Joachim Ringelnatz: Zwei Gedichte
Schiffer-Sentiment
Gelb das Wasser und der Himmel grau.
Neben mir hockt eine alte Wachtel,
alte Dame oder alte Frau.
Zählt zum zehnten Male ganz genau
Geld aus einer Zigarettenschachtel.
Grog tut wohl, und alte Frau tut weh.
Ich muß fort. Ich stoße meinen Kutter
ungern In die trübe, gelbe,
ganz genau so mißgelaunte See. —
Liebe Zeit! Es ist doch stets dieselbe
jedermannes arme alte Mutter.
Was du erwirbst an Geist und Gut
Erwirb dir viel und gib das meiste fort,
Viel zu behalten, hat den Wert von Sport.
Behalte Dinge, die du innig liebst,
bis du sie gern an Freunde weitergibst.
Liebe und halte frei dein Eigentum.
Besitz macht ruhelos und bringt nicht Ruhm.
Licht aus, und ich muß dann
Die Hitler- ins Bett.
Industriellen Der Chef mißverstand die
Bewegung. „Warumdenn nicht?
Machen Sie doch keine Sachen.
Wenn ich Ihnen den Vorschlag
mache, dann habe ich doch
vollstes Vertrauen zu Ihnen.
Nehmen Sie die Bücher getrost
mit.“
Im Auto sagte Herr Reibeisen
zu Frau Reibeisen: „Ich werde
meinen Leuten dieses Jahr
nichts geben.“
Frau Reibeisen meinte: „Was,
Neujahrsgeschenke? Auch das
noch! Weiter fehlt uns nichts!
Bei dem Geschäftsgang!“
Als das Orchester recht laut
schmetterte, schrie Herr Reib-
eisen Frau Reibeisen ins
< )hr ; „Aber Zierfischel kriegt
wieder einen Schnaps.“ „Ja“,
nickte Frau Reibeisen zustim-
mend.
Dann begann das Orchester
mit einer leisen Walzer-
melodie.
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Schiffer-Sentiment
Gelb das Wasser und der Himmel grau.
Neben mir hockt eine alte Wachtel,
alte Dame oder alte Frau.
Zählt zum zehnten Male ganz genau
Geld aus einer Zigarettenschachtel.
Grog tut wohl, und alte Frau tut weh.
Ich muß fort. Ich stoße meinen Kutter
ungern In die trübe, gelbe,
ganz genau so mißgelaunte See. —
Liebe Zeit! Es ist doch stets dieselbe
jedermannes arme alte Mutter.
Was du erwirbst an Geist und Gut
Erwirb dir viel und gib das meiste fort,
Viel zu behalten, hat den Wert von Sport.
Behalte Dinge, die du innig liebst,
bis du sie gern an Freunde weitergibst.
Liebe und halte frei dein Eigentum.
Besitz macht ruhelos und bringt nicht Ruhm.
Licht aus, und ich muß dann
Die Hitler- ins Bett.
Industriellen Der Chef mißverstand die
Bewegung. „Warumdenn nicht?
Machen Sie doch keine Sachen.
Wenn ich Ihnen den Vorschlag
mache, dann habe ich doch
vollstes Vertrauen zu Ihnen.
Nehmen Sie die Bücher getrost
mit.“
Im Auto sagte Herr Reibeisen
zu Frau Reibeisen: „Ich werde
meinen Leuten dieses Jahr
nichts geben.“
Frau Reibeisen meinte: „Was,
Neujahrsgeschenke? Auch das
noch! Weiter fehlt uns nichts!
Bei dem Geschäftsgang!“
Als das Orchester recht laut
schmetterte, schrie Herr Reib-
eisen Frau Reibeisen ins
< )hr ; „Aber Zierfischel kriegt
wieder einen Schnaps.“ „Ja“,
nickte Frau Reibeisen zustim-
mend.
Dann begann das Orchester
mit einer leisen Walzer-
melodie.
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