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Der tönende Hitler

Wenn Adolf Hitler aus Braunau, derzeit Eigentümer des
Braunen Hauses in München (das Ortskundige zuweilen
für ein Brauhaus halten), von sich behauptet, in Deutsch-
land 15 Millionen Anhänger zu besitzen, dann wird diese
Zahl auch von solchen angezweifelt, die gewissenhafter
Weise die Säuglinge, Backfische und Schlottergreise jeg-
lichen Alters sowie die (gleich Hitler) lediglich Zugereisten
Bei dieser Rechnung mitberücksichtigen. Gleichfalls nicht
Unbestritten ist Hitlers Verdienst um die Führung der na-
tionalen sogenannten Politik, das sogar sein trauter Bundes-
genosse Hugenberg hartnäckig in Abrede gestellt hat. Eher
wird man schon Hitlers Fortschritte in der Bekämpfung der
Fremdwörter anerkennen dürfen, zumal es ihm zweifellos zu
verdanken ist, daß kein Mensch in Deutschland das Fremd-
wort Legalität mehr ernst nimmt. Aber ein Erfolg, den ihm
niemand streitig machen könnte, wäre die Verwirklichung
der Idee, mit der sich Mister Moneymaker in Hollywood,
der berühmte amerikanische Filmmagnat, seit einiger Zeit
schon trägt — er beabsichtigt nämlich, Adolf Hitler unter
erstklassigen Bedingungen für den Tonfilm zu engagieren.
Mister Moneymaker ist durch Hitlers Reden an die Aus-
landspresse und durch die Interviews, die der Herr des
Braunen Hauses amerikanischen Journalisten grofifr. . . ,
rch meine: großherzig gewährte, zu der Ansicht gekommen,
daß sich Adolf Hitler im Tonfilm erfolgreich verwenden
lassen muß.

Mister Moneymaker steht auf dem Standpunkt, daß Chaplins
Ruhm im Sinken sei und daß man deshalb nach neuen
Kräften als Ersatz Umschau halten müsse. Mister Money-
maker, dem Hitlers Abneigung gegen Fremdstämmige
Wohlbekannt ist, gedenkt seinen neuen Star der Oeffentlich-

keit zunächst in einem Film vorzustellen, in dem Hitler
und Chaplin gegeneinander kämpfen. Moneymaker ver
spricht sich von dem Widerstreit zwischen ängstlicher
Schlauheit und prahlerischer Dummheit unerhört komische
Wirkungen.

Sodann gedenkt Mister Moneymaker Hitler als Helden
von Kurzfilmen zu verwenden, wie sie zur Zeit des stummen
Films Charlie Chaplin berühmt gemacht haben. Da für
Hitler stumme Rollen nicht in Frage kommen, werden es
selbstverständlich tönende Grotesken sein. Vorläufig sind
folgende Filme in Aussicht genommen: „Hitler als Feldherr“
oder „Der Marsch auf Berlin“, worin Hitler als Volksredner
im Münchner Bürgerbräu und als Kriegsheld an der Feld-
herrnhalle gezeigt wird, — „Hitler als Zeuge“, eine tolle
Szene im Leipziger Reichsgericht, — „Hitler weiß von
nichts“, die Geschichte einer seltsamen Verschwörung in
einem hessischen Gasthaus, — „Hitler geht in die Luft“
(unter Mitwirkung von Hitlers Fliegerkorps), „Hitler als
deutscher Arbeiter“ (unter Mitwirkung von Prinz Auwi und
Fritz Thyssen) und „Hitler als Sozialist“ (unter Mitwirkung
von Hugenberg, Seldte und Dingeldey).

Wenn Hitler, woran Mister Moneymaker nicht zweifelt,
mit diesen Kurzfilmen das Gelächter der Welt hervor-
gerufen und damit seinen Ruhm begründet hat, dann soll
als Krönung der Hitler-Moneymaker-Filmproduktion der
große abendfüllende Schlager „Hitler als Hofnarr“ gedreht
werden.

Die amerikanische Filmpresse weiß schon heute über diesen
Film folgendes zu berichten: „Hofnarr ist ein deutsches
Wort und bezeichet eine Person, die früher an deutschen
Fürstenhöfen zur Belustigung der Herrscher und ihres
Gefolges angestellt war. Sie hatte insbesondere die Aufgabe,
auf Aussprüche der Minister mit törichten Redensarten
zu antworten und es war ihr verstattet, sich zuweilen

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