Schluß.
„Die idyllische Tendenz verbreitete sich unendlich", sagt Goethe
im achten Buch von Wahrheit und Dichtung. „Das Charakterlose
der Geßnerschen Poesie bei großer Anmut und kindlicher Herzlich-
keit machte Jeden glauben, daß er etwas Ähnliches vermöge."
Kleist hatte den Anfang gemacht. Die schönste unter seinen
Idyllen, der Irin, ist unmittelbar von Geßner abgeleitet; die
gleichen Gedanken: der Tugendhafte ist glücklich, er allein ge-
nießt die Schönheit der Natur und wenn er im Alter zurück-
schaut, so glaubt er nur einen langen Frühlingstag durchlebt
zu haben. Indem Kleist dies vorträgt ohne allzustarke Jdeali-
sirung, einen alten Fischer bei der abendlichen Ausfahrt mit seinem
Sohne sprechen läßt, gewinnt er ein sehr anmutiges Gedicht, wie
es keiner unter den später» Nachahmern zu liefern im stände war.
Als unmittelbarster Schüler galt BronnerD Er hatte im
Geßnerschen Hause verkehrt wie der Sohn, und Geßner schrieb ihm
Zu seinem Erstlingswerk, den „Fischcrgcdichten und Erzählungen"
(1787), die Vorrede. „Der Verfasser besuchte den Laudmann in
seiner Hütte oder bei seinen verschiedenen Landarbeiten, besuchte
die angenehmsten Gegenden, au Flüssen und Bächen, und entwarf
da seine Gemälde. Daher das naive Detail von seinen neuen
' F. L. Bronncr (1758—1850): Fischergcdichtc and Erzählungen 1787;
Neue Fischergedichte 1794.
„Die idyllische Tendenz verbreitete sich unendlich", sagt Goethe
im achten Buch von Wahrheit und Dichtung. „Das Charakterlose
der Geßnerschen Poesie bei großer Anmut und kindlicher Herzlich-
keit machte Jeden glauben, daß er etwas Ähnliches vermöge."
Kleist hatte den Anfang gemacht. Die schönste unter seinen
Idyllen, der Irin, ist unmittelbar von Geßner abgeleitet; die
gleichen Gedanken: der Tugendhafte ist glücklich, er allein ge-
nießt die Schönheit der Natur und wenn er im Alter zurück-
schaut, so glaubt er nur einen langen Frühlingstag durchlebt
zu haben. Indem Kleist dies vorträgt ohne allzustarke Jdeali-
sirung, einen alten Fischer bei der abendlichen Ausfahrt mit seinem
Sohne sprechen läßt, gewinnt er ein sehr anmutiges Gedicht, wie
es keiner unter den später» Nachahmern zu liefern im stände war.
Als unmittelbarster Schüler galt BronnerD Er hatte im
Geßnerschen Hause verkehrt wie der Sohn, und Geßner schrieb ihm
Zu seinem Erstlingswerk, den „Fischcrgcdichten und Erzählungen"
(1787), die Vorrede. „Der Verfasser besuchte den Laudmann in
seiner Hütte oder bei seinen verschiedenen Landarbeiten, besuchte
die angenehmsten Gegenden, au Flüssen und Bächen, und entwarf
da seine Gemälde. Daher das naive Detail von seinen neuen
' F. L. Bronncr (1758—1850): Fischergcdichtc and Erzählungen 1787;
Neue Fischergedichte 1794.



