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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0057
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als Würdenträger zu ver-

kleiden oder sich eine Narren-
krone aufzusetzen, um dann

mit unsinnigem Geschwätz die
Karikatur eines Herrschers oder
eines Ministers darzustellen
und alles Volk zum Lachen
zu bringen. Freilich fanden
sich auch Leute, die das

Narrengeschwätz für tiefsinnige
Weisheit hielten, und diese
Leute wirkten dann noch ko-
mischer als der Narr selbst.
Der Dramaturg der Money-
maker-Filmgesellschaft, der mit
den europäischen Verhält-

nissen wohlvertraut ist, prophe-
zeit dem in Rede stehenden
Hitler-Film in allen Fassungen
einen sensationellen Lach-
erfolg, nur von der deutschen
Fassung meint er, daß sie im
Lande Kants und Goethes ein
Teil des Publikums möglicher-
weise ernst nehmen werde. Da
Hitler in der Hauptrolle die
Bezahlung der Auslandschulden
versprechen wird, könnte die-
ses Mißverständnis dem Mister
Moneymaker nur erwünscht
sein, denn der Filmkönig hat
einen Teil seines Vermögens
in europäischen Anleihen an-
gelegt und gehört zu den
schärfsten Gegnern aller Mo-
ratoriums- und Schuldenstrei-
chungspläne.‘‘ C-g

1%/Tan verlangte auf einer
' ■ Wiener Polizeistube hei
meiner Anmeldung Angabe der
Religionszugehörigkeit, fch ließ
diese Spalte des Meldezettels
offen, da Religion zumindest
seit 1918 Privatsache ist. Die
Polizeistube lehnte die An-
nahme des Meldezettels ab, da
sie nur verpflichtet sei, voll-
ständig ausgefüllte Meldezettel
anzunehmen. Ich schickte dar-
aufhin den Meldezettel mit
einem ausführlichen Schreiben
unter Darlegung meiner Gründe
an die Polizeidirektion Wiens
und bat um Aufklärung, ob
und warum ich verpflichtet
sei, meine Religionszugehörig-
keit der Poliz'ei bekanntzugeben.
Am nächsten Morgen kam
ein Beamter zu mir und ver-
suchte mich von der Notwen-
digkeit der Ausfüllung zu
überzeugen.

„Recht habens scho“, meinte
er, „Schreibens halt irgend
etwas hin — es wird nicht
nachgeprüft — wir brauchens
nur für die Statistik.“

r\ie Zeiten werden täglich unsicherer. Keiner weiß, was der morgige Tag bringt.

In Vien haben sie an der Börse eine Neuerung eingeführt. Diese Neuerung hat
sich bewährt. Man erfährt so rechtzeitig, wie eine Firma, wie eine Bank steht. Man
tut folgendes:

\or der Börse stehen die Wiener Bankiers und werfen Schillingstücke in die Luft,
l allt der Schilling auf die Wappenseite, ist die Bank in vier Wochen pleite,
l ällt der Schilling auf den Kopf, ist die Bank in vier Wochen nur eingefroren und
im Ausgleich. Wenn aber der Schilling zehn Zentimeter über dem Boden in der Luft
bleibt, ist die Bank in vier Wochen noch solvent.

Goethe

Jahr

„Schade, daß man
vondemGrUnzeug
nicht satt wird!“

Zeichnung von J u p o

fAie Frau stand vor der Barre.

Der Richter der kleinen Provinzstadt fuhr mit dem Zeugenverhör fort:
„Sie können sich also nicht entsinnen, an welchem Tag der Woche Sie zum ersten
Male das verdächtige Geräusch hörten?“

„Nein, ich weiß nur, daß ich gerade badete.“

Der Richter nickt klug: „Aha! Da haben wir es ja! Es war an einem Sonnabend!“

In einer Nazi Versammlung erklärt der Redner: „Wenn wir wirklich mal einen kleinen
Fehler gemacht haben, dürfen wir nicht gleich tagelang darüber jammern. Ich
muß Ihnen gestehen, daß ich persönlich in solchem Falle über meine eigene
Dummheit lache.“

Stimme aus dem Hintergrund: „Da müssen Sie ja aus dem Lachen gar nicht
mehr rauskommen.“

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