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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0126
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In Amerika

Zeichnung von J u p o

in Deutschland

..Das wird sicher
mal ein Millionär
werden 1“

,,Das ist sicher mal
ein Millionär ge-
wesen !“

Freunde, wir müssen der Masse des Volkes ein gutes
Beispiel geben. („Sehr richtig!“) Denkt ihr, der General-
direktor trüge noch einen einzigen englischen Anzug?
Alles hinterpommersche Tuche! Und die gnädige Frau
erst! Fragte, sie mich doch neulich in ihrer bezau-
bernden Art, ob rechts- und linksgestrickte Strümpfe
aus Heidschnucken wolle auch nicht zu sehr kratzten?! Sie
hatte die Absicht ... Wie sie auch keine Pariser Toi-
letten mehr duldet, sondern einheimische Beiderwand
und Warb Stoffe allen Lyoner Seiden vorzieht! („Heil,
Heil!“) Ihr könnt euch denken, wie begeistert ich war.
Aber es kommt noch viel besser: die guten Leute haben
sich ein Programm ausgearbeitet, das ganz im Sinne
meiner Devise „Dem Deutschen nur Deutsches“ gehalten
ist. Die übliche Mittelmeerreise wird gestrichen — dafür
geht’s im Sommer nach Kyritz an der Knatter . . . anstatt
der französischen Impressionisten an den Wänden gibt’s
nur noch Bilderbogen von Gustav Kühn aus Neuruppin,
weil doch die neueren deutschen Maler alle Revolu-
tionäre sind . . . kein französischer Roman mehr wird
im Bücherschrank der Gnädigen geduldet; da findet man
nur Glaubrecht, Nieritz und Courths-Mahler . . . („Hört,
hört! Ausgezeichnet!“) Was soll ich sagen: meine kühn-
sten Erwartungen wurden übertroffen!! Und nicht eher
durfte ich dies von echt deutschem Geist erfüllte Haus
verlassen, ehe ich nicht ein , Täßchen Tee getrunken
hatte. — Tee?! — 0 Freunde, keine. Besorgnis, es gab
keinen Pekko, keine Auslandsware, nein, mit selbst-
gepflücktem Katzenpfötchen- und Brombeerblättertee ward
ich königlich bewirtet! („Heil, Heil!“)

Freunde! Wenn wir alle, die wir uns mit Stolz zur
gebildeten Oberschicht rechnen, so zielbewußt wie mein
Freund, der Generaldirektor, '(„Heil!“) auf den Boykott
aller Fremdwaren hinarbeiten, dann muß an unserm
Wesen das arme Volk genesen! („Heil, Heil! Gut gesagt!“)
Dann wird es nicht mehr Vorkommen, daß deutsches
Geld für welsche Apfelsinen hinausgeworfen wird. Dann
errichten wir mit den ersparten Summen um unser
teures Vaterland eine hohe Mauer, deren Bau einesteils

alle Arbeitslosen beschäftigen wird („Sehr gut!“), und
die uns andererseits die Gewähr gibt, von Auslands-
waren, insbesondere Apfelsinen, verschont zu bleiben.
(„Sehr richtig!“)

Freunde! Das Dritte Reich naht! („Heil Hitler!“) Seid
eingedenk der Wichtigkeit unserer heutigen Tagung! Hat
man uns früher „Hurrapatrioten“ genannt, so möge man
uns in Zukunft ,Apfelsinenpatrioten' nennen!!“ („Hervor-
ragend! Heil Teutomar Holzapfel! Hitler heil!“)

!)ausemann saß mit seinem Rheumatismus in der über-
■' füllten Elektrischen. Eine alte Dame stieg ein und
blieb direkt vor Bausemann stehen, ihn dabei auffordernd
anblickend.

Bausemann kramte in seinen Taschen, zog ein Papier
hervor reichte es der Dame und sagte entschuldigend:
„Bitte sehr, hier ist mein Krankenschein!“

w

geschickte Firma ist, die benützt alles zur

Reklame.

Sogar den Frühling.

Sogar alte Volkslieder.

Neulich las man in einer Wiener Zeitung ein Inserat mit
der Schlagzeile:

„Wenn der Frühling auf die Berge steigt . . .“

Und darunter folgte mit kleineren Buchstaben:

„Dann pudert er sich mit Kakotol. Denn sonst läuft er
sich einen Wolf.“

I^in bekannter Wiener Schlägerkomponist hatte einen
J neuen Tango geschrieben und spielte ihn seinem
Freunde mit der nötigen Begeisterung vor.

„Hör mal,“ sagte der Freund, „ist das nicht von Mozart?“
Der Komponist sah erstaunt auf:

„Na und? Meinst du, ich werde vom Benatzky ab-
schreiben?“

„Fabelhafter Natur-
typ; den Mann muß
ich haben! — Sie
können 20 Mark ver-
dienen, wenn Sie
morgen zur Filmauf-
nahme kommen!“

Zeichnungen von Helm. Peter

„GrüaßGott.dabini!“

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