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Walter Kerb: Die Auseinandersetzung
TTaifiininaiH' machten wir einen Ausflug in
öen Llrmalö.
Nachdem wie uns reichlich bewaffnet harten,
ich mußte eine Kanone von zweihnndeet Pfand
tragen, die war mindestens fünf Zentner
schwer.
Einige Stunden waren wir schon getippelt,
als wir plötzlich Musik hörten. Wir staunten
natürlich auch furchtbar. So etwas hatte
selbst der Herr Farmer noch nicht erlebt.
Musik im Urwald.
Wie kamen immer näher, und da sahen wir
etwas, daß ich gleich die sieben Zentner
schwere Kanone fallen ließ und sie auch nicht
wledergefnudeu habe.
Au einem großen Kreis standen zirka hundert
Mustkauten.
Das Sonderbare daran war, es waren keine
Menschen, sondern Tiere. Acht Elefanten
spielten die erste Geige. Zwanzig Eichhörn-
chen mußten die große Trompete blasen.
Dreißig Affen machten Mnstk auf Flöten und
Klarinetten. Am Klavier saß ein Kamel,
lind ein Nashorn mußte die Pauke bedienen.
Zu der Ntitte aber stand ein alter Manu,
der war Kapellmeister. Eie spielten grade
das schöne i'ieö: Guter Mond, du gehst-
llnser Zausen mußte sich erst mal Hinsehen,
sonst wäre er vor Schreck nmgefalle». Aber
wenn der Mensch Pech haben soll, so kann
er nichts dagegen machen. So auch unser
Kappen, er hatte sich mitten in einen großen
Kaktus gesetzt. Wer sich noch nicht in so ein
Gewächs gesetzt hat, der keimt den Schmerz
nicht, de» unser guter Zausen erdulden mußte.
Nachdem wir ihn, die Stachel mi» der Sitz-
gelegenheit entfernt hatten, gingen wir noch
dichter an die Musikanten ran
Als die Musik beendet war, klatschten wir
tüchtig Beifall.
Der Herr Kapellmeister machte eine tiefe
Verbeugung, kam auf uns zu und haute
Zausen einen runter. Sie unverschämter Kerl
haben meinen schönen Kaktus ruiniert!
Wir waren alle gerührt —- —
Dann stellte sich der Meister als „Professor.
Unfe aus Berlin" vor. Er sei Ntustklehrer.
Wolle aber lieber Tiere als Menschen unter-
richten. — Db das leichter ist, wer weiß?
Der Professor spielte uns mir seiner Kapelle
noch einige Stücke vor, die er selbst kompo-
niert hatte. Dann sagte er uns zum Teufel.
Als gebildeter Mensch hätte er das nicht nötig
gehabt.
Wir zogen weiter, .Mir der Zeit verspürten
wir auch Hunger. Was mm? Wir fanden den
Weg nicht wieder nach.Hause. Ilnd in der
Wildnis übernachten ist mitunter gefährlich.
Zausen schimpfte natürlich gleich wieder los.
„Denkt ihr, ich will mich hier von dem Un-
geziefer fressen lassen?"
Aber, was half das alles, wir mußten uns
zum Schluß doch hinlegen. Es war plötzlich
finster geworden, und so legten wir uns hin,
wo wir grad standen. Da wir keine Decken
mitgenommen hatten, fror uns natürlich furcht-
bar. Lange sollten wir jedoch nicht mit den
Zähnen klappern, da kam etwas angestamplt
und legte sich, ohne uns zu fragen, auf uns
rauf. Was eg war, wußten wir nicht, w>r
konnten ja nichts sehen.
Was kriegten wir aber am anderen Morgen
für einen Schreck, als wir gewahr wurden,
daß ein Elefant auf uns lag.
Es war noch ein Glück, daß wir nicht gewußt
hatten, was sich auf »ns gepackt hatte in der
strarstt, sonst wären wir sicher schon breit
gewesen.
Nun war aber keine Minute mehr Zeit zum
Besinnen. stUo wir wußten, was auf uns
lag, konnten wir kaum noch Luft kriegen.
Da ich der Züngste war, kroch ich schnell
unter dem dicken Klotz hervor, packte ihn an
einem Bein und zog ihn langsam, ohne daß
er etwas merkte, von den beiden Getrosten runter.
„Man gut", sagte Zausen, „daß der Elefant
nichts gemerkt hat, sonst hätte er uns sicher
anfgefrefsen."
Nachdem wir uns von dem Schreck erholt
hatten, wuschen wir uns mir Luft und ließen
eg von der Sonne trocknen. Dan» irrten
wir weiter in der Wildnis. Unsere strafen
hingen vor Hunger schon bis auf die Erde.
Neunmal waren wir mm schon an ein und
derselben Stelle angelangt. Ein Zeichen, daß
die Erde rund ist.
Schließlich ist der Farmer auf einen Baum
gestiegen und bar Umschau gehalten.
„Mensch", jubelte er, „wir sind keine Niinute
von meinem Haus entfernt!"
Da sind wir denn auf dem einfachste» W>egc
durch den Urwald getippelt und waren in
sieben Stunden zu Hause.
Vor allen Dingen stillten wir da»» erst mal
unseren großen Hunger. Als wir noch am
Esten waren, kam ein Neger und gab an
Zausen ein Telegramm ab. Da stand drin:
„Da ich vom Boxkampf hörte, will ich auch
mit dir boxen. Eine Ausrede darfst du nicht
haben. Zck erwarte dich. König von Afrika,
Kaiser aller umliegenden Dt»schalten/
„Klabautermann und Seeschlarig'n, Donner
und Doria, Donnerstag und Freitag!" Zausen
flnrbre das ganze Abr durch.
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Walter Kerb: Die Auseinandersetzung
TTaifiininaiH' machten wir einen Ausflug in
öen Llrmalö.
Nachdem wie uns reichlich bewaffnet harten,
ich mußte eine Kanone von zweihnndeet Pfand
tragen, die war mindestens fünf Zentner
schwer.
Einige Stunden waren wir schon getippelt,
als wir plötzlich Musik hörten. Wir staunten
natürlich auch furchtbar. So etwas hatte
selbst der Herr Farmer noch nicht erlebt.
Musik im Urwald.
Wie kamen immer näher, und da sahen wir
etwas, daß ich gleich die sieben Zentner
schwere Kanone fallen ließ und sie auch nicht
wledergefnudeu habe.
Au einem großen Kreis standen zirka hundert
Mustkauten.
Das Sonderbare daran war, es waren keine
Menschen, sondern Tiere. Acht Elefanten
spielten die erste Geige. Zwanzig Eichhörn-
chen mußten die große Trompete blasen.
Dreißig Affen machten Mnstk auf Flöten und
Klarinetten. Am Klavier saß ein Kamel,
lind ein Nashorn mußte die Pauke bedienen.
Zu der Ntitte aber stand ein alter Manu,
der war Kapellmeister. Eie spielten grade
das schöne i'ieö: Guter Mond, du gehst-
llnser Zausen mußte sich erst mal Hinsehen,
sonst wäre er vor Schreck nmgefalle». Aber
wenn der Mensch Pech haben soll, so kann
er nichts dagegen machen. So auch unser
Kappen, er hatte sich mitten in einen großen
Kaktus gesetzt. Wer sich noch nicht in so ein
Gewächs gesetzt hat, der keimt den Schmerz
nicht, de» unser guter Zausen erdulden mußte.
Nachdem wir ihn, die Stachel mi» der Sitz-
gelegenheit entfernt hatten, gingen wir noch
dichter an die Musikanten ran
Als die Musik beendet war, klatschten wir
tüchtig Beifall.
Der Herr Kapellmeister machte eine tiefe
Verbeugung, kam auf uns zu und haute
Zausen einen runter. Sie unverschämter Kerl
haben meinen schönen Kaktus ruiniert!
Wir waren alle gerührt —- —
Dann stellte sich der Meister als „Professor.
Unfe aus Berlin" vor. Er sei Ntustklehrer.
Wolle aber lieber Tiere als Menschen unter-
richten. — Db das leichter ist, wer weiß?
Der Professor spielte uns mir seiner Kapelle
noch einige Stücke vor, die er selbst kompo-
niert hatte. Dann sagte er uns zum Teufel.
Als gebildeter Mensch hätte er das nicht nötig
gehabt.
Wir zogen weiter, .Mir der Zeit verspürten
wir auch Hunger. Was mm? Wir fanden den
Weg nicht wieder nach.Hause. Ilnd in der
Wildnis übernachten ist mitunter gefährlich.
Zausen schimpfte natürlich gleich wieder los.
„Denkt ihr, ich will mich hier von dem Un-
geziefer fressen lassen?"
Aber, was half das alles, wir mußten uns
zum Schluß doch hinlegen. Es war plötzlich
finster geworden, und so legten wir uns hin,
wo wir grad standen. Da wir keine Decken
mitgenommen hatten, fror uns natürlich furcht-
bar. Lange sollten wir jedoch nicht mit den
Zähnen klappern, da kam etwas angestamplt
und legte sich, ohne uns zu fragen, auf uns
rauf. Was eg war, wußten wir nicht, w>r
konnten ja nichts sehen.
Was kriegten wir aber am anderen Morgen
für einen Schreck, als wir gewahr wurden,
daß ein Elefant auf uns lag.
Es war noch ein Glück, daß wir nicht gewußt
hatten, was sich auf »ns gepackt hatte in der
strarstt, sonst wären wir sicher schon breit
gewesen.
Nun war aber keine Minute mehr Zeit zum
Besinnen. stUo wir wußten, was auf uns
lag, konnten wir kaum noch Luft kriegen.
Da ich der Züngste war, kroch ich schnell
unter dem dicken Klotz hervor, packte ihn an
einem Bein und zog ihn langsam, ohne daß
er etwas merkte, von den beiden Getrosten runter.
„Man gut", sagte Zausen, „daß der Elefant
nichts gemerkt hat, sonst hätte er uns sicher
anfgefrefsen."
Nachdem wir uns von dem Schreck erholt
hatten, wuschen wir uns mir Luft und ließen
eg von der Sonne trocknen. Dan» irrten
wir weiter in der Wildnis. Unsere strafen
hingen vor Hunger schon bis auf die Erde.
Neunmal waren wir mm schon an ein und
derselben Stelle angelangt. Ein Zeichen, daß
die Erde rund ist.
Schließlich ist der Farmer auf einen Baum
gestiegen und bar Umschau gehalten.
„Mensch", jubelte er, „wir sind keine Niinute
von meinem Haus entfernt!"
Da sind wir denn auf dem einfachste» W>egc
durch den Urwald getippelt und waren in
sieben Stunden zu Hause.
Vor allen Dingen stillten wir da»» erst mal
unseren großen Hunger. Als wir noch am
Esten waren, kam ein Neger und gab an
Zausen ein Telegramm ab. Da stand drin:
„Da ich vom Boxkampf hörte, will ich auch
mit dir boxen. Eine Ausrede darfst du nicht
haben. Zck erwarte dich. König von Afrika,
Kaiser aller umliegenden Dt»schalten/
„Klabautermann und Seeschlarig'n, Donner
und Doria, Donnerstag und Freitag!" Zausen
flnrbre das ganze Abr durch.
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