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Kampfe ziehen werde, aber man
müsse bewaffnete und behelmte Leute
aufstellen, um das Bürgerbräu zu
schützen. Lind er gründete den
Stammtisch der Militärpazifisten. Ein
Dritter sagte, man solle vor allem
beten und weiter das dösig beharr-
liche Bier der alten Tugend trinken,
und den Leuten draußen solle man
als Ersatz für Arbeit und Brot den
Segen spenden. Er nahm am Tische
der Christlich - Sozial - Kapitalistischen
Partei Platz. Ein Vierter neigte sich
vor dem Bilde des Behelmten und
pries die herrliche Vergangenheit, in
der das Bier noch schmeckte und die
Trommel zum Streite rief. Ein Fünfter
machte den Stammtisch der Diktatur-
demokraten auf. Ein Sechster ver-
sammelte die Leute am Stammtisch
zur Wahrung der Belange der an
der Vertretung der Interessen Inter-
essierten.

Da standen sie und schlugen mit den
Viergläsern auf die Tische, bis cs
Scherben und Splitter gab. Viele
Gäste liefen schnell hinaus. Andere
drückten sich ratlos in die Ecke. Die
Stammtische blieben ziemlich leer,
und einer nach dem andern stand
auf, um einen neuen Stammtisch zu
gründen.

Lind wohin man sah, waren Splitter.

E- g

*

Volkspartei

Zeichnungen von Gerhard Holter

Unter Scholz setzte sie sich in diesen Sattel!

Sfreieniann gab ihr eine Linie!

Unter Dingeldey ist sie nur noch eine Kurve!

Die Weltanschauung

Das war kurz vor Weihnachten im
Cafe Zentral in Wien. Der Schrift-
steller Egon Dietrichstein befreite eben
behutsam eine Fliege, die an seinem
Kemd kleben geblieben war.

Da sagte einer der interessiert zu-
schauenden Kollegen: „Geh, Lieber —
bald ist Weihnachten! Ein hoher
Festtag — zwei sogar! Wie wär's,
wenn du aus diesem Anlaß mal die
Wäsche wechseln würdest?"

„Swift du mich wirklich für so klerikal?" erwiderte Dictrich-
stein gekränkt.

Ratschläge

Ein junger Mann ans der diplomatischen Laufbahn, der
mit einem alten, erfahrenen Politiker ins Gespräch kam,
erbat von diesem einige gute Ratschläge.

„Sie verfügen doch über eine reiche Erfahrung!" schloß
der Jüngere seine Bitte.

„Ja, und ich will Ihnen gern die besten Ratschläge aus
meiner Erfahrung geben," anttvortcte der Alte. „Es sind
drei. Erstens: Fragen Sie niemals jemand um Rat!
Zweitens: Geben Sie niemals jemandem einen Rat!

Drittens: Kümmern Sie sich niemals um einen Rat!"

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