Lustige Zeitungsschau des „Wahren Jacob“
Aus dem Inseratenteil der „Kieler Neuesten Nachrichten“
vom 12. 12. 31:
Gesucht sofort sauberes kinderloses
Tagmädchen
Zu melden zwischen 4 bis 6 Uhr.
Holtenauer Straße 103b/l.
Hier haben wir also den nicht mehr widerlegbaren Beweis,
daß in Kiel, einer Hochburg des Marxismus, berüchtigt
auch seit der Matrosen-Revolution von 1918, die Moral
einen besonderen Tiefstand erreicht hat! Junge Dinger
von Tagmädchen laufen sämtlich mit unehelichen Kindern
herum, so daß man kinderlose Tagmädchen auf dem
Wege des Inserats suchen muß! Hoffen wir, daß alle
Kieler Tagmädchen wenigstens in hohem Grade kinder-
lieb sind!
Zeichnung von Helm. Peter
„Bevor Sie ge-
hen, sehen Sie
doch, bitte, un-
ter dem Bett
nach.obdanicht
ein Mann liegt.
Zu Hause mache
ich das auch
immer!“
„Ha,und? Haben
Sie schon mal
Glück gehabt?“
Zeichnung von E. öhser
„Denk’ nur, man
ist in die Aus-
stellung einge-
brochen und hat
unsere sämt-
lichen Bilderaus
den Rahmen her-
ausgeschnitten
und —*
„Und?“
„ - und hatsämt-
liche Rahmen
gestohlen!“
Wohltätigkeit
James O Brien war auf die grandiose Idee gekommen, daß
sich mit der Wohltätigkeit bei richtiger Anwendung Geld
verdienen lasse.
Also mietete er ein Büro und ein Lager, ließ zwanzig
inseratenakquisiteure kommen und gab ihnen den gleichen
Text in Auftrag:
Wohltätigkeit
Ein ungenannter Spender schenkt wirklich
Unbemittelten Kleidungsstücke
Unbemittelte melden sich unter A. B. C. 1000
Es kamen Tausende. Und Tausende bekamen Kleidungs-
stücke und Tausende mußten eine eidesstattliche Versiche-
rung unterschreiben, daß sie völlig unbemittelt seien.
4
Tausende bekamen nach Ablauf von zehn Wochen einen
Brief, der lautete:
„Mein Herr! Nach den Feststellungen unserer Ueber-
wachungsabteilung haben Sie eine falsche eidesstattliche
Versicherung unterschrieben. Wir ersuchen Sie, den Kauf-
preis für das Kleidungsstück im Betrage von 15 Dollar
innerhalb eines Monats von heute zu begleichen. Wir
müßten uns sonst im Interesse der wirklich Unbemittelten
an die Polizei wenden.“
Tausende zahlten.
*
*
James O Brien aber mußte die Räume vergrößern.
Heute noch heißt es beginnen
Immer wieder haben den Wind
und den reißenden Strom wir bezwungen,
wo immer nur Feinde und Gegner sind,
da stehen wir Jungen.
Wir haben begonnen, die Not und das Leid
und das Elend zur Erde zu zwingen
und ist auch die Welt voller Feigheit und Neid,
wir wissen, das Werk wird gelingen.
Denn wir sind die Jungen und Jungsein ist Kraft
und in uns ist Mut und Vertrauen
und das Wissen darum, wer das Fleute nicht schafft,
wird auch das Morgen nicht bauen.
Und bringt jeder Tag auch nur einen Schritt
uns weiter dem Ziele entgegen,
und nimmt jeder auch nur einen mit,
der abseits stand an den Wegen,
es wird doch mit jedem einzigen Mann
leichter für jeden zu streiten
und jeder Schritt bringt uns näher heran
an die kommenden besseren Zeiten. Erich Grisar
Zeichnung \on Helm. Peter
„Wie soll ich
das verstehen -
ständig sitzen
Sie hier im War-
tezimmer und
kommen nie zur
Behandlung!“
„HerrDoktor,ich
will mich nur ein
bißchen an die
Oertlichkeit ge-
wöhnen — ich
lerne nächste
Woche Auto
fahren I“
12
Nr. 6
Aus dem Inseratenteil der „Kieler Neuesten Nachrichten“
vom 12. 12. 31:
Gesucht sofort sauberes kinderloses
Tagmädchen
Zu melden zwischen 4 bis 6 Uhr.
Holtenauer Straße 103b/l.
Hier haben wir also den nicht mehr widerlegbaren Beweis,
daß in Kiel, einer Hochburg des Marxismus, berüchtigt
auch seit der Matrosen-Revolution von 1918, die Moral
einen besonderen Tiefstand erreicht hat! Junge Dinger
von Tagmädchen laufen sämtlich mit unehelichen Kindern
herum, so daß man kinderlose Tagmädchen auf dem
Wege des Inserats suchen muß! Hoffen wir, daß alle
Kieler Tagmädchen wenigstens in hohem Grade kinder-
lieb sind!
Zeichnung von Helm. Peter
„Bevor Sie ge-
hen, sehen Sie
doch, bitte, un-
ter dem Bett
nach.obdanicht
ein Mann liegt.
Zu Hause mache
ich das auch
immer!“
„Ha,und? Haben
Sie schon mal
Glück gehabt?“
Zeichnung von E. öhser
„Denk’ nur, man
ist in die Aus-
stellung einge-
brochen und hat
unsere sämt-
lichen Bilderaus
den Rahmen her-
ausgeschnitten
und —*
„Und?“
„ - und hatsämt-
liche Rahmen
gestohlen!“
Wohltätigkeit
James O Brien war auf die grandiose Idee gekommen, daß
sich mit der Wohltätigkeit bei richtiger Anwendung Geld
verdienen lasse.
Also mietete er ein Büro und ein Lager, ließ zwanzig
inseratenakquisiteure kommen und gab ihnen den gleichen
Text in Auftrag:
Wohltätigkeit
Ein ungenannter Spender schenkt wirklich
Unbemittelten Kleidungsstücke
Unbemittelte melden sich unter A. B. C. 1000
Es kamen Tausende. Und Tausende bekamen Kleidungs-
stücke und Tausende mußten eine eidesstattliche Versiche-
rung unterschreiben, daß sie völlig unbemittelt seien.
4
Tausende bekamen nach Ablauf von zehn Wochen einen
Brief, der lautete:
„Mein Herr! Nach den Feststellungen unserer Ueber-
wachungsabteilung haben Sie eine falsche eidesstattliche
Versicherung unterschrieben. Wir ersuchen Sie, den Kauf-
preis für das Kleidungsstück im Betrage von 15 Dollar
innerhalb eines Monats von heute zu begleichen. Wir
müßten uns sonst im Interesse der wirklich Unbemittelten
an die Polizei wenden.“
Tausende zahlten.
*
*
James O Brien aber mußte die Räume vergrößern.
Heute noch heißt es beginnen
Immer wieder haben den Wind
und den reißenden Strom wir bezwungen,
wo immer nur Feinde und Gegner sind,
da stehen wir Jungen.
Wir haben begonnen, die Not und das Leid
und das Elend zur Erde zu zwingen
und ist auch die Welt voller Feigheit und Neid,
wir wissen, das Werk wird gelingen.
Denn wir sind die Jungen und Jungsein ist Kraft
und in uns ist Mut und Vertrauen
und das Wissen darum, wer das Fleute nicht schafft,
wird auch das Morgen nicht bauen.
Und bringt jeder Tag auch nur einen Schritt
uns weiter dem Ziele entgegen,
und nimmt jeder auch nur einen mit,
der abseits stand an den Wegen,
es wird doch mit jedem einzigen Mann
leichter für jeden zu streiten
und jeder Schritt bringt uns näher heran
an die kommenden besseren Zeiten. Erich Grisar
Zeichnung \on Helm. Peter
„Wie soll ich
das verstehen -
ständig sitzen
Sie hier im War-
tezimmer und
kommen nie zur
Behandlung!“
„HerrDoktor,ich
will mich nur ein
bißchen an die
Oertlichkeit ge-
wöhnen — ich
lerne nächste
Woche Auto
fahren I“
12
Nr. 6