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DIE KUNSTALBRECHTDÜRERS

Cacus für den Raub der von ihm eroberten Rinder des Geryones. Caca aber, die den
Bruder verriet, wird von der Eumenide verfolgt und erschlagen1) • Es sieht aus, als ob
Dürer für die Hauptfigur eine italienische Vorlage benützt hätte (das Weib mit dem
Kinnladenknochen im Hintergrund geht sicher auf Mantegna zurück), und daß in dem
neuen Zusammenhang die Verbindung mit dem Niedergeworfenen darum eine unge-
nügende geblieben sei.
Die vollständige Auskunft über Dürers Zeichnung des Nackten gibt das Männerbad
(B. 128). Michelangelo hat im gleichen Lebensalter seinen Karton badender Soldaten
gezeichnet, lebensgroße Akte in reicher Bewegung und Verkürzung. Derartiges darf
man natürlich hier nicht suchen. Es sind stehende, lehnende, sitzende Männer, alle in
einfacher Erscheinung, vorn zwei Halbfiguren: eine Rückenansicht und eine Brust-
ansicht. Aber gerade diese Einfachheit ist so verblüffend. Vollkommen klar ausge-
sprochen, Form mit Form zu ruhiger Gegenwirkung gebracht, stehen diese Körper im
Bilde. Man bemerkt, wie die Zentralfiguren zum Dreieck sich fügen und wie die Strenge
des Tektonischen im weitern zur Freiheit gemildert ist. Hier liegt eine große Absicht
zugrunde.
Und dazu diese merkwürdige Energie der Formauffassung. Wie der Rückenakt ge-
geben ist! Übertreibend im Umriß, übertreibend in der Modellierung, im Wogen der
Flächen — aber diese Übertreibung war Notwendigkeit, wenn die Zeichnung die ganze
Kraft der sinnlichen Anschauung, des Formerlebnisses ausdrücken sollte.
Eine Fortsetzung hat die Gattung nicht gefunden. Nach Dürers Urteil sollte das Nackte
•dem Kupferstich vorbehalten bleiben.
 
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