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Die Kreuztragung. Florenz
tief über die Figur hinziehen. Die Jünger sind nichts als ein kleines Grüppchen, ganz
abseits.
Die Kreuztragung von 1520 (L. 842, W. 793, Florenz, Uffizien) ist dann ein Bei-
spiel für die Art, wie Dürer die Erzählung mit vielen Figuren behandelt, wie er das
,,Komponierte“ überwindet und trotz der Menge für das Hauptmotiv die klare An-
schaulichkeit rettet. Das Querformat war der Entwicklung eines Zuges besonders
günstig, um so mehr aber lag die Gefahr nahe, daß Christus in der reichen Begleitung
unterging. Er ist nicht auf den Boden gefallen, sondern bleibt als aufrechte, schreitende
Figur im allgemeinen Zusammenhang, und es bedeutet nur einen augenblicklichen
Aufenthalt, wenn Veronika ihm ihr Tuch hinstreckt. Darin liegt nun eben die Meister-
schaft dieses Blattes, wie die hemmenden Motive in das große Geschiebe der Masse,
deren Bewegung weitergeht, eingeflochten sind, sofort bemerkbar, vollkommen faß-
lich, geistig den Hauptakzent tragend, ohne daß doch in der Gesamtfiguration eine
besondere Rücksicht auf sie genommen scheint. Die Kunst bleibt ganz versteckt.
Natürlich würde die Wendung Christi gegen Veronika unbemerkt verhallen, wenn
nicht der Hintermann (mit hohem Hut) den Beschauer gleichfalls auf die Knieende
führte; vorwärts schiebend sorgt er andrerseits dafür, daß die Stockung gleich wieder
ausgeglichen wird, und die vorangehende, vom Rücken gesehene Mantelfigur, die sich
 
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