Wo die Weichsel
rauscht
Der Reinfall
Der Chef schritt durch das
Geschäft.
In einer Ecke saß ein An-
gestellter und las die Zei-
tung.
Der Chef ging drohend auf
ihn zu.
„Wieviel Gehalt haben Sie?"
„Hundertzwanzig Mark."
Der Chef zog seine Brief-
tasche.
„Hier haben Sie Ihre hun-
dertzwanzig Mark. Jetzt
machen Sie schnell, daß
Sie aus dem Haus kommen.
Ich will Sie nicht mehr
sehen!"
Der Angestellte nahm das
Geld, grüßte und ver-
schwand.
„Warum engagieren Sie
solche Nichtstuer?“, fragte
der Chef den Bürovorstand.
Der Bürovorstand erwiderte
bescheiden:
„Dieser Mann ist nicht bei
uns engagiert. Er hatte uns
lediglich aus der Druckerei
tausend Briefbogen gebracht
und wartete auf die Bestä-
tigung.“
„Na, — was macht's Ge-
schäft?"
„Verschieden!"
„Sie meinen: Mal so, mal
so?“
„Nee, — ich sagte Ihnen
doch: das Geschäft ist tot!"
Die Gents
Zwei pikfeine, blutjunge
Gents versuchten verzwei-
felt ihre Feuerzeuge. Kein
Funke sprang.
Ein älterer Herr kam. Bot
ihnen ein Streichholz. Die
Gents staunten: „Fabelhaft!
Wo haben Sie das gekauft?"
Recht hat er
Puppel besuchte eine Jahr-
marktsbude. Aber er war
enttäuscht von den Wun-
dern des zwanzigsten Jahr-
hunderts, die der Ausrufer
draußen versprochen hatte.
Puppel stand auf und rief
laut: „Schwindel! Schwin-
del!"
„Sie“, sagte der Ausrufer
zurechtweisend, „Sie sind
hier nicht in einer politi-
schen Versammlung!“
„Und somit bitten wir ein geehrtes Publikum um gütiges Vertrauen zu den bewährten
Prinzipien bürgerlicher Wirtschaftsführung!“
Sogar in den Kabaretts der
polnischen Hauptstadt wird
folgende Staatshistorie zur
Freude der Hörer erzählt:
Pilsudski ließ seinen Ver-
trauten Wjenawa - Dlugo-
schewski kommen und
sprach also:
„Ich soll also nach Madeira
fahren. Gut. Aber ich habe
kein Geld. Was machen?"
„Oh“, war die diensteifrige
Antwort, „Herr Marschall,
da wird schon zu helfen
sein. Wieviel brauchen Sie?"
„Das müssen schon minde-
stens 120 000 Zloty sein."
„Auch das geht. Ich habe
da einen Juden, der wird's
schon bringen, Herr Mar-
schall!"
Am nächsten Tag erscheint
der zitierte Handelsmann
und zählt dem Diktator Po-
lens 120 000 Zloty auf.
Pilsudski nimmt die Feder,
um zu schreiben. Der Geld-
bringer wirft demütig ein:
„Aber was bedürfen der
Herr Marschall deswegen zu
schreiben?"
„Muß doch eine Quittung
geben!"
„Aber nein, ich hab gar
keine Sorgen, daß Herr Mar-
schall mir werden alles rich-
tig zurückzahlen."
„Woher wissen Sie das so
sicher?“
„Ja, sehen Herr Marschall:
Dem Herrn General Zeli-
gowski würde ich nicht bor-
gen; der hat Wilna den
Litauern genommen, aber
nicht zurückgegeben. Und
der Herr General Roswa-
dowski hat Lemberg den
Ukrainern genommen und
nicht zurückgegeben. Aber
der Herr Marschall sel-
ber haben Kiew {1920 der
Sowjetunion) genommen,
es aber gleich zurück-
gegeben!“
Wissen Sie schon
daß der Reichskanzler von
Sch(leiche)r in seinem Na-
men eine Leiche mit sich
herumtrug?
„Was nützt es, wenn wir einig werden - unten
läuft ja doch wieder alles auseinander!“
In der Krise! „Uns kann nichts passieren,
zwei starke Pauste halten uns über Wasser!"
Stammtisch
„Zum Dritten Reich“
Wenn Herr Schulze nach dem zehnten Kümmel
Sich politisch einen angerauscht.
Stürzt er sich wie Hektar ins Getümmel —,
Und der ganze Stammtisch staunt und lauscht —:
Erstens müsse man die Wirtschaft kennen.
Zweitens sei die Industrie davon ein Teil,
Drittens dürfe man sie nicht berennen.
Viertens zahle sie und fünftens Heil!
Und dann, hup, sagt er, sei außerdem
Alles an der Wurzel anzufassen.
Und die Arbeitsnot sei ein Problem,
Und er. hüte sich, sich auszulassen —.
Schulze hier und Schulze dort —
Tief erschüttert mußt du dich da fragen:
Dieser grause Konfusionsrekord
Hat Millionen Menschen was zu sagen-?
Kurt Kaiser-Blüth
rauscht
Der Reinfall
Der Chef schritt durch das
Geschäft.
In einer Ecke saß ein An-
gestellter und las die Zei-
tung.
Der Chef ging drohend auf
ihn zu.
„Wieviel Gehalt haben Sie?"
„Hundertzwanzig Mark."
Der Chef zog seine Brief-
tasche.
„Hier haben Sie Ihre hun-
dertzwanzig Mark. Jetzt
machen Sie schnell, daß
Sie aus dem Haus kommen.
Ich will Sie nicht mehr
sehen!"
Der Angestellte nahm das
Geld, grüßte und ver-
schwand.
„Warum engagieren Sie
solche Nichtstuer?“, fragte
der Chef den Bürovorstand.
Der Bürovorstand erwiderte
bescheiden:
„Dieser Mann ist nicht bei
uns engagiert. Er hatte uns
lediglich aus der Druckerei
tausend Briefbogen gebracht
und wartete auf die Bestä-
tigung.“
„Na, — was macht's Ge-
schäft?"
„Verschieden!"
„Sie meinen: Mal so, mal
so?“
„Nee, — ich sagte Ihnen
doch: das Geschäft ist tot!"
Die Gents
Zwei pikfeine, blutjunge
Gents versuchten verzwei-
felt ihre Feuerzeuge. Kein
Funke sprang.
Ein älterer Herr kam. Bot
ihnen ein Streichholz. Die
Gents staunten: „Fabelhaft!
Wo haben Sie das gekauft?"
Recht hat er
Puppel besuchte eine Jahr-
marktsbude. Aber er war
enttäuscht von den Wun-
dern des zwanzigsten Jahr-
hunderts, die der Ausrufer
draußen versprochen hatte.
Puppel stand auf und rief
laut: „Schwindel! Schwin-
del!"
„Sie“, sagte der Ausrufer
zurechtweisend, „Sie sind
hier nicht in einer politi-
schen Versammlung!“
„Und somit bitten wir ein geehrtes Publikum um gütiges Vertrauen zu den bewährten
Prinzipien bürgerlicher Wirtschaftsführung!“
Sogar in den Kabaretts der
polnischen Hauptstadt wird
folgende Staatshistorie zur
Freude der Hörer erzählt:
Pilsudski ließ seinen Ver-
trauten Wjenawa - Dlugo-
schewski kommen und
sprach also:
„Ich soll also nach Madeira
fahren. Gut. Aber ich habe
kein Geld. Was machen?"
„Oh“, war die diensteifrige
Antwort, „Herr Marschall,
da wird schon zu helfen
sein. Wieviel brauchen Sie?"
„Das müssen schon minde-
stens 120 000 Zloty sein."
„Auch das geht. Ich habe
da einen Juden, der wird's
schon bringen, Herr Mar-
schall!"
Am nächsten Tag erscheint
der zitierte Handelsmann
und zählt dem Diktator Po-
lens 120 000 Zloty auf.
Pilsudski nimmt die Feder,
um zu schreiben. Der Geld-
bringer wirft demütig ein:
„Aber was bedürfen der
Herr Marschall deswegen zu
schreiben?"
„Muß doch eine Quittung
geben!"
„Aber nein, ich hab gar
keine Sorgen, daß Herr Mar-
schall mir werden alles rich-
tig zurückzahlen."
„Woher wissen Sie das so
sicher?“
„Ja, sehen Herr Marschall:
Dem Herrn General Zeli-
gowski würde ich nicht bor-
gen; der hat Wilna den
Litauern genommen, aber
nicht zurückgegeben. Und
der Herr General Roswa-
dowski hat Lemberg den
Ukrainern genommen und
nicht zurückgegeben. Aber
der Herr Marschall sel-
ber haben Kiew {1920 der
Sowjetunion) genommen,
es aber gleich zurück-
gegeben!“
Wissen Sie schon
daß der Reichskanzler von
Sch(leiche)r in seinem Na-
men eine Leiche mit sich
herumtrug?
„Was nützt es, wenn wir einig werden - unten
läuft ja doch wieder alles auseinander!“
In der Krise! „Uns kann nichts passieren,
zwei starke Pauste halten uns über Wasser!"
Stammtisch
„Zum Dritten Reich“
Wenn Herr Schulze nach dem zehnten Kümmel
Sich politisch einen angerauscht.
Stürzt er sich wie Hektar ins Getümmel —,
Und der ganze Stammtisch staunt und lauscht —:
Erstens müsse man die Wirtschaft kennen.
Zweitens sei die Industrie davon ein Teil,
Drittens dürfe man sie nicht berennen.
Viertens zahle sie und fünftens Heil!
Und dann, hup, sagt er, sei außerdem
Alles an der Wurzel anzufassen.
Und die Arbeitsnot sei ein Problem,
Und er. hüte sich, sich auszulassen —.
Schulze hier und Schulze dort —
Tief erschüttert mußt du dich da fragen:
Dieser grause Konfusionsrekord
Hat Millionen Menschen was zu sagen-?
Kurt Kaiser-Blüth