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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 54.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.8269#0087
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Brauner Faschings-Katzenjammer,

„Nein, Parteigenosse, den sauren Hering lasse ich
euch — ihr habt ihn noch nötiger als ich!"

Deutscher Fasching.

,,Wenn ich total besoffen bin, dann sage ich die
Wahrheit, und die Wahrheit ist, daß ich total
besoffen bin!"

,,Liebste, glaub' mir, du sollst es bei mir wie im
Paradiese haben!“ — ”,^c^ s‘e*1 mal an — also
nichts anzuziehen, wie?"

Die Einladung,

,,Schön, mein Kleiner, und zu wann läßt uns deine
liebe Mama bitten?*’ — ».Das weiß ich nicht.
Sie hat nur gesagt, sie möchte die Sache so bald
als möglich hinter sich haben!“

Stephan Syigethy: Der Tenorist.

Chinesische Elegie

Von Gerhart Gleissberg

Es kam zu uns der weiße Mann
Und sprach: ich will euch lehren.

Was Sitte und was Fortschritt ist.

Wie für euch starb der heil’ge Christ,

Und euch Kultur bescheren.

Es blieb bei uns der weiße Mann

Und machte seine Beute

Mit Kugeln, Schnaps und Opium.

Wir lächelten und litten stumm.

Wir armen gelben Leute.

Es sprach zu uns der weiße Mann:

Ich will das Land erschließen.

Er wurde reich. Wir blieben arm.

Und scharten wir uns zum Alarm,

Dann ließ er uns erschießen.

Da kam zu uns der rote Mann
Und rief: ich will euch retten!

Er redete das Volk in Wut;

Doch half er nicht, als wir in Blut
Uns wanden und in Ketten.

Jetzt ist der gelbe Feind im Land. —

Und wenn wir Genf nur hören,

So wissen wir, wie das gemeint.

Und wissen, was sie alle eint
In ihren Mitleids-Chören . . .

Kurswechsel

Ueberall weht nun ein anderer Wind, und die nationale Welle
geht hoch und hehr. Da heißt es, um Gotteswillen nicht den
Anschluß verpassen!

Die Leihbibliotheken, städtische wie private, haben sich bereits
um- und ausgiebig nationale Literatur eingestellt.

Die Theater, seit langem schon schwach im Geist, kapitulieren
ebenfalls und setzen uns einen national rechtgläubigen Spiel-
plan vor, der sich gewaschen hat.

Nun tagen die Filmproduzenten,

Ein nationaler Kultur-Oberwart weist sie in gewaltigen Tönen
auf ihre Pflichten hin.

,,Aber mein Gott!" ruft einer von den Filmfritzen ganz ver-
zweifelt. ,,Was sollen wir denn noch tun? Mehr Militärfilme
als bisher können wir doch beim besten Willen nicht drehen!"

*

Gutbürgerliche Pressefreiheit

Der große und der kleine Zeitungsverleger begegnen einander.
Und der kleine jammert;

„Schreckliche Zeiten, Herr Kommerzienrat! Furchtbar schwie-
rige Zeiten! Man will doch seine Abonnenten und Inserenten
nicht vor den Kopf stoßen. Für wen nimmt man denn da Stel-
lung, für Hugenberg oder für Hitler? Wie machen Sie's denn,
Herr Kommerzienrat?"

Der große Zeitungsverleger lächelt überlegen;

„In meinem Verlag erscheinen zwei Zeitungen. Im Morgen-
blatt bin ich für Hugenberg. Aber in der Abendzeitung bin ich
für Hitler!"

>

Die Warnung

Da kaufte sich vor einiger Zeit ein ehemaliger Ringkämpfer
eine Kneipe. Eines Tages sah er in einem Antiquitätengeschäft
eine alte Gipsfigur, deren eines Bein nach hinten gedreht war,
deren rechter Unterarm fehlte und der ein Auge aus-, der
Unterkiefer ein- und die Nase abgeschlagen war.

Nach einigem Nachdenken ging der Ringkämpfer in den Laden,
kaufte die Figur, stellte sie in seiner Kneipe auf und schrieb auf
den Sockel; „Der Zechpreller!“

Der neue Rundfunk-Beirat

Humor und Satire
des Auslands <

Mann in besten Jahren,

von intelligenten Einfällen und grandiosen Pro-
jekten, leider unverstanden, sucht verwandte
Seele undifferenzierten Geschlechts mit größerem
Vermögen und bewohnbaren Luftschlössern.

(„Le Rire“, Paris.

Seine Presse.

Freiherr Adolf von Münch-Braunhausen: . Und

so kam auch ich in die Höhe!" („Götz“, Wien.)

In der Schule für Freikörper-Kultur.

..Ich will dich lehren, du Wüstling, durch’s Ast-
loch nach schönen Frauenzimmern zu gucken!“
(,,Gens qui rient“, Paris.)

Der Völkerbund: ,,Und was geht hier vor?" —
Mars: ..Stör' mir sie nicht! Sie arbeiten in meiner
Fabrik für den Weltfrieden!"

L.Notenkraker“, Amsterdam.)

„Bleib hier im warmen Saal, Schatz!, ich hol dir
deinen Pelz aus der Garderobe.“ — Nein Bubi,
ich komm' mit, so gut kenn ich dich denn doch
noch nicht.“ (,,Götz“, Wien.)
 
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