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3. Antike.

I.

Die galante Schäferei gefiel sich iin Rococokleide. Die nied-
lichen kleinen Hirtinnen treiben nur ihr Spiel mit dem Länd-
lichen; sie setzen wohl den Strohhut auf, ziehn ein kurzes Röckchen
an, nehmen einen Rechen in die Hand; aber die Seide darf nicht
fehlen, die schillernden Falten, die flatternden Bänder, die Schnür-
brust und die kleinen Pantöffelchen.

Man kennt die Porzellanfigürchcn von Meißen und Sovres,
die seones b6r»6rs8, wie Watteau und Boucher sie gemalt haben.

Geßner ist antik im Kostüm. Sein Ideal ist die einfältige
Schönheit. Das Zurückgehn auf die Natur bedingt für ihn eine
Loslösung von der raffinirtcn Kunst des Rococo, und darin liegt
ein neues Moment seiner historischen Bedeutung. Er antizipirt
den Hellenismus vom Ende des Jahrhunderts st

Andere suchten die Einfalt im biblischen Patriarchentum
oder in der nationalen Vorzeit, ein künstlerischer Sinn führte

I Die Anakreontik ist in diesem Sinn nicht anzuführen. — Gottsched
stimmt theoretisch mit Geßner teilweise überein, in der Forderung größerer
Einfachheit, aber von antikem Kostüm ist nicht die Rede. Er sagt nur: „die
Kleidungen der Schäfer müssen sehr einfältig und nicht kostbar, aber doch
reinlich sein. Weißes Leinen und grüne, wollene Kleider zieren sie am besten.
Seide, Gold und Silber kennen sie nicht. Ihre Strohhütc und Stäbe zieren
sie mit etlichen bunten Bändern." Crit. Dichtkunst, S. 780.
 
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