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Zeichnung rem Julius Rosenbaum

q«1Q „Komm, gehen wir
^ >O Zur weisen Frau . . .!“

sagen. Sie sind voller Ideen und wissen viel mehr als
wir —: nur was sie wollen, das wissen sie nicht.

Sie haben ja z. B. alle von Monsieur Briand gehört. Der
hat die Idee eines friedlichen Europa verfochten, das mit
geeinter Kraft seine Krise überwinden soll. Aber wie
das vor sich gehen soll, das weiß er bis heute nicht.
Dabei hat er sich auf mindestens 20 Konferenzen darüber
unterhalten können. Unser Mr. Mellon hingegen ist neulich
zwei Wochen privatim in London gewesen und hat nach
8 Tagen an Mr. Hoover ein Kabel geschickt, und in dem
Kabel stand: so geht es nicht weiter — und da hat

Mr. Hoover den Europäern das Moratorium vorgeschlagen.
Aber glauben Sie, werte Zuhörer, daß sich Briand gefreut
hat? No, er war beleidigt, daß sich Mr. Hoover nicht die
Zeit genommen hat, ihn zu fragen, ob er noch immer für
ein friedliches Europa und gegen die Krise ist.

Da wir Amerikaner die Gläubiger und die Europäer unsere
Schuldner sind, haben wir das viele Fragen, das drüben so
beliebt ist, glücklicherweise nicht nötig. Wenn wir merken,
daß es in Europa wieder gar zu bunt geworden ist, schicken
wir einen Herrn hinüber, der den Leuten Vernunft bei-
bringt. Daß wir so etwas nicht ohne Vorteil für unsere
Geschäfte tun, hat uns der Krieg gezeigt und hat uns
M. Hoover neulich ausdrücklich erklärt. Darum haben wir
auch beim Betrachten der europäischen Sehenswürdigkeiten
angenehme Gefühle. Allerdings: ganz angenehm ist es nicht,
wenn man sozusagen gezwungen ist, aus der Dummheit
anderer Leute Geld zu ziehen! Und darum rate ich Ihnen;
fahren Sie hinüber nach Europa! Sie werden auf Ihre Kosten
kommen.

G —g.

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