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Weihnachten mit Trauerrand
Das Weihnaehtsfest war immer sehr beliebt,
denn Geschenke verursachen Friede auf Erden ...
Und da» es diesmal keine vescherung mehr gibt,
das wird eine nette vescherung werden.
Denn der Mensch hängt an Bräuchen und verschmäht jede Belehrung...
Wozu Weihnachtsbescherung? Wir haben doch jeden Tag hier Bescherung!
Das Fest selber wird diesmal aus Luft bestehn.
Eine Gans wird es höchstens aus Irrtum geben...
Doch der deutsche Rundfunk hat vorgesehn
die Feststimmung durch Choräle zu heben.
Wie bitte? Choräle liegen so schwer im Magen?
Herr! Der Rundfunk weiß besser, was Sie alles vertragen!
Die Angestellten sehn in den Mond...
(Der Mond scheint diese Nacht für alle Klassen!!)
Doch wer beim Chef ausharrte, wird belohnt:
Er kriegt Weihnachtsurlaub und bleibt auch entlassen.
Der Chef selber fährt über die Feiertage
in den Harz. (Berühmt durch seine liebliche, politische Lage.)
Die Arbeitslosen spekulieren auf „Traum"
und vermieten sich, husch, als Weihnachtsengel.
Sie schweben fast nur noch durch den Raum
und schwingen ermäßigte Palmenstengel
Denn wenn sie mehrfach mit Schnäpsen beruhigt werden,
sind sie imstande und verkünden Friede auf Erden...
Der Tannenbaum selbst ist ja Luxusstück,
indem er schmückt und das Fest verteuert.
Wer ihn doch kauft, kauft hochheiliges Stimmungsglück
und wird deswegen hoch und heilig besteuert.
Außerdem zieren die Tannenbäume
in Form von Brennholz die festlichen Räume...
Darum kommt die Regierung selber als Weihnachtsmann
und hat sich die „Staatstanne" abgerungen.
Doch statt der albernen Nüsse hängen dran
schöne, praktische Not-Verordnungen ...
Und daran werden die gehorsamen Mädchen und Knaben
sogar noch nach Neujahr zu knacken haben ...
Nach Wegfall der Weihnachtsgans, des Bäumleins, sowie stimmungmachender Barbeträge
steht der allgemeinen Festfreude dann nichts mehr im Wege. ah» Eckart-Rotholz
I
.Hat er Recht?
In ein Leipziger Wahllokal kam zur Reichstagswahl eine Frau von etwa fünfzig Jahren.
Aus irgendeinem Grunde war sie aufgeregt. Nachdem sie schon zu einer verkehrten
Tür hatte hineingehen wollen, ließ sie nun Stimmzettel und Umschlag fallen, der ihr
beim Eintreten überreicht worden war, bückte sich, das Verlorene aufzuheben — dabei
entfiel ihr das Handtäschchen mit dem Brillenfutteral . . .
Der überwachende Schupo
klopfte ihr begütigend auf
die Schulter;1 „Nu awr,
Muddrjn! Warpm rääjense
sich denn bloo^,.so auf? In
I achd Daachen wähln mr doch
I schon widdr!"
a— Ist der Mann nun Opti
mist oder Pessimist?
Justiz
„Weshalb wollen Sie die
Richterkarriere einschlagen?“
wurde ein jünger Rechts-
kandidat gefragt.
„Um der Gerechtigkeit ohne
Ansehen der Person zum
Siege zu verhelfen”, ant-
wortete er begeistert.
,.J)er Erfahrene schüttelte
traurig den Kopf;
„Mit solchen Ansichten, jun-
ger Mann, werden Sie kaum
über den Referendar hinaus-
kommen."
Begriffsverwirrung
Ins Bankhaus Bloch kommt
ein Mann und schwenkt eine
Banknote in der Hand.
„Verzeihen Sie, — können
Sie wechseln?"
[), „Oh ja," sagt Bloch freund-
lieh, „zwei Dinge: das Ge
p sprächsthema und die Ge
1 Sichtsfarbe.“
i«
Goldene Worte des Führers
Schon 1925 schrieb Adolf
Hitler in der großen Ausgabe
seines Werkes „Mein Kampf"
im Band 1 auf Seite 85 fol-
gende zeitgemäßen Worte:
„Je leichter aber die Ver-
antwortung des einzelnen
Führers ist, um so mehr wird
die Zahl derjenigen wachsen,
die selbst bei jämmerlichsten
Ausmaßen sich berufen
l fühlen werden, ebenfalls der
: Nation ihre unsterblichen
Kräfte zur Verfügung zu
: stellen."
i Wir stimmen Herrn Hitler
, voll und ganz zu.
• Und in der Betrachtung der
irr Leute, die gern zu Amt und
io: Würden kommen fährt er
Cig fort:
„Ja, sie werden es gar nidht
mehr erwarten können, end-
lich einmal auch an die Reihe zu kommen; sie stehen an in einer langen Kolonne und
zählen mit schmerzlichem Bedauern die Zahl der vor ihnen Wartenden und rechnen
die Stunde fast aus, die menschlichem Ermessen nach sie zum Zuge bringen wird.
Daher ersehnen sie jeden Wechsel in dem ihnen vorschwebenden Amte und sind
dankbar für jeden Skandal, der die Reihen vor ihnen lichtet. Will jedoch einmal
einer nicht von der eingenommenen Stelle wieder weichen, so empfinden sie
dies fast als Bruch eines heiligen Abkommens gemeinsamer Solidarität. Dann
werden sie bösartig und
ruhen nicht eher, als bis der
Unverschämte, endlich ge-
stürzt, seinen warmen Platz
der Allgemeinheit wieder zur
Verfügung stellt."
Auch entspricht es ganz und
gar unserer Auffassung, wenn
Herr Hitler auf S. 84 schreibt:
„Sowie aber erst einmal die
Leiter einer Nation aus
solchen Jämmerlingen be-
stehen, dann wird sich dies
schon in kurzer Zeit böse
rächen."
Der Sonntag als Nervenarzt
Unter dieser Ueberschrift
brachte das Sonntagsblatt für
die Saargemeinden „Sonn-
tagsgrün“ vor kurzem nach-
stehende Ausführungen, die
geeignet sind, der Nerven-
heilkunde wie überhaupt der
medizinischen Wissenschaft
neue Wege zu zeigen:
„Die Sonntagsheiligung ist
eines der wichtigsten Mittel,
Nervenhygiene zu treiben,
wenn man den Gottesdienst
besuchen würde, der mehr
als irgend etwas geeignet ist,
durch eine sonst unmögliche
Gedankenkonzentration hin-
durch Ruhe, Stille, Gesang,
weihevolle Stimmung im
Gotteshause empor zu den
lichten Höhen zu führen (die
Satzbildung ist allerdings
nicht sehr nervenschonend!),
in denen wir alle Kleinig-
keiten und Schwachheiten
abstreifen können. Auch
heute noch ist der Besuch
des Gottesdienstes wie jeder
Gottesdienst überhaupt, auch
vom Standpunkt des modern
denkenden Arztes eines der
besten Nervenmittel. Dabei
kostet es nichts."
Warum zur Nervenberuhi-
gung nicht gleich den Gottes-
dienst als Einschläferungs-
mittel verordnen ... ?
Sprichwort
„Sehen Sie, dort drüben, das
ist der neue Minister.“ — „So
schnell geht er?" — „Wa-
rum nicht?” — „Es heißt
doch: das Unglück schreitet
schnell.“
Hans Kossatz: Der Diktator
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Weihnachten mit Trauerrand
Das Weihnaehtsfest war immer sehr beliebt,
denn Geschenke verursachen Friede auf Erden ...
Und da» es diesmal keine vescherung mehr gibt,
das wird eine nette vescherung werden.
Denn der Mensch hängt an Bräuchen und verschmäht jede Belehrung...
Wozu Weihnachtsbescherung? Wir haben doch jeden Tag hier Bescherung!
Das Fest selber wird diesmal aus Luft bestehn.
Eine Gans wird es höchstens aus Irrtum geben...
Doch der deutsche Rundfunk hat vorgesehn
die Feststimmung durch Choräle zu heben.
Wie bitte? Choräle liegen so schwer im Magen?
Herr! Der Rundfunk weiß besser, was Sie alles vertragen!
Die Angestellten sehn in den Mond...
(Der Mond scheint diese Nacht für alle Klassen!!)
Doch wer beim Chef ausharrte, wird belohnt:
Er kriegt Weihnachtsurlaub und bleibt auch entlassen.
Der Chef selber fährt über die Feiertage
in den Harz. (Berühmt durch seine liebliche, politische Lage.)
Die Arbeitslosen spekulieren auf „Traum"
und vermieten sich, husch, als Weihnachtsengel.
Sie schweben fast nur noch durch den Raum
und schwingen ermäßigte Palmenstengel
Denn wenn sie mehrfach mit Schnäpsen beruhigt werden,
sind sie imstande und verkünden Friede auf Erden...
Der Tannenbaum selbst ist ja Luxusstück,
indem er schmückt und das Fest verteuert.
Wer ihn doch kauft, kauft hochheiliges Stimmungsglück
und wird deswegen hoch und heilig besteuert.
Außerdem zieren die Tannenbäume
in Form von Brennholz die festlichen Räume...
Darum kommt die Regierung selber als Weihnachtsmann
und hat sich die „Staatstanne" abgerungen.
Doch statt der albernen Nüsse hängen dran
schöne, praktische Not-Verordnungen ...
Und daran werden die gehorsamen Mädchen und Knaben
sogar noch nach Neujahr zu knacken haben ...
Nach Wegfall der Weihnachtsgans, des Bäumleins, sowie stimmungmachender Barbeträge
steht der allgemeinen Festfreude dann nichts mehr im Wege. ah» Eckart-Rotholz
I
.Hat er Recht?
In ein Leipziger Wahllokal kam zur Reichstagswahl eine Frau von etwa fünfzig Jahren.
Aus irgendeinem Grunde war sie aufgeregt. Nachdem sie schon zu einer verkehrten
Tür hatte hineingehen wollen, ließ sie nun Stimmzettel und Umschlag fallen, der ihr
beim Eintreten überreicht worden war, bückte sich, das Verlorene aufzuheben — dabei
entfiel ihr das Handtäschchen mit dem Brillenfutteral . . .
Der überwachende Schupo
klopfte ihr begütigend auf
die Schulter;1 „Nu awr,
Muddrjn! Warpm rääjense
sich denn bloo^,.so auf? In
I achd Daachen wähln mr doch
I schon widdr!"
a— Ist der Mann nun Opti
mist oder Pessimist?
Justiz
„Weshalb wollen Sie die
Richterkarriere einschlagen?“
wurde ein jünger Rechts-
kandidat gefragt.
„Um der Gerechtigkeit ohne
Ansehen der Person zum
Siege zu verhelfen”, ant-
wortete er begeistert.
,.J)er Erfahrene schüttelte
traurig den Kopf;
„Mit solchen Ansichten, jun-
ger Mann, werden Sie kaum
über den Referendar hinaus-
kommen."
Begriffsverwirrung
Ins Bankhaus Bloch kommt
ein Mann und schwenkt eine
Banknote in der Hand.
„Verzeihen Sie, — können
Sie wechseln?"
[), „Oh ja," sagt Bloch freund-
lieh, „zwei Dinge: das Ge
p sprächsthema und die Ge
1 Sichtsfarbe.“
i«
Goldene Worte des Führers
Schon 1925 schrieb Adolf
Hitler in der großen Ausgabe
seines Werkes „Mein Kampf"
im Band 1 auf Seite 85 fol-
gende zeitgemäßen Worte:
„Je leichter aber die Ver-
antwortung des einzelnen
Führers ist, um so mehr wird
die Zahl derjenigen wachsen,
die selbst bei jämmerlichsten
Ausmaßen sich berufen
l fühlen werden, ebenfalls der
: Nation ihre unsterblichen
Kräfte zur Verfügung zu
: stellen."
i Wir stimmen Herrn Hitler
, voll und ganz zu.
• Und in der Betrachtung der
irr Leute, die gern zu Amt und
io: Würden kommen fährt er
Cig fort:
„Ja, sie werden es gar nidht
mehr erwarten können, end-
lich einmal auch an die Reihe zu kommen; sie stehen an in einer langen Kolonne und
zählen mit schmerzlichem Bedauern die Zahl der vor ihnen Wartenden und rechnen
die Stunde fast aus, die menschlichem Ermessen nach sie zum Zuge bringen wird.
Daher ersehnen sie jeden Wechsel in dem ihnen vorschwebenden Amte und sind
dankbar für jeden Skandal, der die Reihen vor ihnen lichtet. Will jedoch einmal
einer nicht von der eingenommenen Stelle wieder weichen, so empfinden sie
dies fast als Bruch eines heiligen Abkommens gemeinsamer Solidarität. Dann
werden sie bösartig und
ruhen nicht eher, als bis der
Unverschämte, endlich ge-
stürzt, seinen warmen Platz
der Allgemeinheit wieder zur
Verfügung stellt."
Auch entspricht es ganz und
gar unserer Auffassung, wenn
Herr Hitler auf S. 84 schreibt:
„Sowie aber erst einmal die
Leiter einer Nation aus
solchen Jämmerlingen be-
stehen, dann wird sich dies
schon in kurzer Zeit böse
rächen."
Der Sonntag als Nervenarzt
Unter dieser Ueberschrift
brachte das Sonntagsblatt für
die Saargemeinden „Sonn-
tagsgrün“ vor kurzem nach-
stehende Ausführungen, die
geeignet sind, der Nerven-
heilkunde wie überhaupt der
medizinischen Wissenschaft
neue Wege zu zeigen:
„Die Sonntagsheiligung ist
eines der wichtigsten Mittel,
Nervenhygiene zu treiben,
wenn man den Gottesdienst
besuchen würde, der mehr
als irgend etwas geeignet ist,
durch eine sonst unmögliche
Gedankenkonzentration hin-
durch Ruhe, Stille, Gesang,
weihevolle Stimmung im
Gotteshause empor zu den
lichten Höhen zu führen (die
Satzbildung ist allerdings
nicht sehr nervenschonend!),
in denen wir alle Kleinig-
keiten und Schwachheiten
abstreifen können. Auch
heute noch ist der Besuch
des Gottesdienstes wie jeder
Gottesdienst überhaupt, auch
vom Standpunkt des modern
denkenden Arztes eines der
besten Nervenmittel. Dabei
kostet es nichts."
Warum zur Nervenberuhi-
gung nicht gleich den Gottes-
dienst als Einschläferungs-
mittel verordnen ... ?
Sprichwort
„Sehen Sie, dort drüben, das
ist der neue Minister.“ — „So
schnell geht er?" — „Wa-
rum nicht?” — „Es heißt
doch: das Unglück schreitet
schnell.“
Hans Kossatz: Der Diktator