Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0044
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeichnung von Gerhart Holler

Nach unwidersprochen gebliebenen Nachrichten befinden sich
die Finanzen der NSDAP in hilflosem Zustand. Die Partei hat eine
Schuldenlast von nicht weniger als 1 2 Millionen Mark zu tragen.

VIELE POLITIKER
glauben, beim Volk im besten
Geruch zu stehen; dabei sind sie
selbst die größten Stänker.



Gnade uns Gott vor solchen Leuten,
die sich einreden, gottbegnadet
zu sein.



Leute, die sich in feinen Kreisen
bewegen, verfolgen oft nicht gerade
Wege.

■k

Dem ist nicht zu trauen, der bei jeder
Gelegenheit seine Ehre hervorkehrt;
er hat sie ja nur im Munde und nicht
im Leibe.



Manchen politischen Führer erkennt
man wie ein Buch — beim Auf-
schneiden.

+

Es kreißen die Berge und heraus
kommt nicht die kleine Maus, sondern
ein großer Rattenfänger.



Hasardeure in der Politik sind am
gefährlichsten, sie setzen nicht ihr
eigenes Vermögen, sondern das des
Volkes aufs Spiel.

■k

Schweigen ist Gold, wo die Gold-
decke schwach ist, kommt die In-
flation der Reden.



Auch auf dem politischen Markt
machen die Schreier gute Geschäfte
— auf Kosten des Volkes.

*

Mancher Führer dünkt sich nur darum
ein Gott zu sein, weil er nicht aus
dem Chaos eine Welt, sondern aus
der Welt ein Chaos macht.



Der Putsch verhält sich zur Revolution
wie ein Theaterdonner zum natürlichen
Ungewitter.



Schminke in der Politik ist so schlimm
wie im Leben: man muß immer größere
Dosen nehmen, und übrig bleibt nur
die Häßlichkeit.



Es ist beim Volksführer wie beim
Arzt: Wer zu viele „todsicherwir-
kende“ Rezepte verschreibt, ist ein
Scharlatan.

2€<zlen<2ex>spz>ifc2ie

Es ist ganz gleich, ob Preuße oder Schwabe.

Verstehen und verzeihen heißt das menschlichste Gebot.
Ein jeder Mensch hat etwas Kot an seinem Stabe,
doch einer streichts dem andern sanft aufs Butterbrot.

Es starb E.T. A. Hoffmann und Napoleon.

Es starb der junge Mendelsohn — der alte Blücher.

Es starb der Große Kurfürst und der kleine Kohn,
kurzum: Man ist sich seines Lebens nicht mehr sicher.

Auch unter den Tieren gibt es Schweine
wie unter den Menschen, große und kleine.

Auch Drohnen und Faultiere gibt es sicherlich.

Aber den Spießer — den gibts unter den Tieren nich.

Gewisse Kreise werden immer dümmer,
darum erklär’ ich frank und frei heraus:

Ein kleines, nettes, liebes Frauenzimmer

ist mir lieber als das ganze Herrenhaus. Fred Endrikat.

Ein neuer wundertätiger Derwisch
war in Basra eingezogen und zu ihm
pilgerten die Gläubigen um Rat und
Hilfe.

Auch Ali ben Abdullah kam zu ihm
und klagte sein Leid.

„Hilf mir, o Herr, den Allah mit
Weisheit erleuchtet hat, — seit drei
Tagen leide ich an furchtbarem
Durchfall."

Der Derwisch legte ihm die Hände
aufs Haupt und sagte milde: „Geh

heim, sprich dreimal des Tages,
morgens, mittags und abends, die
hundertdreiundzwanzigste Sure und
dir wird geholfen werden."

Ali ben Abdullah befolgte den Rat
und sein Leiden war wie weggeblasen.
Laut pries er die Wunderkraft des
Derwisches.

Am nächsten Tage erschien Moham-
med ben Asra beim Derwisch.

„Hilf mir, o Herr“, klagte er, „den
Allah mit Weisheit erleuchtet hat, —

seit zwei Tagen leide ich an Ver-
stopfung.“

Der Derwisch legte ihm die Hand aufs
Haupt und sagte milde: „Geh heim,
sprich dreimal des Tages, morgens,
mittags und abends, die hundertdrei-
undzwanzigste Sure und dir wird
geholfen werden.“

Mohammed ben Asra schüttelte be-
denklich sein Haupt. „O Weisester
aller Weisen“, rief er beschwörend,
„die hundertdreiundzwanzigste Sure
stopft doch!"

Winterhilfe. Viel Geschrei und wenig Wolle!
 
Annotationen