Zeichnung von B. L e p o r i n i
Frankreich
l^Ver Prinz Auwi, eine Freude immerdar, hat kürzlich in irgend-
einer Studentenversammlung folgendes gesagt: „Die Kohl-
rübenrevolte 1918 hat mir meine Vorrechte genommen, aber nicht
den Glauben an den Führer des neuen Dritten Reichs . . . Ich hin
durch eine Deidensschule gegangen!“
Diese Leidensschule befand sich im ehemals königlichen Schloß.
Dort befanden sich außerdem — allerdings keine Kohlrüben —,
sondern Lebensmittelläger für Hof und Hofbeamte, die genügt
hätten, ein ganzes Regiment monatelang prachtvoll zu ernähren.
Es ist ein Jammer, daß man nicht den hundert tausenden halb-
verhungerter Proletarier ein paar Wochen „Prinz-Auwi-Leidens-
schule“ ärztlich verordnen kann! Wie würden sie wieder aufblühen!
Zeichnung von
Lothar Reiz
„Parteilos sind
Sie? Wie soll ich
Sie da bestrafen?
Für links habe ich
das Strafgesetz-
buch, für rechts
die freundschaft-
lichen Gefühle —
Uber garkeine po-
litische Partei..?“
A ch“, sagte der Unpolitische, „diese ganzen Ver-
bände! ! Nazis, Stahlhelm, Eiserne Front —
was ist da schon für’n Unterschied!“
„Der Hauptunterschied“, meinte jemand, „ist wohl
der, daß das Metall der Eisernen Front — nicht
bei den Herren vom Arbeitgeberverband gesammelt
wurde . . . !“
Es kommt vor . » « . .
Manchmal trifft man auf der Straße wen,
der nicht ist wie irgendeiner.
Man berührt ihn im Vorübergeh’n,
bleibt dann schließlich eine Weile steh’n
und ist trauriger und noch alleiner.
Und das alte eingedämmte Sehnen
quält dann plötzlich wie ein kleines Kind,
und man möchte sich an eine Schulter lehnen,
ein Paar liebe Hände in die seinen nehmen
und so sein, wie andre Menschen sind.
Und sogar die Herren von den Amtsgerichten
treten einem dann fast menschlich nah’,
und man möchte alte Zwiste schlichten,
sehr Verbog’nes wieder g’rade richten,
und die andern warnen vor Gefahr.
Und man ist gerührt von soviel Milde,
die im eig’nen Herzen plötzlich flammt,
führt nichts Loses gegen irgendwen im Schilde,
denkt verträumt an irgendeine Hilde,
trinkt sich voll und läßt die Uhr als Pfand.
Sylvester Pepper
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Frankreich
l^Ver Prinz Auwi, eine Freude immerdar, hat kürzlich in irgend-
einer Studentenversammlung folgendes gesagt: „Die Kohl-
rübenrevolte 1918 hat mir meine Vorrechte genommen, aber nicht
den Glauben an den Führer des neuen Dritten Reichs . . . Ich hin
durch eine Deidensschule gegangen!“
Diese Leidensschule befand sich im ehemals königlichen Schloß.
Dort befanden sich außerdem — allerdings keine Kohlrüben —,
sondern Lebensmittelläger für Hof und Hofbeamte, die genügt
hätten, ein ganzes Regiment monatelang prachtvoll zu ernähren.
Es ist ein Jammer, daß man nicht den hundert tausenden halb-
verhungerter Proletarier ein paar Wochen „Prinz-Auwi-Leidens-
schule“ ärztlich verordnen kann! Wie würden sie wieder aufblühen!
Zeichnung von
Lothar Reiz
„Parteilos sind
Sie? Wie soll ich
Sie da bestrafen?
Für links habe ich
das Strafgesetz-
buch, für rechts
die freundschaft-
lichen Gefühle —
Uber garkeine po-
litische Partei..?“
A ch“, sagte der Unpolitische, „diese ganzen Ver-
bände! ! Nazis, Stahlhelm, Eiserne Front —
was ist da schon für’n Unterschied!“
„Der Hauptunterschied“, meinte jemand, „ist wohl
der, daß das Metall der Eisernen Front — nicht
bei den Herren vom Arbeitgeberverband gesammelt
wurde . . . !“
Es kommt vor . » « . .
Manchmal trifft man auf der Straße wen,
der nicht ist wie irgendeiner.
Man berührt ihn im Vorübergeh’n,
bleibt dann schließlich eine Weile steh’n
und ist trauriger und noch alleiner.
Und das alte eingedämmte Sehnen
quält dann plötzlich wie ein kleines Kind,
und man möchte sich an eine Schulter lehnen,
ein Paar liebe Hände in die seinen nehmen
und so sein, wie andre Menschen sind.
Und sogar die Herren von den Amtsgerichten
treten einem dann fast menschlich nah’,
und man möchte alte Zwiste schlichten,
sehr Verbog’nes wieder g’rade richten,
und die andern warnen vor Gefahr.
Und man ist gerührt von soviel Milde,
die im eig’nen Herzen plötzlich flammt,
führt nichts Loses gegen irgendwen im Schilde,
denkt verträumt an irgendeine Hilde,
trinkt sich voll und läßt die Uhr als Pfand.
Sylvester Pepper
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