Josef Nyary: DAS LUFTSCHLOSS
Wir Sachsen und der Tod
Von Erich Gottgetreu.
Uns Sachsen zieht es zu den Abgründen. Ge-
fühl ist uns alles, Gefühl für das Schmerz-
liche, das Schwere. Wir sind ein tragisches
Volk. Neulich hörte ich, wie einer in Berlins
internationalster Weinstube, bei Lutter &
Wegner, beim Kellner bestellte: „Eine Flasche
31er Ingelheimer”, anschließend bei der von
Koje zu Koje ziehenden Drei-Mann-Musik:
„Bitte was Schwermiedjes!"-
So sind wir.
Können Sie sich vorstellen, daß wir, ein Volk
von limonadisierten Kleists, auch ein be-
sonders inniges Verhältnis zum Tode haben?
Meine Kinderfrau, Gott segne Valeska, kannte
für mich Nachmittag um Nachmittag keinen
anderen Spaziergang als den Weg auf den
Neuen Friedhof. Das war in Chemnitz. Ich
habe da manche schöne Beerdigung mit-
gemacht, So etwas bleibt ein Besitz fürs
ganze Leben.
*
Das erste wird so erzählt, aber alles andere
ist wahr und erlebt:
Eine Familie zieht vom Chemnitzer Krema-
torium heim — mit der Urne, die die Asche
des Vaters enthält. Es fängt an zu regnen,
unten beim „Cafe Basika" wartet die Elek-
trische. Die Familie rennt ihr entgegen; die
Mutter verteilt die Lasten: „Gomm, Baula,
mach fix — du nimmstn Babba, ich nemmdn
Rächnschirm!" —
★
Eine Frau kauft ein. „Ich mechd e Gorsedd
hamm, awr nich eens zum Schniern. Da
schdirbt een' so e Mann weg, un da had mer
dann keen’ zum Schniern . .
■k
Eine starb. Die, die Nachfolgerin werden
sollte, bekam folgenden Antrag zu hören:
„Frollein, am siebenten Mai wolln mir hei-
raden!“
„Awr warumdn so bleddslich?“
„Nu, das gommd so. Als meine seelche Luwise
geschdorm war und begrahm wurde un de Ga-
belle so scheen drachisch schbielde, da fiel mir
Ihr Bild wieder ein. Da wußd’ ich uff eemal:
die oder keine. Und da hab ich, weil's doch
glei grad so glabbde, de Musigg offn neien
Dadum, wo mir nu ähm heiraden wolln, be-
schdelld. Wollnsenu?"
„Ich sach derwechn nich nee."
★
Wir sagen derwechn nich nee. Auch in uns
Sachsen ist die Leidenschaft groß. Auch in
Sachsen wohnt die Liebe dicht beim Tod. Und
eines Nachts flüstert Trudchen im Augenblick
ihrer höchsten Ekstase beseligt: „Ach du —
ich genndch glei dodmachen!" —
Ai» das
deutsche Proletariat!
Zeichnung von Lucie Möller
Wels und Breitscheid, die Sozialfaschisten!
AMMy EnTTM MotBfie 03aMrbi3a Atrb3Ro. Einheitsfront!
Baut mit Nazis Volksabstimmungslisten!
JImohh, rbMHMMJTb rp'bawtHHMybHHH. EpTTCfl Horizont!
MHca6T66 aorö HMTytieß Acrb 63hmc, EycaHce, CKrebi
Einheitsfront löst alles Ach und Weh!
MTa-by>KRT> Einheitsfront! CwTßßrfiHUK öFt-Etm
Und der Hauptfeind ist die SPD.
Nieder, nieder die Versailler Schande!
BnKTMM3/ifi Awhmji. rmyo ■bMflCaMLtfilji 6/tflOnrnn‘b6>Ky.
Hilferding Mabobpjima pBTaAtT Verräterbande
MyotKMCnyA MbiyCklßrr nctmne, ß-bEa Einheitsfront!
BejiabiT/ie'bMe. nbuiepbieAßpaB6eji3 aeAbm mFBuBpbibi/t,
HaHMOBepa HHHTbrbH >KaHTCbHHM pyaMM3ce eHMTyaMHM
MayHA3KMaHpM3JlM MTaHMbiaHMyy MHKLUMapTyHMaHKMHMy
Und der Hauptfeind ist die SPD!
Falls du dieses nicht kapierst, so hauch’ nicht,
Leser, deinen Unmut mir ins Angesicht!
Ich versteh’ die „Rote Fahne" auch nicht
die das hier zitierte Kauderwelsch verbricht! w.
Die Klage
„Josef, Josef, gib mir meine Millionen wieder!'1
Wir Sachsen und der Tod
Von Erich Gottgetreu.
Uns Sachsen zieht es zu den Abgründen. Ge-
fühl ist uns alles, Gefühl für das Schmerz-
liche, das Schwere. Wir sind ein tragisches
Volk. Neulich hörte ich, wie einer in Berlins
internationalster Weinstube, bei Lutter &
Wegner, beim Kellner bestellte: „Eine Flasche
31er Ingelheimer”, anschließend bei der von
Koje zu Koje ziehenden Drei-Mann-Musik:
„Bitte was Schwermiedjes!"-
So sind wir.
Können Sie sich vorstellen, daß wir, ein Volk
von limonadisierten Kleists, auch ein be-
sonders inniges Verhältnis zum Tode haben?
Meine Kinderfrau, Gott segne Valeska, kannte
für mich Nachmittag um Nachmittag keinen
anderen Spaziergang als den Weg auf den
Neuen Friedhof. Das war in Chemnitz. Ich
habe da manche schöne Beerdigung mit-
gemacht, So etwas bleibt ein Besitz fürs
ganze Leben.
*
Das erste wird so erzählt, aber alles andere
ist wahr und erlebt:
Eine Familie zieht vom Chemnitzer Krema-
torium heim — mit der Urne, die die Asche
des Vaters enthält. Es fängt an zu regnen,
unten beim „Cafe Basika" wartet die Elek-
trische. Die Familie rennt ihr entgegen; die
Mutter verteilt die Lasten: „Gomm, Baula,
mach fix — du nimmstn Babba, ich nemmdn
Rächnschirm!" —
★
Eine Frau kauft ein. „Ich mechd e Gorsedd
hamm, awr nich eens zum Schniern. Da
schdirbt een' so e Mann weg, un da had mer
dann keen’ zum Schniern . .
■k
Eine starb. Die, die Nachfolgerin werden
sollte, bekam folgenden Antrag zu hören:
„Frollein, am siebenten Mai wolln mir hei-
raden!“
„Awr warumdn so bleddslich?“
„Nu, das gommd so. Als meine seelche Luwise
geschdorm war und begrahm wurde un de Ga-
belle so scheen drachisch schbielde, da fiel mir
Ihr Bild wieder ein. Da wußd’ ich uff eemal:
die oder keine. Und da hab ich, weil's doch
glei grad so glabbde, de Musigg offn neien
Dadum, wo mir nu ähm heiraden wolln, be-
schdelld. Wollnsenu?"
„Ich sach derwechn nich nee."
★
Wir sagen derwechn nich nee. Auch in uns
Sachsen ist die Leidenschaft groß. Auch in
Sachsen wohnt die Liebe dicht beim Tod. Und
eines Nachts flüstert Trudchen im Augenblick
ihrer höchsten Ekstase beseligt: „Ach du —
ich genndch glei dodmachen!" —
Ai» das
deutsche Proletariat!
Zeichnung von Lucie Möller
Wels und Breitscheid, die Sozialfaschisten!
AMMy EnTTM MotBfie 03aMrbi3a Atrb3Ro. Einheitsfront!
Baut mit Nazis Volksabstimmungslisten!
JImohh, rbMHMMJTb rp'bawtHHMybHHH. EpTTCfl Horizont!
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Einheitsfront löst alles Ach und Weh!
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Und der Hauptfeind ist die SPD.
Nieder, nieder die Versailler Schande!
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Falls du dieses nicht kapierst, so hauch’ nicht,
Leser, deinen Unmut mir ins Angesicht!
Ich versteh’ die „Rote Fahne" auch nicht
die das hier zitierte Kauderwelsch verbricht! w.
Die Klage
„Josef, Josef, gib mir meine Millionen wieder!'1