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ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE
156 l) Das Exemplar in der Sammlung Speck
von Sternberg in Lützschena ist eine
offenbar sehr getreue Kopie. Das Ex-
emplar in der Sammlung Heugel in Pa-
ris, das die Dürer Society 1905 abbildete,
ist weniger gut und sicher nicht das Ori-
ginal, wenn es auch in Wasserfarben auf
feiner Leinwand, wie mehrere Frühbil-
der Dürers, gemalt ist. Das Urbild dieser
Fürlegerin befand sich in der Sammlung
des Grafen von Arundel und wurde 1646
von Wenzel Hollar radiert, wie mit ein-
dringlichem Vergleich der Kopien
Flechsig I, 349ff nachgewiesen hat.
2) Im übrigen vgl. Weizsäcker im Katalog
des Städelschen Instituts und Flechsig
I* 353 ff-
3) Daß es aus jener mittlern Zeit eine
Zeichnung gibt (L. 96, W. 286), die das
,,Fürlegerin“-Motiv in fast vollkomme-
ner Identität enthält, nur ohne die Hände
und ohne die Haare, habe ich früher ge-
legentlich schon angemerkt (Jahrb. der
preuß. Kunsts. 1904, S. 204).
4) Es gehören hierher aus dem Jahre 1503:
die Kohlezeichnungen der ,,Frau Agnes“
(Pauli) (L. 5, W. 269) und Pirckhei-
mers (L. 376, W. 270) in Berlin und
eines achtzehnjährigen Burschen (Wien,
Akademie L. 426, W. 273) sowie der
prachtvolle Kopf eines stöhnenden
Mannes (L. 230, W. 271) in London.
Ferner die Silberstiftzeichnung einer
lachenden Frau (L.-W. 710, W. 277)
und die Federzeichnung eines jungen
Mannes mit leichtgeöffnetem Munde
(früher London, Sammlung Locher,
L. 99, W. 278). Aus dem Jahre 1504:
eine muntere Silberstiftzeichnung der
Frau Agnes (Braunschweig, Sammlung
Blasius, L. 133, W. 283). Aus dem
Jahre 1505: ein schmunzelnder, knollig
gemeiner Weiberkopf in Kreide (Rot-
terdam, Museum Boymans, L. 180,
W. 371) und, offenbar schon auf der
Reise gemacht, die „Villana Windisch“,
eine slavische Bäuerin mit offenem Hals
und lachend entblößten Zähnen (Feder-
zeichnung, London, L. 408, W. 375).
159 :) Über die Beweinungen in München und
Nürnberg s. oben S. 90.
2) Vgl. Voll, Vergleichende Gemäldestu-
dien. 1897.
161 r) Flechsig I, Seite 392, behauptet zu Un-
recht, es sei unmöglich, daß die Stifter
des Paumgärtneraltars in der Gestalt der
zu verehrenden Heiligen gemalt sein
könnten. Außer Grünewalds und Cra-
nachs Bildern mit den Bildnissen Kar-
dinal Albrechts in Heiligengestalt zeigt
auch der Altar des Monogrammisten
L. S. aus der Kapelle im Augsburger
Fronhof in München den Stifter Mat-
thäus Lang von Wellenburg als heiligen
Matthäus und einen weiteren Stifter als
heiligen Narzissus. Vgl. die Abbildungen
bei Feuchtmayr, Apt-Studien, S. 119 u.
rSO—rß1 in: Beiträge zur Geschichte der
deutschen Kunst. Hrsg. von Buchner u.
Feuchtmayr 1928, Bd. II. Vor allem aber
war in Nürnberg selber das Auftreten
der Stifter in Gestalt der Heiligen eine
weitverbreitete Gepflogenheit.AuchWol-
gemut hat Nürnberger Patrizier als Hei-
lige eingeführt, z. B. Levinus Mem-
minger als hl. Veit unter den Vierzehn
Nothelfern des Memminger Altars. Vgl.
Anz. d. German. Nat. Mus. Nürnberg
1932-33, S. 66 ff.
2) Vgl. u. a. Secker, Beiträge zur Dürer-
forschung (Zeitschrift f. bild. Kunst
1918). Ebendort wird die Bildnisähn-
lichkeit der Paumgärtnerschen Stifter-
köpfe mit den zwei sitzenden im Holz-
schnitt des Männerbades festgestellt. —
Cranach wiederholt die Eustachius-Fi-
gur im großen Holzschnitt eines hl.
Georg von 1506 (Lippmann 5). — Die
Außenbilder der Flügel enthielten eine
unbedeutende Verkündigung. Der Engel
ist zerstört.
3) Die Zugehörigkeit der Flügel des Ja-
bachschen Altars zur Anbetung der Kö-
nige in Florenz, und auch die zugrunde-
liegenden Vorstellungen derVolksreligio-
sität hat H. Kauffmann erkannt und
klargelegt (Westdeutsch. Jahrb. f.
Kunstgesch. Wallraf Richartz Jahrb.
ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE
156 l) Das Exemplar in der Sammlung Speck
von Sternberg in Lützschena ist eine
offenbar sehr getreue Kopie. Das Ex-
emplar in der Sammlung Heugel in Pa-
ris, das die Dürer Society 1905 abbildete,
ist weniger gut und sicher nicht das Ori-
ginal, wenn es auch in Wasserfarben auf
feiner Leinwand, wie mehrere Frühbil-
der Dürers, gemalt ist. Das Urbild dieser
Fürlegerin befand sich in der Sammlung
des Grafen von Arundel und wurde 1646
von Wenzel Hollar radiert, wie mit ein-
dringlichem Vergleich der Kopien
Flechsig I, 349ff nachgewiesen hat.
2) Im übrigen vgl. Weizsäcker im Katalog
des Städelschen Instituts und Flechsig
I* 353 ff-
3) Daß es aus jener mittlern Zeit eine
Zeichnung gibt (L. 96, W. 286), die das
,,Fürlegerin“-Motiv in fast vollkomme-
ner Identität enthält, nur ohne die Hände
und ohne die Haare, habe ich früher ge-
legentlich schon angemerkt (Jahrb. der
preuß. Kunsts. 1904, S. 204).
4) Es gehören hierher aus dem Jahre 1503:
die Kohlezeichnungen der ,,Frau Agnes“
(Pauli) (L. 5, W. 269) und Pirckhei-
mers (L. 376, W. 270) in Berlin und
eines achtzehnjährigen Burschen (Wien,
Akademie L. 426, W. 273) sowie der
prachtvolle Kopf eines stöhnenden
Mannes (L. 230, W. 271) in London.
Ferner die Silberstiftzeichnung einer
lachenden Frau (L.-W. 710, W. 277)
und die Federzeichnung eines jungen
Mannes mit leichtgeöffnetem Munde
(früher London, Sammlung Locher,
L. 99, W. 278). Aus dem Jahre 1504:
eine muntere Silberstiftzeichnung der
Frau Agnes (Braunschweig, Sammlung
Blasius, L. 133, W. 283). Aus dem
Jahre 1505: ein schmunzelnder, knollig
gemeiner Weiberkopf in Kreide (Rot-
terdam, Museum Boymans, L. 180,
W. 371) und, offenbar schon auf der
Reise gemacht, die „Villana Windisch“,
eine slavische Bäuerin mit offenem Hals
und lachend entblößten Zähnen (Feder-
zeichnung, London, L. 408, W. 375).
159 :) Über die Beweinungen in München und
Nürnberg s. oben S. 90.
2) Vgl. Voll, Vergleichende Gemäldestu-
dien. 1897.
161 r) Flechsig I, Seite 392, behauptet zu Un-
recht, es sei unmöglich, daß die Stifter
des Paumgärtneraltars in der Gestalt der
zu verehrenden Heiligen gemalt sein
könnten. Außer Grünewalds und Cra-
nachs Bildern mit den Bildnissen Kar-
dinal Albrechts in Heiligengestalt zeigt
auch der Altar des Monogrammisten
L. S. aus der Kapelle im Augsburger
Fronhof in München den Stifter Mat-
thäus Lang von Wellenburg als heiligen
Matthäus und einen weiteren Stifter als
heiligen Narzissus. Vgl. die Abbildungen
bei Feuchtmayr, Apt-Studien, S. 119 u.
rSO—rß1 in: Beiträge zur Geschichte der
deutschen Kunst. Hrsg. von Buchner u.
Feuchtmayr 1928, Bd. II. Vor allem aber
war in Nürnberg selber das Auftreten
der Stifter in Gestalt der Heiligen eine
weitverbreitete Gepflogenheit.AuchWol-
gemut hat Nürnberger Patrizier als Hei-
lige eingeführt, z. B. Levinus Mem-
minger als hl. Veit unter den Vierzehn
Nothelfern des Memminger Altars. Vgl.
Anz. d. German. Nat. Mus. Nürnberg
1932-33, S. 66 ff.
2) Vgl. u. a. Secker, Beiträge zur Dürer-
forschung (Zeitschrift f. bild. Kunst
1918). Ebendort wird die Bildnisähn-
lichkeit der Paumgärtnerschen Stifter-
köpfe mit den zwei sitzenden im Holz-
schnitt des Männerbades festgestellt. —
Cranach wiederholt die Eustachius-Fi-
gur im großen Holzschnitt eines hl.
Georg von 1506 (Lippmann 5). — Die
Außenbilder der Flügel enthielten eine
unbedeutende Verkündigung. Der Engel
ist zerstört.
3) Die Zugehörigkeit der Flügel des Ja-
bachschen Altars zur Anbetung der Kö-
nige in Florenz, und auch die zugrunde-
liegenden Vorstellungen derVolksreligio-
sität hat H. Kauffmann erkannt und
klargelegt (Westdeutsch. Jahrb. f.
Kunstgesch. Wallraf Richartz Jahrb.