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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0492
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Zeichnung von Gerhort Holler

An Herrn v. Schieicher

Tja. Sie wollen also sozusagen
Eine noch nicht dagewes'ne Nummer wagen.
Wie sie uns das Bild hier oben zeigt und deute}
Und dem Wesentlichen Deutlichkeit bereitet.

Wenn Sie die Geschütze in die richt'ge Richtung steuern.
Wenn Sie tapfer diese Munition verfeuern.

Können wir das Zweifelswort nicht unterdrücken:

Wird das selt'ne Unternehmen Ihnen glücken?

Und: wenn Sie dem Volk Kommißbrot nun verpassen,
Ist das etwa doppelsinnig aufzufassen?

Leider hat sich Deutschland, hört man allseits klagen,
Einmal schon verdorben dran den Magen.

Andrerseits: wenn Sie es anders meinen.

Will uns vorab problematisch noch erscheinen.
Wie Sie sich verhalten werden, wenn die Herren
Von der nazionalen Industrie sich sperren ...!

Ist es nötig, daß wir über Fritze Thyssen
Und den Prokuristen Hitler Ihnen Auskunft geben müssen?
Die Standartenführer hört man heut' schon brüllen:
Unsre, nicht des Volkes Schüssel ist zu füllen! W.

Preisgefercnfes F/fm^5WanHsferipf, f*vcd.ukiion 1932

Ein Arbeitsloser, den der Hunger plagte,

Ging durch die Welt mit fröhlichem Gesicht,

Wobei er lachend zu sich selber sagte —: .

So'n bißchen Kohldampf —, nee, das stört mich nicht!
Des Nachts ging er, da obdachlos, spazieren,

Doch hat das seinen Frohsinn nicht getrübt,

Preisträger: Kurt Kaiser-Blüth

Es war ihm ein Vergnügen, blau zu frieren,

Die Sonne lacht, auch wenn man Kohldampf schiebt -
Und eines Tags traf ihn die große Liebe,

Sie war knapp siebzehn und millionenschwer,

Und in Verfolg der oft erprobten Triebe
Hat unser Freund jetzt keinen Hunger mehr!

Jetzt hat er Diener, Villa, einen Wagen

Und geht, versteht sich, nur im Frack zu Bett, r.

Weil er sein Schicksal frohgemu,

ertragen, 5
Schwimmt er, dies die Moral, nunj

mehr im Fett|

Lustige Zeitungsschau des „Wahren Jacob“

Im „Neulandblatt", Halbmonatsschrift „für erneuertes Christsein, für soziale
Gesinnung, für wahres Deutschtum, für mutige Tat“, Nr. 3/1932, gibt die
Herausgeberin Guida Diehl am Ende ihres Leitaufsatzes „Durch Kampf zum
Sieg“ folgenden Stoßseufzer von sich;

„So wollen wir uns im Innersten zusammenfassen, um uns Dem entgegen-

zustrecken, der uns füllt. Dies heilige Zusammennehmen ist j a nur die L>
entgegengestreckte Haltung des Empfangenwollens seiner Kraft. Das i
der Kampf des Glaubens, der zum Siege führt."

Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was Guida Diehl leidet...
 
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