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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0048
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Nachtragende

Wahl-Erinnerungen

Der 31. Juli, in Erz gegossen!

Wir wollen der Chronistenpflicht genügen nnd
der staunenden Nachwelt folgendes Krankheits-
symptom der Zeit-Psychose berichten, das sich
im nationalsozialistischen „Stürmer" vom 31. Juli
1932 fand:

„Die Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 war die
letzte Parlamentswahl im Deutschland des
Novemberverbrechens. Ein neues Deutschland
mit Adolf Hitler als Führer hält bald seinen
Einzug. An dieses Abschiednehmen aus dem
Deutschland der Schande, des Elends und
Jammers werden die, die es erlebten, immer
denken müssen. Und sie werden den Tag der
Entscheidung nie vergessen. Der Siegeszug
Adolf Hitlers wird in kommender Zeit gefeiert
werden, wie wir heute noch feiern den Tag bei
Leipzig . . . Große Tage in der Geschichte des
deutschen Volkes wurden zu allen Zeiten auf
Denkmünzen verewigt. Auch der 31. Juli
soll in Erz gegossen der Nach-
welt erhalten bleiben. Die Denk-
münze, die an diesen Tag erinnert, ist geprägt
in Bronze, Silber und Gold. Der Preis beträgt:
Bronze 2 M., Silber 5 M., Gold 20 M.

Diese Hitlermünze ist das wertvollste Ge-
schenk, das sich ein Deutscher der Gegenwart
wünschen kann. Wer sich diese Hitlermünze
kauft, kann aber auch einmal sagen: Auch ich
habe mitgeholfen in schwerer Zeit."

Armer Hitler, es bleibt ihm doch auch nichts
erspart!



Massenversammlungen unter dem
Vergrößerungsglas

In der letzten Hitler-Kundgebung in Nürnberg
im dortigen Stadion sollen nach gewissenhaften
Zählungen, wie die Hitler-Presse zu berichten
wußte, 70 000 Menschen zugegen gewesen sein,
um dem „Führer" zu lauschen. Im Nürnberger
Stadtrat wurde diese Sache kürzlich auf-
gegriffen, denn die Nazis haben mit
der Stadt nur 23000 statt 70000
Eintrittskarten abgerechnet! Ent-
weder haben diese „sittlichen Erneuerer" die
Stadt betrogen oder sie haben die Oeffentlich-
keit belogen. Wahrscheinlich aber beides! —
Am 14. Oktober sprach Hitler in Selb in Ober-
franken. Nach dem „Volk. Beobachter", dem
Blatt der Partei der anständigen Leute, (Nr. 291
vom 17. 10.) waren 12 000 Bauern und Porzellan-
arbeiter begeisterte Zuhörer. Man sprach in
diesem Zusammenhang von den ' „glänzenden
Wahlaussichten der NSDAP, für den 6. No-
vember", Zwei Tage später waren Gemeinderats-
wahlen in Selb. Die NS. brachten es dabei auf
2474 Stimmen gegen 3192 bei der Reichstagswahl
vom 31. Juli. Wo blieben denn die 12 000 be-
geisterten Bauern und Porzellanarbeiter? Herr
Hitler hatte sie ungewollt von sich selbst kuriert!



Aus einem Hugenberg-Leitartikel

„Ueberblicken wir das Ergebnis der Kanzler-
schaft Papen, so muß zunächst gesagt wer-
den, daß diese Periode deutscher Geschichte
den ersten Lichtblick seit 1918 darstellte.
Das hindert nicht, in sowohl verantwortungs-
bewußter wie freimütiger Kritik zu den Ein-
zelheiten der Papenschen Politik Stellung zu
nehmen. Es bleibt zu untersuchen übrig, ob
es richtig war, die gewiß notwendige Auf-
räumungsarbeit in den diversen deutschen
Porzellanläden mittels veralteter Elefanten-
methoden vorzunehmen, oder ob es dem
traditionellen Wesen deutschnationaler
Politik nicht besser entsprochen hätte, mit
moderneren Mitteln, etwa Preßlufthämmern
bzw. Sprengbohrern, dem Porzellan zu Leibe
zu gehen. So scheiterte Franz von Papen
trotz besten Willens an einer unangebrachten
Zurückhaltung und Vornehmheit in der Wahl
seiner Mittel, die, obwohl sie die leuchten-
den Merkmale des Adelstandes sind, dem er
entsprossen ist, in der Politik doch nicht die
erfolgverbürgenden Faktoren darstellen.“



Der neue alte Kurs

Man saß beisammen und besprach der Zeiten
Läufe. Und kam auf Preußen zu sprechen
und Herrn Bracht.

„Sagen Sie“, wurde gefragt, „was macht
eigentlich der Regierungsrat X. Ist er schon
abgebaut worden?“

„Abgebaut? Aber nein! Wieso meinen
Sie ...?“

„Nun, seine Tüchtigkeit steht doch außer
Frage!“

Der äuBere Frieden

Zwei Schwestern, zum
 
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