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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0039
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Zeichnung von Willibald Krain

Mokka-Kojen

oder

Liebe am
laufenden Band

Eine ganze Nacht hatte Bert Brust mit den Zähnen
geknirscht, dann hatte er sich in das Unvermeidliche
gefügt. Aus dem Traumland einer literarischen
Karriere hatte ihn die Hand eines grausamen Vaters
senkrecht in das Geschäft Meyer & Schlesinger,
Stoffe en gros und en detail, als Korrespondent
hineingesetzt.

Bert Brust beschloß sich zu rächen. Er beschloß
seinen Hinauswurf zu provozieren.

Am ersten Tage übergab ihm Herr Meyer einen Brief

der Firma Müller u. Sohn und sagte ihm: „Ant-
worten Sie diesen Leuten, daß wir ihnen gern liefern,
jedoch nur netto Kassa, per comptant. Wir nehmen
auch erstklassige Kundenrimessen."

Bert Brust setzte sich hin und schrieb: „An die
Herren Müller u. Sohn, Oelmütz. Im Besitze Ihrer
Epistel de dato wollen wir nicht manquieren, die
diesbezügliche Distorsation zu bonifizieren. Item aber
müssen wir angesichts des Entrevaments auf die
Konduktuität einer geeigneten Retrogration hin-

weisen. Sie werden es nicht für unbillig finden, wenn
wir daher die nötigen Kontolisen verlangen. Hoch-
achtungsvoll."

Mit eiskalter Miene reichte Bert Brust seinem Chef
den Brief zur Unterschrift.

Dieser las ihn einmal, las ihn zweimal, schüttelte den
Kopf, zückte die Füllfeder, dann blickte er auf.

„Sagen Sie einmal“, fragte er, „schreibt man Konto-
lisen nicht mit Ypsilon?" Th. Br.
 
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