Geheimnis seines Lebens. Dieses Buch ist der
einzige Gegenstand in seinem Hause, den er
verschließt. Es stehen nur Zahlen darin und
Unterschriften, aber das ist eben die Geheim-
sprache des Zauberers. Die verstehen nur die
Tempelwächter, wie Liholiho die Angestellten
der Bank nennt, und er vertraut ihnen. Er
versteht nicht, was fünf Prozent bedeuten, er
weiß nur, wenn er hundert Dollar in den
Tempel schafft, dann sind es nach einem Jahre
hundertfünf Dollar geworden, und für die fünf
Dollar hat er nicht zu arbeiten brauchen, die
werden ihm geschenkt, dafür kann er sich
Ferkel und Fische kaufen und mit den Freunden
ein Luau feiern. Das ist der Zauber, den Liholiho
nicht versteht, erst muß er arbeiten für sein
Geld, dann gibt er es den Weißen und die
geben ihm mehr zurück als sie empfangen
haben. Er spart das Geld und das Geld spart
dann ohne ihn weiter. Seine Kinder sagen,
das ist keine Hexerei, das ist kein Zauber, das
ist Geschäft. Den Handel mit Waren versteht
Liholiho, aber Handel mit Geld, das ist ein
Zauber, den er nicht begreifen kann. Und doch
ist dieser Zauber stark in ihm geworden und
beherrscht ihn, und er hat seine Frau schon
geprügelt, Weil sie für die Wirtschaft zuviel Geld
verbraucht hat. Denn das Geld, für das man
bloß Ware bekommt, ist ein Dreck. Es ist nicht
besser als ein Ferkel oder ein Hut, den man
gegen Fische eintauscht. Da ist keine Zauberei
dabei und Liholiho liebt den Zauber der Haoles
jetzt. Er arbeitet und schuftet in der dreckigen
W urstfahrik, den Gestank halbverfaulten Fleisches
spürt er gar nicht mehr. Zwölf Stunden am Tage,
schon seit vielen Jahren. Und wenn er viel
gespart hat, sind es dreihundert Dollar. Liholiho
ist dem Zauber der Weißen verfallen. Vor hundert
Jahren würde er so philosophiert haben: mit
einer Papeiafrucht kann ich mir den Magen
füllen oder sie gegen Beis eintauschen. Das ist
gut. Heut sagt er, eine Papeiafrucht kann ich
essen, dann ist sie weg. Einen Dollar aber kann
ich in den Tempel schaffen und dort werden es
im Laufe der Jahre zwei Dollar. Das ist besser.
So denkt Liholiho über das Geld, in dem ein
großer Zauber steckt.
•Zeichnung von E. Ohser
„Amtierender
Lehrer-stimmt denn
das?“
„Es stimmt, Herr
Wachtmeister! Ich
sehe jünger aus als
ich bin!“
Die Rakete im Jahre
2000.
Anschauungs-Unter-
richt: Das Hochland
von Tibet.
Zeichnung von E. Ohser
Das Literatencafe tagte. Man nahm die neu-
esten Ereignisse, durch und versah sie mit
den fälligen Randbemerkungen. Schließlich lan-
dete man beim neuesten Gorki:
Und da sagte einer:
Gorki müßte doch eigentlich in Rußland sehr
interessieren -— hat noch keiner daran gedacht,
ihn zu übersetzen?“
Tn einer Schrebergartenlaube saß Rudi und
* spielte Mundharmonika.
Ein kleines Fräulein ging vorbei, blieb stehen
und lauschte der Musik. Rief Rudi: „Kommen
Sie herein, Fräulein, setzen Sie sich doch!“
Das Fräulein kam zögernd näher: „Aber um
zehn Uhr muß ich bestimmt im Hause sein!“
Beruhigte Rudi: „Unter Garantie! Um acht Uhr
kommt hier nämlich sowieso der Besitzer und
wirft uns raus!“ -
„Wieder so ein Kino-
Köder! Seien wir hu-
maner als die Men-
schen — gehen wir!“
einzige Gegenstand in seinem Hause, den er
verschließt. Es stehen nur Zahlen darin und
Unterschriften, aber das ist eben die Geheim-
sprache des Zauberers. Die verstehen nur die
Tempelwächter, wie Liholiho die Angestellten
der Bank nennt, und er vertraut ihnen. Er
versteht nicht, was fünf Prozent bedeuten, er
weiß nur, wenn er hundert Dollar in den
Tempel schafft, dann sind es nach einem Jahre
hundertfünf Dollar geworden, und für die fünf
Dollar hat er nicht zu arbeiten brauchen, die
werden ihm geschenkt, dafür kann er sich
Ferkel und Fische kaufen und mit den Freunden
ein Luau feiern. Das ist der Zauber, den Liholiho
nicht versteht, erst muß er arbeiten für sein
Geld, dann gibt er es den Weißen und die
geben ihm mehr zurück als sie empfangen
haben. Er spart das Geld und das Geld spart
dann ohne ihn weiter. Seine Kinder sagen,
das ist keine Hexerei, das ist kein Zauber, das
ist Geschäft. Den Handel mit Waren versteht
Liholiho, aber Handel mit Geld, das ist ein
Zauber, den er nicht begreifen kann. Und doch
ist dieser Zauber stark in ihm geworden und
beherrscht ihn, und er hat seine Frau schon
geprügelt, Weil sie für die Wirtschaft zuviel Geld
verbraucht hat. Denn das Geld, für das man
bloß Ware bekommt, ist ein Dreck. Es ist nicht
besser als ein Ferkel oder ein Hut, den man
gegen Fische eintauscht. Da ist keine Zauberei
dabei und Liholiho liebt den Zauber der Haoles
jetzt. Er arbeitet und schuftet in der dreckigen
W urstfahrik, den Gestank halbverfaulten Fleisches
spürt er gar nicht mehr. Zwölf Stunden am Tage,
schon seit vielen Jahren. Und wenn er viel
gespart hat, sind es dreihundert Dollar. Liholiho
ist dem Zauber der Weißen verfallen. Vor hundert
Jahren würde er so philosophiert haben: mit
einer Papeiafrucht kann ich mir den Magen
füllen oder sie gegen Beis eintauschen. Das ist
gut. Heut sagt er, eine Papeiafrucht kann ich
essen, dann ist sie weg. Einen Dollar aber kann
ich in den Tempel schaffen und dort werden es
im Laufe der Jahre zwei Dollar. Das ist besser.
So denkt Liholiho über das Geld, in dem ein
großer Zauber steckt.
•Zeichnung von E. Ohser
„Amtierender
Lehrer-stimmt denn
das?“
„Es stimmt, Herr
Wachtmeister! Ich
sehe jünger aus als
ich bin!“
Die Rakete im Jahre
2000.
Anschauungs-Unter-
richt: Das Hochland
von Tibet.
Zeichnung von E. Ohser
Das Literatencafe tagte. Man nahm die neu-
esten Ereignisse, durch und versah sie mit
den fälligen Randbemerkungen. Schließlich lan-
dete man beim neuesten Gorki:
Und da sagte einer:
Gorki müßte doch eigentlich in Rußland sehr
interessieren -— hat noch keiner daran gedacht,
ihn zu übersetzen?“
Tn einer Schrebergartenlaube saß Rudi und
* spielte Mundharmonika.
Ein kleines Fräulein ging vorbei, blieb stehen
und lauschte der Musik. Rief Rudi: „Kommen
Sie herein, Fräulein, setzen Sie sich doch!“
Das Fräulein kam zögernd näher: „Aber um
zehn Uhr muß ich bestimmt im Hause sein!“
Beruhigte Rudi: „Unter Garantie! Um acht Uhr
kommt hier nämlich sowieso der Besitzer und
wirft uns raus!“ -
„Wieder so ein Kino-
Köder! Seien wir hu-
maner als die Men-
schen — gehen wir!“