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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0055
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Zeichnung von Hons Kossatz

Verlaß* dich drauf, Michel: bei solchem Futter kann die Kuh keine Milch geben!

Kameraden •. •

Der Herr Reichspräsident haben, als infolge eines bedauerlichen
Betriebsunfalls Herr von Rapen kamen zu Schaden,

Dem Herrenreiter ein Bild dediziert mit der melancholisch-elegischen
Unterschrift, draus die Tränen getropfet: „Ich halt’ einen Kameraden ...!"

Und das nazionale Deutschland als Schloßhund von Neudeck
Hat im Trauerchor mitgeheult. — Aber Exzellenz halten zu Gnaden,

Wir unsererseits finden, es stimmt da 'was nicht

Hinsichtlich des gefühlvollen Zitates: Ich hott' einen Kameraden ...I

Denn hei lewet doch noch! Und er liegt doch durchaus nicht
Zu Ew. Exzellenz Füßen! Er konspiriert vielmehr hinter Dero Rücken!
Und es hat ihn durchaus nicht weggerissen! Im Gegenteil: Hingerissen
Sieht man ihn seinen Freundfeind Hitler an den fühlenden Busen drücken!

Denselben Herrn Hitler, der, Exzellenz, über Ihr Alter
Vor kurzem noch die bekannten Bemerkungen machte.

Und dessen reichassortiertes Lager in Pikrin- und anderen Säuren
Vor kurzem noch in Ihrer Neudecker Nachbarschaft krachte!

Exzellenz sind, finden wir, mit dem unausprechlichen Jammer
Einer höchst problematischen Kameradschaft beladen.

Ad exemplum 1. der Litzmann ... ad 2. der Rapen ...

Gott schütze Ew. Exzellenz immerdar vor Kameraden!

Friedrich Wendel.

Akademische Freiheit an der Oder

Erst haben bloß die Herren Studenten randaliert und einen
nazjonalen Entrüstungsrummel losgelassen. Jetzt aber wenden
sich auch Rektor und Senat der Breslauer Universität mann-
haft gegen den Mann mit dem ihnen unsympathischen Namen.
Angeblich wegen eines Zeitungsartikels.

„Was hat denn der Professor Cohn eigentlich auf die Rund-
frage, ob man Trotzki ein Asyl gewähren könne, geantwortet?"
erkundigt sich mein Freund Paul.

„Er hat geschrieben, daß man so eine Sache nicht übers Knie
brechen dürfe, sondern reiflich überlegen und objektiv prüfen
müsse!" gebe ich Auskunft.

„Ja, dann braucht er sich aber nicht zu wundern, daß die
anderen gegen ihn sind!" sagt Paul kopfschüttelnd. „Ein
Mann, der reiflich überlegt und gerecht abwägend urteilen
will, gehört heutzutage wirklich nicht als Dozent an eine
deutsche Hochschule!“



Tarnung ist Hauptsache

Beim taktischen Kursus für Reichswehroffiziere auf der Kriegs-
akademie hält ein Major Vortrag über Tarnung.

Zeichnung von Heinz Kiewiii

„Nu hat man aus Wohltätigkeit
bereits 200 Mark versoffen, und da
soll man hier auf der Straße auch
noch geben?“

„Jeschickte Tarnung ist aussaorndlich wichtig, meine Herren.
Tarnung nach oben und nach den Seiten jeschieht durch je-
schickte Jeländebenutzung, durch Schutzanstrich .. ."

Und ein vorlauter Leutnant platzt heraus:

„Und bei der Tarnung nach unten bedient man sich am besten
eines sozialen Generals!"



Der einzige Unterschied

Im Schaufenster unseres Braunen Ladens hängt natürlich auch
ein Oeldruckbild des Führers.

Gestern stehen zwei Männer davor.

Betrachten, weil sie nichts besseres zu tun haben, die auf-
gedonnert sturen Züge, die in die Stirn gekämmte Tolle, das
angeklebte Chaplinbärtchen. . . .

Endlich sagt der eine:

„Weeßte den Unterschied zwischen Hitlern und ’ner Kaffee-
kanne?"

„Nee."

„Er is ooch janz unbedeutend. Bei der Kaffeekanne is der
Tropfenfänger unta der Schnauze, bei Hitlern is er
d r i e b a !"
 
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