Zeichnung von W. G oldm aan
Zeichnung von J upo
Berliner Lokal-
Notverordnung
„Der BerlinerBür-
ger hat bedürfnis-
los zu sein I“
Polizeiwachtmei-
ster Meier hat
einen „schweren
Jungen“ gefaßt!
Schiller in Berlin
Sketch von Roda Roda
Personen: Alexander von Humboldt
Friedrich von Schiller
(in der Tracht ihrer Zeit)
Direktor Grünfeld
Ein Boy (in der Tracht von heute)
Vorzimmer eines Verlagsbüros
Humboldt und Schiller (sind eingetreten).
Humboldt: So, lieber Herr Professor, wir sind
am Ziel.
Schiller (blickt sich fast ängstlich um): Hum-
boldt, wohin habe Sie mich gebracht?
Humboldt (lächelnd): In welchem Jahrhundert
leben Sie, daß Sie den Verlag Beier & Meier nicht
kennen? Die Leute werden Sie
aufs beste aufnehmen. (Zum Boy):
He, Junge! Na? Wirds einmal?
Ja, gewiß du!
Der Boy: Wen darf ich melden?
II u m b o 1 d t und Schiller
(haben dem Boy ihre Besuchs-
karten übergeben).
Der Boy (liest mißtrauisch):
Königlicher Kammerherr Freiherr
von Humboldt — Professor und
Rat Friedrich von Schiller. (Frech):
In welcher Angelegenheit — bittäh ?
Humboldt: Melden Sie uns
nur an. (Mit Betonung): Beim
Chef selbst.
Der Boy: In welcher Angelegen-
heit — bittäh??
Humboldt (wird ungeduldig).
Der Boy (verschwindet).
Humboldt und Schiller
(setzen sich und warten schweigend).
Humboldt (mit allen Zeichen
der Ungeduld).
Schiller (um das Schweigen
zu brechen): Und Sie, Humboldt,
gehe bald wieder auf Reisen?
H u m b o 1 d t (ohne seinen bösen
Blick von der Tür zu wenden,
aus der er den Chef der Finna
so lange vergebens erwartet): Das
hängt (Gebärde nach der Tür)
vom Chef ab. Sie wissen, daß ich
bei Beier & Meier engagiert bin?
Rauschgift. . Schiller: Das wuscht ich nit.
Humboldt: Ich habe mir
durch meine Schilderungen aus aller Welt immerhin
einen Namen gemacht. Das ist dem rührigen Verlag
Beier & Meier keineswegs entgangen.
Schiller: Womit beschäftige Sie sich nun, mei
lieber Humboldt?
Humboldt: Ich reise für die Firma.
Schiller (erschrocken): Sie reise . . . for die •
Firma?
Humboldt: Das Publikum von heute verlangt
Aktualitäten. Wenn nun, sagen wir: in Ostpreußen,
ein siebenfacher Raubmord geschieht — na, da
schnalle ich einfach meinen Apparat um und fahre
nach Plotow am Pregel. Ich knipse dies Plotow von
einigen Hügeln und schreibe eine kleine Schilde-
rung des Ortes nieder.
Schiller: Scheißlich. Scheißlich, armer Freund.
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Zeichnung von J upo
Berliner Lokal-
Notverordnung
„Der BerlinerBür-
ger hat bedürfnis-
los zu sein I“
Polizeiwachtmei-
ster Meier hat
einen „schweren
Jungen“ gefaßt!
Schiller in Berlin
Sketch von Roda Roda
Personen: Alexander von Humboldt
Friedrich von Schiller
(in der Tracht ihrer Zeit)
Direktor Grünfeld
Ein Boy (in der Tracht von heute)
Vorzimmer eines Verlagsbüros
Humboldt und Schiller (sind eingetreten).
Humboldt: So, lieber Herr Professor, wir sind
am Ziel.
Schiller (blickt sich fast ängstlich um): Hum-
boldt, wohin habe Sie mich gebracht?
Humboldt (lächelnd): In welchem Jahrhundert
leben Sie, daß Sie den Verlag Beier & Meier nicht
kennen? Die Leute werden Sie
aufs beste aufnehmen. (Zum Boy):
He, Junge! Na? Wirds einmal?
Ja, gewiß du!
Der Boy: Wen darf ich melden?
II u m b o 1 d t und Schiller
(haben dem Boy ihre Besuchs-
karten übergeben).
Der Boy (liest mißtrauisch):
Königlicher Kammerherr Freiherr
von Humboldt — Professor und
Rat Friedrich von Schiller. (Frech):
In welcher Angelegenheit — bittäh ?
Humboldt: Melden Sie uns
nur an. (Mit Betonung): Beim
Chef selbst.
Der Boy: In welcher Angelegen-
heit — bittäh??
Humboldt (wird ungeduldig).
Der Boy (verschwindet).
Humboldt und Schiller
(setzen sich und warten schweigend).
Humboldt (mit allen Zeichen
der Ungeduld).
Schiller (um das Schweigen
zu brechen): Und Sie, Humboldt,
gehe bald wieder auf Reisen?
H u m b o 1 d t (ohne seinen bösen
Blick von der Tür zu wenden,
aus der er den Chef der Finna
so lange vergebens erwartet): Das
hängt (Gebärde nach der Tür)
vom Chef ab. Sie wissen, daß ich
bei Beier & Meier engagiert bin?
Rauschgift. . Schiller: Das wuscht ich nit.
Humboldt: Ich habe mir
durch meine Schilderungen aus aller Welt immerhin
einen Namen gemacht. Das ist dem rührigen Verlag
Beier & Meier keineswegs entgangen.
Schiller: Womit beschäftige Sie sich nun, mei
lieber Humboldt?
Humboldt: Ich reise für die Firma.
Schiller (erschrocken): Sie reise . . . for die •
Firma?
Humboldt: Das Publikum von heute verlangt
Aktualitäten. Wenn nun, sagen wir: in Ostpreußen,
ein siebenfacher Raubmord geschieht — na, da
schnalle ich einfach meinen Apparat um und fahre
nach Plotow am Pregel. Ich knipse dies Plotow von
einigen Hügeln und schreibe eine kleine Schilde-
rung des Ortes nieder.
Schiller: Scheißlich. Scheißlich, armer Freund.
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