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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0062
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mußte, <lafi die uns wohl gar für das Unheil verant-
wortlich machen wollen, geht mein Revolver, den ich
unterwegs von einem Fremden zugesteckt bekommen
habe, plötzlich aus Ehrgefühl los und pfeffert in der
Notwehr in die Gruppe rein. Einer von den Reichs-
bananen liegt auf der Erde, ist aber bloß ein bißchen
angeschossen. Ich denke mir: der läuft jetzt in seine
Wohnung zurück, um einen Stock zu holen und uns
alle zu verprügeln. Da habe ich lieber gleich mit dem
Messer noch ein bißchen nachgeholfen, daß er sich
nicht etwa gar eines Landfriedensbruches schuldig
macht.

(Die Tür geht auf. Herr Pillnitz stürmt herein)

Frau Pillnitz: Papi, schon aus dem Geschäft zurück?
Tantchen ist gekommen und Herr Schreivogel hat uns
gerade glänzend unterhalten.

Herr Pillnitz: So, Herr Schrei vogel . . . Herr
Schreivogel, den ich bitten wollte, sich doch das mal
durchzulesen. (Reicht ihm ein Mittagsblatt)
Schreivogel: Ein Judenblatt . . . les ich nicht. An
sowas mach ich mir nicht die Finger schmutzig.

Herr Pillnitz: Judenblatt hin, Judenblatt her, hier
steht zu lesen: Der Mörder aus der Kuhturmstraße,

Karl Marx:

,,Seltsamer Weih-
rauch, den mirdie
Kommunisten
spenden!“

Zeichnung von E. Glas

Hitlers

Handlungsreisende

,,Eine prachtvolle Kol-
lektion, nicht wahr,
meine Herren?“

„Sehr nett. Und was
haben Sie in dem Koffer
da?“

„Das ist für den deut-
schen Inlandsbedarf,
meine Herren!“

ein gewisser Schreivogel, ist soeben in Brandenburg
verhaftet worden.

Frau Pillnitz: Entzückend! Sie haben einen Falschen
gegriffen!

Herr Pillnitz: (liest weiter) Er hat bereits ein volles
Geständnis abgelegt , . . Sie haben keinen Falschen,
sie haben den Richtigen gegriffen. Und Sie, Herr
Schreivogel, sind ein Falscher! Sie haben uns alle
hintergangen. Sie sind kein Mörder! Sie
sind ein harmloses Subjekt!

Schreivogel: Herr Pillnitz, ich bitte um Entschul-

digung! Ich bin seit drei Jahren arbeitslos. Ich habe
nichts zu fressen gehabt. Keiner hat ein Herz für mich
gehabt. Auch bei Ihrer Partei nicht. Da habe ich mir
gesagt: Du gibst dich als Mörder von Republikanern
aus. Da sind mit einemmal alle Buttertöpfe voll ge-
wesen in der Partei. Da bin ich überall mit offenen
Armen aufgenommen worden.

Herr Pillnitz: Hinaus aus meinem Haus!

Die Tante: Der Lump ... Er ist gar kein Mörder!
Ihr habt einen ganz gewöhnlichen Arbeitslosen in
eurem Hause beherbergt!

„Also Ihre Ehe ist
geschieden, Herr
Lehmann, und Sie
sindderschuldige
Teil 1“

„Mir ist’s recht,
Herr Richter!
Lieber schuldig
geschieden, als
unschuldig ver-
heiratet!“

Zeichnung von L. Reiz

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