„Daß du dir einen Liebhaber hältst — schön, du bist ein freier
Mensch, liebe Luci! Aber das du ihm schreibst, ich sei ein
alter Esel, das, finde ich, ist doch eine unangebrachte Ver-
traulichkeit Fremden gegenüber!“
Rund um die Osthilfe
„Diesem M. traue ich nicht, lieber Baron! Sicher ist er, erschrecken Sie nicht,
ein verkappter Marxist!“
„Nicht möglich, bester Graf! Haben Sie Anhaltspunkte?"
„Bitte: nicht nur, daß seine Wirtschaft intakt ist — er hat sich auch bisher be-
harrlich geweigert, Osthilfe in Anspruch zu nehmen!“
★
Zwei Staatssekretäre besprachen den Skandal.
Der eine tobte.
Aber der andere verwies milde: „Nicht doch, lieber X., sowas muß man mit in
Rechnung stellen, das sind die Spesen des nationalen Aufbaus!"
★
Der Rittergutsbesitzer v. L., im Hauptberuf notleidender Nichtsteuerzahler, hatte
soeben seine Subvention in Höhe von mehreren hunderttausend Mark erhalten,
„Was werden Sie jetzt tun, Herr v. L.?“ wurde der Rittergutsbesitzer gefragt.
„Was ich tun werde —?“ erwiderte v. L„ „natürlich Konkurs anmelden und an
die Riviera gehen! Mit soviel Geld in der Tasche braucht man doch nicht mehr
zu arbeiten!"
★
„Niedliche Sachen, die man aus den amtlichen Mitteilungen über dich erfährt",
sagte die Frau Rittergutsbesitzer X. zu ihrem Gemahl, „hier steht: du hast für
kostspielige Maitressen das Geld vertan!"
„Luise, sei versichert: es waren durchweg deutsche Mädchen!"
Da beruhigte sich Luise und der Fall war für sie erledigt.
★
„Und nun? Nachdem Millionen und Millionen verjuxt und verjubelt worden
sind? Was soll jetzt werden?
„Ja, jetzt wird nichts anderes übrig bleiben, als eine großzügige Sanierung des
ostdeutschen Grundbesitzes vorzunehmen!"
„Prost, Kinder! Die Dummen werden nicht alle! Es lebe die'Osthilfe!“
Festbraten für ledermann
Interessentenkreise haben aus Magermilch und Pflanzenstoffen eine Nah-
rung für Minderbemittelte hergestellt, die in erster Linie dazu dienen soll,
die „notleidenden" Großagrarier wieder anzukurbeln. Das wunderbare
Produkt wird „Vollkost Nörmil" genannt.
Aus Magermilch und Pflanzenstoffen
Hat man hier was zurechtgemischt —!
Sein Anblick macht dich schon besoffen
Und jeder Appetit erlischt!
Der kleine Mann hat einen Magen,
Der auch den stärksten Stoß verträgt,
Und den selbst „Nörmil" sozusagen
Nicht restlos auf die Schultern legt!
Im Kriege gab es Marmelade
Aus Stärkemehl und Blattspinat —;
Jetzt wandeln wir die gleichen Pfade
Aus Magermilch sprießt kühn die Tat!
Ich schlage vor, nicht zu verweilen,
Denn solche „Vollkost" schreit nach mehr.
Da ist noch vieles auszupeilen,
Sie glauben’s nicht? Na, bitte sehr!
Briketts serviere man als Käse,
Aus Sägespänen werde Wurst,
Aus Leinöl steigt die Mayonnaise,
Aus Hundekuchen Gänsebrust!
Aus Rhizinus mixt gut sich Butter,
Zu bestem Fett wird Tannengrün,
Und ein besonders feines Futter
Ist Leberwurst aus Stearin!
Wenn wir mit soviel Schwung autarken,
Dann wird die Wirschaft wieder flott.
Wir werden fürchterlich erstarken,
Vollkost erwache und mit Gott!
Nur eines plagt mich unterdessen:
Wenn man die Sache soweit treibt,
Sich gegenseitig aufzufressen.
Was schließlich da wohl übrigbleibt?!
Kurt Kaiser-Blüth.
Es ist leichter
einen mit Fett eingeriebenen Aal festzuhalten, als einen SA.-Mann, der per
Fememord einen Mißliebigen umgelegt hat.
Mensch, liebe Luci! Aber das du ihm schreibst, ich sei ein
alter Esel, das, finde ich, ist doch eine unangebrachte Ver-
traulichkeit Fremden gegenüber!“
Rund um die Osthilfe
„Diesem M. traue ich nicht, lieber Baron! Sicher ist er, erschrecken Sie nicht,
ein verkappter Marxist!“
„Nicht möglich, bester Graf! Haben Sie Anhaltspunkte?"
„Bitte: nicht nur, daß seine Wirtschaft intakt ist — er hat sich auch bisher be-
harrlich geweigert, Osthilfe in Anspruch zu nehmen!“
★
Zwei Staatssekretäre besprachen den Skandal.
Der eine tobte.
Aber der andere verwies milde: „Nicht doch, lieber X., sowas muß man mit in
Rechnung stellen, das sind die Spesen des nationalen Aufbaus!"
★
Der Rittergutsbesitzer v. L., im Hauptberuf notleidender Nichtsteuerzahler, hatte
soeben seine Subvention in Höhe von mehreren hunderttausend Mark erhalten,
„Was werden Sie jetzt tun, Herr v. L.?“ wurde der Rittergutsbesitzer gefragt.
„Was ich tun werde —?“ erwiderte v. L„ „natürlich Konkurs anmelden und an
die Riviera gehen! Mit soviel Geld in der Tasche braucht man doch nicht mehr
zu arbeiten!"
★
„Niedliche Sachen, die man aus den amtlichen Mitteilungen über dich erfährt",
sagte die Frau Rittergutsbesitzer X. zu ihrem Gemahl, „hier steht: du hast für
kostspielige Maitressen das Geld vertan!"
„Luise, sei versichert: es waren durchweg deutsche Mädchen!"
Da beruhigte sich Luise und der Fall war für sie erledigt.
★
„Und nun? Nachdem Millionen und Millionen verjuxt und verjubelt worden
sind? Was soll jetzt werden?
„Ja, jetzt wird nichts anderes übrig bleiben, als eine großzügige Sanierung des
ostdeutschen Grundbesitzes vorzunehmen!"
„Prost, Kinder! Die Dummen werden nicht alle! Es lebe die'Osthilfe!“
Festbraten für ledermann
Interessentenkreise haben aus Magermilch und Pflanzenstoffen eine Nah-
rung für Minderbemittelte hergestellt, die in erster Linie dazu dienen soll,
die „notleidenden" Großagrarier wieder anzukurbeln. Das wunderbare
Produkt wird „Vollkost Nörmil" genannt.
Aus Magermilch und Pflanzenstoffen
Hat man hier was zurechtgemischt —!
Sein Anblick macht dich schon besoffen
Und jeder Appetit erlischt!
Der kleine Mann hat einen Magen,
Der auch den stärksten Stoß verträgt,
Und den selbst „Nörmil" sozusagen
Nicht restlos auf die Schultern legt!
Im Kriege gab es Marmelade
Aus Stärkemehl und Blattspinat —;
Jetzt wandeln wir die gleichen Pfade
Aus Magermilch sprießt kühn die Tat!
Ich schlage vor, nicht zu verweilen,
Denn solche „Vollkost" schreit nach mehr.
Da ist noch vieles auszupeilen,
Sie glauben’s nicht? Na, bitte sehr!
Briketts serviere man als Käse,
Aus Sägespänen werde Wurst,
Aus Leinöl steigt die Mayonnaise,
Aus Hundekuchen Gänsebrust!
Aus Rhizinus mixt gut sich Butter,
Zu bestem Fett wird Tannengrün,
Und ein besonders feines Futter
Ist Leberwurst aus Stearin!
Wenn wir mit soviel Schwung autarken,
Dann wird die Wirschaft wieder flott.
Wir werden fürchterlich erstarken,
Vollkost erwache und mit Gott!
Nur eines plagt mich unterdessen:
Wenn man die Sache soweit treibt,
Sich gegenseitig aufzufressen.
Was schließlich da wohl übrigbleibt?!
Kurt Kaiser-Blüth.
Es ist leichter
einen mit Fett eingeriebenen Aal festzuhalten, als einen SA.-Mann, der per
Fememord einen Mißliebigen umgelegt hat.