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ANMERKUNGEN UND ZUSATZE

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nur auf den Kopf bezieht. (Vgl. im übri-
gen Habich. Die deutschen Medailleure
des 16. Jahrhunderts, 1916, S. 5f.)
Die B. Oppenheimsche Statuette einer
tanzenden nackten Frau in Holz, die
Friedländer in der Zeitschr. f. bild.
Kunst, 1906, präsentiert hat, kommtmir
v/enig Dürerisch vor. Gewisse Beziehun-
gen zu der Formbildung der Hexen von
1497 sind vorhanden, aber das feine Fi-
giirchen verrät einen vollendeten Mei-
ster der Technik, der der junge Diirer
schwerlich gewesen ist, und Kleinlich-
keiten in der Ausbildung der Zähne
oder der Fußnägel fiihren dann iiber-
haupt weit ab von seiner Art.
In diesem Zusammenhang mag noch
der Vorzeichnung zur Grabplatte eines
Ritters mit seiner Frau Erwähnung ge-
schehen, die Peter Vischer benutzt hat.
Zu dem Berliner Exemplar (L. 48) er-
wähnt schon der Lippmannsche Text die
iibereinstimmenden Exemplare in Flo-
renz und Oxford: seitdem in Sidney Col-
vins Publikation der Oxfordzeichnungen
das letztere zurVergleichung vorliegt, be-
steht kaum ein Zweifel mehr, daß wir
hier die Originalzeichnung haben. Nur
Flechsig (II, 48ff.) hat sich noch fiir die
Eigenhändigkeit der Florentiner Zeich-
nung eingesetzt. Sie kann gegeniiber der
Berliner Zeichnung als die bessere gel-
ten. Winkler im Text zu Nr. 489 in
Bd II, S. 148 sieht auch allein in der
Oxforder Zeichnung das Original.
2) Über die Gliedergruppe bei Diirer, die er
von den Italienern iibernahm vgh den
Aufsatz von Arpad Weixlgärtner in der
Festschrift für Wickhoff (1903).
350 *) Erasmus hat in die Schrift de recta latini
graecique pronuntiatione ein Urteil über
Diirer eingeschoben, das u. a. als Beson-
derheit des Kiinstlers nennt: ex situ rei
unius non unam speciem sese oculis in-
tuentium offerentem (exprimit). Der
dunkle Satz möchte am ehesten im Sinn
der obigen Ausführung zu deuten sein.
Die Erasmusstelle ist meines Wissens
zuerst von Herman Grimm ans Licht

gehoben, dann öfter angeführt und von
Robert Vischer in extenso als Motto zu
seinem Düreraufsatz abgedruckt wor-
den. Obwohl sie lauter Zutreffendes ent-
hält, verliert sie doch an Wert, wenn man
weiß, daß sie ganz aus Plinius-Remini-
szenzen zusammengesetzt ist. F. Stud-
niczka weist mir die vorbildlichen Stel-
len nach, von dem Erstaunen über
die Ausdrucksfähigkeit einer bloßen
Schwarz-Weiß-Malerei (monochroma-
ta) bis zum Lobe Dürers als Maler von
Lichterscheinungen: quin ille pingit et
quae pingi non possunt, ignem, radios,
tonitrua, fulgetra, fulgura usw., wo ein-
fach wiederholt ist, was Plinius 35, 96
von Apelles sagt: pinxit et quae pingi
non possunt, tonitrua, fulgetra, fulgura.
Nur für die schwierige Stelle: ex situ rei
unius non unam speciem sese oculis of-
ferentem (exprimit) scheintPlinius keine
Analogie zu enthalten. Die Schwierig-
keit liegt darin, daß man nicht weiß, was
sich Erasmus als Gegensatz zu der una
species gedacht hat. Species ist jeden-
falls die malerische Erscheinung, und
der Sinn des Satzes wird doch wohl der
sein, daß Dürer mit der zufällig ge-
gebenen Ansicht des Gegenstandes sich
nicht begnügt habe, sondern uns ein er-
schöpfendes Bild des Gegenstandes gebe.
Damit wäre etwas sehr Bedeutsames
über Dürers Kunst gesagt, und es ist
möglich, daß hier Worte nachklingen,
die der Maler selbst im Gespräch mit
dem Humanisten über seine künstle-
• rischen Grundsätze gebraucht hatte.
354 J) Symmetriae sind die proportionalen Ver-
hältnisse im allgemeinen.
-) Thausing (II, 104) übersetzt die Stelle
offenbar falsch: ,,Daß er zur Kunst auch
die Begründung ihres Gebrauchs ins Le-
ben rief.“
3) LF. S. 285. Ein Aristoteleszitat des Pa-
cioli, divina proportione, c. II.
355 x) Eine auch Laien zugängliche Darstel-
lung seiner mathematischen Verdienste
gibt Staigmüller, Dürer als Mathema-
tiker, 1891. Vgl. weiter Leo Olschki, Ge-

27 Wölfflin, Dürer.
 
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