteuer
Da plötzlich wird der Raum taghell,
im Bett sitzt Jungfrau Isabell.
Selbst Casanova war’ vielleicht
der Zärtlichkeit hier abgeneigt!
„Ein Mann! Ein Mann! O welches Glück!“
Entsetzt prallt Klettermax zurück!
Gesegnet sei das Ueberfall-
Kommando hier wie überall!
das Wunder
an der Weichsel
Warschau ist auch eine schöne
Stabt! 0, gewiß! Lind eine
witzige Stadt dazu.
Das ist erst knapp ein Jahr-
zehnt her, da standen die bol-
schewistischen Truppen vor den
Toren Warschaus. Eine Panik
ohnegleichen hatte sich der Be-
völkerung der Hauptstadt und
des ganzen Landes bemächtigt,
Warschaus Fall schien nur noch
eine Frage von wenigen Tagen.
Wer weiß, wie das Antlitz Po-
lens, ja Europas heute aussähe,
wäre Warschau damals nicht
gerettet worden. Warum und
wodurch dies geschah, das weiß
niemand zu sagen, nicht die
Historiker und nicht die Militärs,
selbst die wagten es nicht, den
plötzlichen und gänzlich unver-
ständlichen Rückzug der Ruffcn
auf ihr umfangreiches Verdienst-
konto zu buchen, und wie das
eben so ist, wenn man keinen
Siindenbock findeit kann, —
man schob die ganze Sache
einfach dem lieben Gott, selbst-
verständlich katholische Abteilung,
in die weiten Schuhe, sang ein
„Te deum Iaudamus“ und be-
namste die Angelegenheit, weil
doch jedes Kind einen Namen
haben muß, „das Wunder an
der Weichsel", und unter diesem
Namen werden sich noch die
Kinder unserer Kinde:linder mit
ihr in derncuzeitlichenGeschichts-
stunde herumquälen müssen.
So! Das ist die Einleitung.
Jetzt kommt die eigentliche Ge-
schichte.
Der Marschall Pilsudski hat,
das weiß in Polen jedermann,
als eine der Folgen einer in
früheren Jahren erworbenen
bösen Krankheit vor der Zeit
seine Manneskraft verloren;
das weiß in Polen jedermann
und witzelt darüber. Nun hat
der Dziadek erfahren, daß und
weshalb er zur Zielscheibe des
allgemeinen Spottes geworden
ist, und ist darüber sehr erbost
und sinnt auf Abhilfe.
Läßt sich seinen Leibarzt kommen
und sagt zu dem: „Das geht
nicht so weiter, daß ich das Ge-
spött der Gassen bin, du mußt
etwas dagegen tun!"
DerMedizinmann,Obergeneral-
arzt der Armee, hat lange Jahre
als Militärarzt unter den schwarz-
gclben Fahnen Labsburas ge-
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