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Das Photo zeigt den Theodor Eicke, den Führer der nationalsozialistischen Deputation für die Feier am Bozener Siegesdenkmal

im Gespräch mit dem Herzog von Pistoria und den Häuptern des faschistischen Lagers!)

Rede

des Theodor Eicke anläßlich der faschistischen 10Jahr-Feier vor dem Bozener Siegesdenkmal

:w. Durchlaucht!

bewunderungswürdige Helden der faschistischen Verbände!

bestatten Sie mir, für die Erlaubnis der Teilnahme der 30 Mann
tarken Festdeputation der Nationalsozialistischen Deutschen Ar-
biter-Partei an Ihrer heutigen Feier unseren und unseres großen
:ührers tiefgefühlten Dank unter Ihre Stiefelsohlen zu legen.

)as Bozener Siegesdenkmal, vor dem wir hier versammelt stehen,
taben Sie errichtet als Denkmal Ihrer in der militärischen Geschichte
, iinzig dastehenden Siege über die deutschen Gegner im Welt-
kriege. Sie haben es errichtet ferner als Ansage weiteren Kampfes
jegen das Barbarentum der deutschen Völker.

||is handelt sich also um ein Denkmal ganz besonderer Art.

Vie recht hatten Sie, ein Denkmal Ihres militärischen Triumphes zu
rrrichten! Mit Staunen und Bewunderung erinnert sich die Welt,
vie Sie nicht weniger als elfmal die gegnerische Alpenfrönt über-
annten. Als dann der Gegner im Herbst 1917 sich zu einem
chwächlichen Widerstand aufraffte, wichen Sie, da Sie sich durch
;ine intimere Berührung mit dem deutschen Barbarentum nicht be-
chmutzen wollten, bis weit hinter die Piave-Linie zurück. Ihr Ab-
;cheu vor den Horden des Nordens war so stark, daß Sie die
veitere Führung Ihrer unvergleichlichen Truppen französischen
Offizieren überließen. Um die Zeit, da unser Führer Adolf Hitler
,fie ersten Pläne zur Erneuerung des deutschen Gedankens entwarf,
(:amen Sie dann seinen Plänen entgegen, indem Sie sich Südtirols
oemächtigten. Adolf Hitler erklärte sich mit Ihrem Vorgehen ein-
verstanden. Wie anders hätte sich sonst der erste große Beweis
jies staatsmännischen Genies und der deutschen Blutslauterkeit
unseres erhabenen Führers gestalten sollen?!

Jnd wenn Sie dies Bozener Siegesdenkmal ferner als Ansage
weiteren Kampfes gegen das Barbarentum der deutschen
/ölker errichtet haben — wie recht hatten Sie abermals!
jie wissen, wie jene Barbarenhorden von einer ebenso tiefen wie
tefährlichen Sehnsucht nach sozialistischen Lebensformen erfüllt
ind. Die Ideale dieser kultur- und völkerverderbenden Sinnes-
jfichtung sind auch Ihnen in Italien unangenehm gewesen. Da er-
stand Ihnen Ihr großer Duce. Benito Mussolini war der erste Mensch,
;ier da begriff, daß nur eine Riesenbeschwindelung der sozialisti-
schen Arbeitermassen die sozialistische Gefahr zu bannen vermöge.

Er sagte, er sei Sozialist. Er erschlich sich die Mitgliedschaft in einer
sozialistischen Arbeiterpartei Italiens. Er erschlich sich Funktionen,
er erschlich sich gewissen Einfluß. Er gebärdete sich als Radika-
linski von der rauhbeinigsten Sorte. Er riß das Maul auf, daß es
unmöglich wurde, ihn in den Direktionskontoren der italienischen
Industrie zu überhören. Und so kam er zu Geld. Und konnte arbeiten.
Wenn Ew. Durchlaucht und Sie, verehrte faschistische Parteifreunde,
den Namen unserer Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-
partei studieren, so werden Sie erkennen, wie gut wir von Ihnen
gelernt haben. Was zur Vernebelung der Begriffe getan werden
konnte, haben wir getan.

Wir nennen uns national — ich frage Sie, haben wir auch nur
einmal hinsichtlich der Stützung der italienischen Politik versagt?
Wenn das Siegesdenkmal hier Ihren Entschluß kündet, das Deutsch-
tum auch weiterhin als Beuteobjekt italienischer Politik zu be-
handeln, — bin ich, Theodor Eicke, Standartenführer der NSDAP,
und entlaufener Zuchthäusler, nicht als Vertreter von elf Millionen
deutscher Hitler-Stimmen anwesend, um Ihnen in jeder gewünschten
Form in den Hintern zu kriechen? Wir nennen uns sozialistisch
— die Heiterkeit Ew. Durchlaucht enthebt mich der Notwendigkeit,
weitere Ausführungen über diesen Punkt machen zu müssen. Wir
nennen uns deutsch — ich brauche Ihnen keine Aufschlüsse über
die internationale Verbundenheit des Kapitals in Hinsicht des
Kampfes gegen die Arbeiterschaft zu geben, um Ihnen den Inhalt
des Begriffs „deutsch" zu verdeutlichen. Wir nennen uns A r -
beiter- Partei — Herrgott, soeben fällt mir ein, daß ich ganz und
gar vergessen habe, Ew. Durchlaucht die herzlichsten Grüße
diverser Mitglieder des Hauses Hohenzollern zu übermitteln. Und
wir nennen uns Partei, weil augenblicklich viel darauf ankommt,
das Wort in Grund und Boden hinein zu korrumpieren.

So stehe ich vor Ihnen!

Und hinter mir steht die gewaltige Partei Adolf Hitlers und elf Mil-
lionen Deutsche, die Adolf Hitler gewählt haben!

Fürchten Sie nicht etwa, daß sich jetzt in Deutschland ein Sturm
erheben wird, der die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-
partei zu Spreu zerstieben läßt.

Das Gefühl der nationalen Würde existiert in Deutschland nicht
mehr, es existiert nur noch das Gefühl der nationalen Würde-
losigkeit!
 
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