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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0008
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Zeichnung von Gerhard Holler

Disziplin fürs Volk

Der von der SA. und die von der SA.

„Pfui, junger Mann, das ist aber nicht schön, daß Sie uns Konkurrenz machen!"

Viele wunderten sich darüber, daß bei der Schnorrerei der Hitlerpartei SA-Leute hoch
zu Roß erschienen.

Aber man ist doch gewöhnt, daß Hitler seine Anhänger aufsitzen läßt!

Bei der Eröffnungsrede des neuen Reichs-
tags hat der Alterspräsident Pg. General
Litzmann an seinem ehemaligen Kom-
mandeur von Ober-Ost, dem Generalfeld-
marschall, nicht allzu viele gute Haare
gelassen, sondern ihn ziemlich durch den
Kakao gezogen.

Fragt ein Harmloser:

„Wie verträgt sich so etwas nun mit
der altpreußischen Disziplin und der
Ehrerbietung gegen Ranghöhere, von
der unsere Nationalen so begeistert
schwärmen?"

„Disziplin • gilt doch in der Hauptsache
nur für Militärpersonen vom Feldwebel
abwärts!" belehrte ihn ein Wissender.



Achtung! Neuheit!

Parteiamtliche Meldung aus dem Braunen
Haus:

Ab 1. Januar 1933 wird der national-
sozialistische Zentralverlag in Berlin eine
norddeutsche und eine Berliner Ausgabe
des „Völkischen Beobachters" erscheinen
lassen. Versuchsweise wird einmal
wöchentlich dem Blatt auch eine Beilage
für Erwachsene angefügt werden.
Parteigenosse Gregor Straßer tritt mit
Genehmigung des Führers einen Krank-
keitsurlaub von drei Wochen an. Die
häufigen Umarbeitungen des unabänder-
lichen und unverrückbaren Parteipro-
gramms der NSDAP., die er besonders in
der letzten Zeit vorgenommen hat, haben
seine Arbeitskraft überanstrengt und
seine Gesundheit erschüttert.



Das ist hier die Frage!

Das Institut für Konjunkturforschung hat
dankenswerterweise herausbekommen,daß
die Krise endgültig überwunden ist, daß
wir aber noch mit einer sehr langen De-
pression rechnen müssen.

Nachdenklich sagte dazu der arbeitslose
Metalldreher Kleemann:

„Arbeet hack keene. Is det nu noch
wejen de Krise oda schonst wejen de
Depression? Det mecht ick zu jerne
wissen!"



Zu der Zeit, als in der freien und
Hansestadt Hamburg noch eine Bürger-
wehr existierte, ereignete sich folgende
ergötzliche Episode. Die dänische Prin-
zessin Alexandra hatte sich zu Besuch
angesagt und ihr zu Ehren sollte die
Bürgerwehr im Parademarsch vorbei-
defilieren — die Hauptsache aber war
der „Artillerie" zugedacht, die Salut
schießen sollte. Alles war bis aufs letzte
bereit, die Kanoniere standen mit
brennenden Lunten und warteten auf
das Zeichen — da sprengte plötzlich
ein Dragoneroffizier heran und meldete:
„Königliche Hoheit bitten nicht
schießen zu lassen." Darob herrschte
allgemein bittere Enttäuschung bei Ham-
burgs Söhnen und aus ihrer Mitte tönten
in hamburgischem Platt die Worte: „Dat
will hu ne öffentliche Person sein un
kann dat Knallen nich verdragen!"

Die NSDAP, vor der Auflösung.

Wie aus München gemeldet wird, wurde im „Braunen Haus" ein Einbruch verübt. Das von Hitler seit Jahren
sorgsam bewahrte „Rettungsprogramm", das in einem Stahlschrank verschlossen war, ist gestohlen. Die
Folgen sollen unübersehbar sein, alles ist in größter Verwirrung. Hitler soll erklärt haben, daß er ohne das
„Rezept zur Rettung“ machtlos sei. Goebbels soll bereits ein neues Programm der „Revolution und Er-
neuerung" angeboten haben, das aber von Hitler zurück gewiesen ist. Hitler besteht darauf, er will seine eigenen
„Ideen" wiederhaben. Er hat deshalb 10 Mark Belohnung für die Wiederbeschaffung ausgesetzt. Die Kata-
strophe steht bevor.

Telegramm

Das Naziprogramm gestohlen!
 
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