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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0255
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Neudeutschen Christentums Inhalt und Parole!

Das ist ein beliebtes Unterhaltungsspiel der Herren Nazis geworden:
man lümmelt irgendwo in den Straßen herum und jeder, der nur
halbwegs so aussieht, als stehe er links von Hugenberg, wird mit
„Heil!" angebrüllt. Das soll kein Gruß sein, es liegt darin vielmehr
so etwas wie ein drohendes „Wird's bald?"

Wer gar nichts erwidert, kriegt sofort die Jacke voll.

Wer „Guten Tag" erwidert, kriegt die Jacke voll.

Wer „Lassen Sie mich in Ruhe" erwidert, kriegt die Jacke voll.
Neulich aber fielen die Herren Nazis doch herein. Da passierte es,
daß jemand ebenso kräftig wie programmwidrig „Heil Deutschland"
erwiderte.

Aber die Geschichte geht noch weiter.

Der Mann kriegte natürlich auch die Jacke voll.

„Ich wollte, ich wäre ein Hund.“ — „Seltsamer Wunsch! Warum
denn?" — „Dann würde ein anderer für mich die Steuern bezahlen,"

„Max, wer schlug die Gideoniter?" fragte der Religionslehrer. —
„Ick lese keene Fußballberichte," erwiderte Max.

„Zum Leben gehört eine Axt, eine Schwimmweste und ein Schup-
pen." — „Was ist denn das für ein blödsinniger Aphorismus?" —
„Der ist nicht blödsinnig, der stimmt. Die Axt braucht man heut-
zutage, um sich durchs Leben zu schlagen, die Schwimmweste, um
sich über Wasser zu halten und den Schuppen, um die Zahlungen
dinzustellen."

Irgendwo im Westen fand ein offizielles Essen statt. Anwesend war
u. a. auch der pensionierte General X. Das Antlitz verklärt in An-
schauung des endlich erreichten Kabinetts Rapen, ergriff er das
Wort. Und es wurde schlimm. Und viele Anwesende verdrückten
sich. Da sagte ein Kellner zu seinem Kollegen: „Den hätten sie ruhig
noch in der Reichswehr behalten sollen, der schlägt doch alles in
die Flucht."

„Warum soll ich dem armen Kerl nichts geben —
ich hab’s ja von ihm!"

Zeichnung von Lothar R®,z
 
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