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Die Anbetung der Könige. Wien, Albertina

Seiten zu komponieren. In frei rhythmischer Folge gruppieren sich die zwölf Figuren
— Judas ist schon fort —, wobei Christus durch einen starken Einschnitt einerseits
und durch zwei vorgelagerte, den Blick ihm zuleitende Gestalten andrerseits zu ge-
bührender Geltung gebracht ist. Bewegung und Gebärde durchweg vereinfacht. Was
ist es doch für eine komplizierte Gruppe, der Christus von 1510 mit hochgenommenem
Knie und vorgeschobenem Arm, in dessen Buchtung Johannes sich birgt, ohne daß
auch bei ihm dasMotiv naiv wirkte oder auch nur vollkommen deutlich geworden wäre:
es dauert eine Weile, bis man die Hände gefunden hat. Die spätere Redaktion mag
nach Seite des Edlen ein italienisch kultiviertes Gefühl vielleicht unbefriedigt lassen,
jedenfalls spricht sich die Situation sehr schlicht und eindrücklich aus. Und dann im
Fortgang der Apostelköpfe — welche Summe von neuem und unmittelbar wirksamem
Ausdruck! Petrus neben dem Herrn — wie er starr dasitzt mit zusammengepreßten
Händen und jener Wendung des Kopfes, als ob es ihn mit einem Ruck herumgerissen
hätte! Der Nachbar, der ihm die Hand auf die Schulter gelegt hat und ganz versunken
dem Verlauf der Rede lauscht, ohne das Auge zu erheben, und dann an der Ecke des
Tisches der Alte, aufrecht wie ein Baum, mit der flachen Hand auf der Tischplatte,
und am andern Ende jener Jünger, der, den Kopf aufgestützt, mit dem Messer in das
Tuch sticht, bei völlig abwesenden Gedanken. Der Tisch ist nicht gedeckt, um die
 
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