Wölfflin, Heinrich: Salomon Geßner: mit ungedruckten Briefen (Frauenfeld, 1889)

1. Assgemeine Voraussetzungen.

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I.

Als im Jahre 1744 eine Leipziger Gesellschaft junger lite-
rarischer Talente, die sich zutrauten, etwas Eigenes machen zu
können, den ersten Band ihrer „Neuen Beiträge zur Belustigung
des Verstandes und Witzes" erscheinen ließ, war es natürlich,
daß die Pastoralpoesie auch mit einigen Proben vertreten sei.
Die Gattung war beliebt und es gab kaum einen Dichter, der
sich nicht einmal darin versucht hätte. In der Tat, das Buch
bringt mehrere Stücke der Art. Ich nehme das erste heraus,
um eine Vorstellung zu geben, was in jener Zeit als Schäferstück
Passiren konnte.

„Der verzweifelnde Schäfer." Ein bekanntes Thema: Der
unglücklich Liebende, der sich in die Einsamkeit zurückzieht. —
Ein Schäfer, voll innerlicher Leiden, läßt Hirtenstab und Flöte
liegen und geht zur Nahrung seiner Qual in ein entferntes Tal.