Die Osthilfe
Widerlich, das Getue der
politischen Heuchelei zu
betrachten, das sich um
die Tatsache der aufge-
deckten Unregelmäßigkei-
ten bei der Osthilfe dreht!
Wo Arbeitslosen - Unter-
stützungen gezahlt wer-
den, sind solche Unregel-
mäßigkeiten halt unver-
meidlich.
Dem Grafen A. ist nach-
gewiesen worden, daß er
sich vom empfangenen
Osthilfe-Geld einen neuen
Mercedes kaufte, mit dem
er die Riviera besuchte. —
Nun, und? Hat sich
der Erwerbslosen-Unter-
stützungs-Empfänger Wil-
helm Schulze, wohnhaft
Berlin, Reuterstraße 2,
neulich nicht ein Paar
neue Stiefelsohlen aus
Mitteln der empfangenen
Unterstützung gekauft,
anstatt mittels sinnreich
eingelegten Zeitungspa-
piers den Unbilden der
kalten Jahreszeit zu be-
gegnen?
Dem Rittergutsbesitzer B.
ist nachgewiesen worden,
daß er die empfangenen
Mittel der Osthilfe zum
größten Teil an die
NSDAP, für Zwecke der
militärischen Ausrüstung
der SA. abgeführt hat. —
Sind nicht die Erwerbs-
losen-Unterstützungsemp-
fänger August Müller,
Karl Lehmann und Josef
Huber Mitglieder der So-
zialdemokratischen Partei
Deutschlands, deren fin-
steren Plänen gegenüber
der bedauernswerte Rit-
tergutsbesitzer gezwungen
war, die Hilfe des schir-
menden Armes der SA. in
Anspruch zu nehmen?
Dem Fürsten C. ist nachgewiesen worden, daß
er mittels gefälschter Bilanzen und anderer
finanztechnischer Schwindeleien sich in den
Genuß der Osthilfe setzte. — Konnte dem Er-
werbslosen - Unterstützungs - Empfänger Paul
Palecke, Stettin, nicht nachgewiesen werden,
daß er im Jahre 1924 seinem Schwager Franz
Pieseke ein Darlehen von 3 RM. gewährte,
das, da es bisher noch nicht zurückgezahlt
wurde, einen unzweifelhaften Vermögens-
bestand des Palecke darstellt, den er sich bei
Stellung des Unterstützungsantrages zu ver-
schweigen nicht entbindet hat?
Dem Baron D. ist nachgewiesen worden, daß
er, ähnlich wie im Fall des Fürsten C., Ost-
hilfe in Anspruch nahm, obwohl seine Be-
teiligung an westdeutschen Industrie-Unter-
nehmungen ihm die Entschuldung seines ost-
Japanische Beweisführung
„Ein Chinese hat gehustet.“
„Ein Grund, den Vormarsch un-
serer Truppen fortzusetzen I“
Neues deutsches Gesellschaftsspiel
Sinn und Zweck des Spiels ist die Torpedierung des jeweiligen Machtinhabers. Man weiß nie, wer
geworfen hat, der Getroffene kommt auch nicht weiter zu Schaden, sondern wirft seinerseits
fröhlich weiter. Die im Verhältnis zum Amüsement geringen Kosten zahlt das deutsche Volk
„Deutsche Weihestunde“
Sie sitzen im Saal bei feierlich ernsten Reden.
Es sprechen Minister, Major, General;
ihr Auge leuchtet, es dehnt sich die Brust eines jeden.
Sonst unbeweglich. Ein weihevoll feiernder Saal.
Hörer und Redner, mit ordenblinkender Brust,
fühlen sich schaudernd von glorreichen Zeiten umweht
und sind sich des heiligen Wertes der Stunde bewußt,
die einst im Ruhmesblatt deutscher Geschichte steht.
Wie eine heldische Tat klingt das Wort von der
deutschen Not,
eine heldische Tat, die hocherhobenen Hauptes sie
tragen.
Und dann braust, ein mächtig Finale, durch den Raum
das Gebot:
den Schritt in die Freiheit des Volkes zu wagen!
Da hebt sich der Saal, von der Weihe der Stunde er-
schüttert,
und über den Häupten der festlichen Kleidung erzittert
allgewaltig das herrliche Wort:
Volksgemeinschaft. — Und dann geht man fort.
Noch leuchtet das Auge, es dehnt sich die Brust eines
jeden;
die festliche Kleidung geht ernst und voll Würde nach
Haus.
Es waren sehr schöne, sehr kluge Reden,
und man lernte sehr vieles für Deutschland daraus.
Nur eines hat man nicht lernen können,
und man wird es wohl niemals richtig erkennen:
um das deutsche Volk aus der Not zu befrei'n,
müßte man selber ein Volk erst sein!
Rudolf Gottschalk.
preußischenGrundbesitzes
ohne weiteres ermöglicht
hätte. — Wurde der Er-
werbslosenunterstützungs-
empfänger Maschinen-
schlosser Emil Bimcke zu
Anfang des Jahres nicht
dabei ertappt, wie er,
ohne Handelsgewerbe-
schein und ohne Wissen
der unterstützenden Be-
hörde, Postkarten mit dem
Aufdruck „Ein fröhliches
neues Jahr" hausierender-
weise verhandelte? W.
Schande im Osten
Graf Botho von Itzenplitz
liest die Zeitung.
Auf einmal werden seine
Augen groß und rund;
denn da steht gedruckt:
Polen schuf in den
letzten Jahren über
200 000 Siedlerstellen!
Er läßt das Blatt sinken,
ballt die Faust und
schnarrt mit tiefster Ver-
achtung:
„Die verdammten Pol-
lacken schaffen zweihun-
derttausend Siedlerstellen.
Da sieht man wieder mal
ganz klar, daß dieses
Lausevolk nie und nimmer
eine Kulturnation werden
wird!"
Union der testen Hand.
Die Herren von Kohle
und Eisen saßen beisam-
men.
Gelsenkirchener Berg-
werks-A.-G.,PhönixA.-G.,
Vereinigte Stahlwerke
A.-G., Charlottenhütte
A.-G., Maxhütte - Mittel-
stahl. ...
Hunderte und aber Hun-
derte von Millionen Ka-
pital.
Und sie sprachen von den
verschiedenenTransaktio-
nen des Reiches, der Län-
der und der Gemeinden. Von der Ueber-
nahme von Aktienpaketen durch die öffent-
liche Hand.
Einer der jüngeren Herren meinte mit sorgen-
umwölkter Stirn:
„Aber das ist ja eine halbe Sozialisierung! Der
Staat bekommt ja maßgebenden Einfluß auf
uns!"
Der Präsident lächelte nachsichtig:
„Wenn schon. Schließlich haben wir doch
maßgebenden Einfluß auf den Staat!"
„Siehst du, lieber Schwarzer, Jetzt
sind wir, wehrpolitisch gesehen,
ebenbürtig — unsere Waffen sind
gleich lang!“
Widerlich, das Getue der
politischen Heuchelei zu
betrachten, das sich um
die Tatsache der aufge-
deckten Unregelmäßigkei-
ten bei der Osthilfe dreht!
Wo Arbeitslosen - Unter-
stützungen gezahlt wer-
den, sind solche Unregel-
mäßigkeiten halt unver-
meidlich.
Dem Grafen A. ist nach-
gewiesen worden, daß er
sich vom empfangenen
Osthilfe-Geld einen neuen
Mercedes kaufte, mit dem
er die Riviera besuchte. —
Nun, und? Hat sich
der Erwerbslosen-Unter-
stützungs-Empfänger Wil-
helm Schulze, wohnhaft
Berlin, Reuterstraße 2,
neulich nicht ein Paar
neue Stiefelsohlen aus
Mitteln der empfangenen
Unterstützung gekauft,
anstatt mittels sinnreich
eingelegten Zeitungspa-
piers den Unbilden der
kalten Jahreszeit zu be-
gegnen?
Dem Rittergutsbesitzer B.
ist nachgewiesen worden,
daß er die empfangenen
Mittel der Osthilfe zum
größten Teil an die
NSDAP, für Zwecke der
militärischen Ausrüstung
der SA. abgeführt hat. —
Sind nicht die Erwerbs-
losen-Unterstützungsemp-
fänger August Müller,
Karl Lehmann und Josef
Huber Mitglieder der So-
zialdemokratischen Partei
Deutschlands, deren fin-
steren Plänen gegenüber
der bedauernswerte Rit-
tergutsbesitzer gezwungen
war, die Hilfe des schir-
menden Armes der SA. in
Anspruch zu nehmen?
Dem Fürsten C. ist nachgewiesen worden, daß
er mittels gefälschter Bilanzen und anderer
finanztechnischer Schwindeleien sich in den
Genuß der Osthilfe setzte. — Konnte dem Er-
werbslosen - Unterstützungs - Empfänger Paul
Palecke, Stettin, nicht nachgewiesen werden,
daß er im Jahre 1924 seinem Schwager Franz
Pieseke ein Darlehen von 3 RM. gewährte,
das, da es bisher noch nicht zurückgezahlt
wurde, einen unzweifelhaften Vermögens-
bestand des Palecke darstellt, den er sich bei
Stellung des Unterstützungsantrages zu ver-
schweigen nicht entbindet hat?
Dem Baron D. ist nachgewiesen worden, daß
er, ähnlich wie im Fall des Fürsten C., Ost-
hilfe in Anspruch nahm, obwohl seine Be-
teiligung an westdeutschen Industrie-Unter-
nehmungen ihm die Entschuldung seines ost-
Japanische Beweisführung
„Ein Chinese hat gehustet.“
„Ein Grund, den Vormarsch un-
serer Truppen fortzusetzen I“
Neues deutsches Gesellschaftsspiel
Sinn und Zweck des Spiels ist die Torpedierung des jeweiligen Machtinhabers. Man weiß nie, wer
geworfen hat, der Getroffene kommt auch nicht weiter zu Schaden, sondern wirft seinerseits
fröhlich weiter. Die im Verhältnis zum Amüsement geringen Kosten zahlt das deutsche Volk
„Deutsche Weihestunde“
Sie sitzen im Saal bei feierlich ernsten Reden.
Es sprechen Minister, Major, General;
ihr Auge leuchtet, es dehnt sich die Brust eines jeden.
Sonst unbeweglich. Ein weihevoll feiernder Saal.
Hörer und Redner, mit ordenblinkender Brust,
fühlen sich schaudernd von glorreichen Zeiten umweht
und sind sich des heiligen Wertes der Stunde bewußt,
die einst im Ruhmesblatt deutscher Geschichte steht.
Wie eine heldische Tat klingt das Wort von der
deutschen Not,
eine heldische Tat, die hocherhobenen Hauptes sie
tragen.
Und dann braust, ein mächtig Finale, durch den Raum
das Gebot:
den Schritt in die Freiheit des Volkes zu wagen!
Da hebt sich der Saal, von der Weihe der Stunde er-
schüttert,
und über den Häupten der festlichen Kleidung erzittert
allgewaltig das herrliche Wort:
Volksgemeinschaft. — Und dann geht man fort.
Noch leuchtet das Auge, es dehnt sich die Brust eines
jeden;
die festliche Kleidung geht ernst und voll Würde nach
Haus.
Es waren sehr schöne, sehr kluge Reden,
und man lernte sehr vieles für Deutschland daraus.
Nur eines hat man nicht lernen können,
und man wird es wohl niemals richtig erkennen:
um das deutsche Volk aus der Not zu befrei'n,
müßte man selber ein Volk erst sein!
Rudolf Gottschalk.
preußischenGrundbesitzes
ohne weiteres ermöglicht
hätte. — Wurde der Er-
werbslosenunterstützungs-
empfänger Maschinen-
schlosser Emil Bimcke zu
Anfang des Jahres nicht
dabei ertappt, wie er,
ohne Handelsgewerbe-
schein und ohne Wissen
der unterstützenden Be-
hörde, Postkarten mit dem
Aufdruck „Ein fröhliches
neues Jahr" hausierender-
weise verhandelte? W.
Schande im Osten
Graf Botho von Itzenplitz
liest die Zeitung.
Auf einmal werden seine
Augen groß und rund;
denn da steht gedruckt:
Polen schuf in den
letzten Jahren über
200 000 Siedlerstellen!
Er läßt das Blatt sinken,
ballt die Faust und
schnarrt mit tiefster Ver-
achtung:
„Die verdammten Pol-
lacken schaffen zweihun-
derttausend Siedlerstellen.
Da sieht man wieder mal
ganz klar, daß dieses
Lausevolk nie und nimmer
eine Kulturnation werden
wird!"
Union der testen Hand.
Die Herren von Kohle
und Eisen saßen beisam-
men.
Gelsenkirchener Berg-
werks-A.-G.,PhönixA.-G.,
Vereinigte Stahlwerke
A.-G., Charlottenhütte
A.-G., Maxhütte - Mittel-
stahl. ...
Hunderte und aber Hun-
derte von Millionen Ka-
pital.
Und sie sprachen von den
verschiedenenTransaktio-
nen des Reiches, der Län-
der und der Gemeinden. Von der Ueber-
nahme von Aktienpaketen durch die öffent-
liche Hand.
Einer der jüngeren Herren meinte mit sorgen-
umwölkter Stirn:
„Aber das ist ja eine halbe Sozialisierung! Der
Staat bekommt ja maßgebenden Einfluß auf
uns!"
Der Präsident lächelte nachsichtig:
„Wenn schon. Schließlich haben wir doch
maßgebenden Einfluß auf den Staat!"
„Siehst du, lieber Schwarzer, Jetzt
sind wir, wehrpolitisch gesehen,
ebenbürtig — unsere Waffen sind
gleich lang!“