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Woermann, Karl [Hrsg.]
Die antiken Odyssee-Landschaften vom Esquilinischen Hügel zu Rom: in Farben-Steindruck — München, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.3256#0023
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nicht mehr geringschätzen, wenngleich wir nur ahnen können, wie solche höhere Leistungen beschaffen I
gewesen sein mögen, ja, nicht einmal bestimmt behaupten können, class es deren aul diesem Gebiete gegeben.

Ferner wird uns die Frage interessiren, ob unsere Bilder, ,die, wie sie sind, die Natur doch ziemlich
unvollkommen nachahmen, denn wenigstens den. Findruck der homerischen Naturschilderungen in ihrer
Weise treu wiedergeben. Vor der Beantwortung dieser Frage müssen wir hervorheben, dass Homer,
der an anderen Stellen der Odyssee, wie bei der Beschreibung des Zaubereilandes der Kalypso oder des
Kyklopengestades uns ganz anschauliche Bilder vorfuhrt, gerade in der landschaftlichen Beschreibung
unserer Szenen recht dürftig gewesen ist. Es ist schwer von der homerischen Unterwelt und der homerischen
Kirkeinsel sich ein deutliches Gesamrntbild zu machen. So weit nun diese Anschaulichkeit der homerischen
Beschreibung geht, hat auch unser Maler sich bemüht, dieselbe nachzuahmen: so in dem steilen Bergabhang,
den auf dem ersten Bilde die Königstochter herabkommt, so in dem überhangenden Felsen, unter dem
auf dem vierten Bilde des Odysseus Schiff in's Meer hinausflieht, und so in der klar ausgesprochenen
Rundung der Laistrygonenbucht. Allein der Maler war zur Ergänzung der homerischen Beschreibung
doch im Wesentlichen auf seine eigene landseh ältliche Phantasie angewiesen; und in Bezug auf diese
können wir freilich das Massvolle ihrer Arbeit anerkennen, werden aber von unserem Standpunkte aus
geneigt sein, diesem Masse doch eine gute Portion Nüchternheit bei nicht überall vermiedener Willkür
zuzuschreiben. Freilich sind wir verwohnt. Die Preller'schen Odysseelandschaften im Weimarischen
Museum, mit ihrem eingehenden Studium der Anatomie der Erdrinde, mit ihrer vollen Wiederspiegelung
des Geistes des homerischen Epos, zeigen uns, was aus diesem Stoffe zu machen ist17). Wir sind verwohnt,
sage ich. Allein bei einer künstlerischen Würdigung dürfen wir doch immer nur den Massstab des
Besten auf demselben Gebiete Geleisteten anlegen; und mit diesem gemessen werden die Landschaften
als solche gegen die besten Leistungen der modernen Landschaftsmalerei nicht Stich halten, wenngleich
sie stets den bedeutenden 'kunsthistorischen Werth behalten werden, die besten ihrer Gattung, die schönsten
antiken Landschaften überhaupt zu sein: wenigstens die schönsten unter den erhaltenen. Dass sowohl
die ganze landschaftliche Haltung, als auch das Charakteristische der homerischen landschaftlichen
Schilderung in den möglicherweise vorhanden gewesenen Originalen unserer Odysseebilder sich klarer und
künstlerisch vollendeter dargestellt habe, als in den uns erhaltenen nur dekorativen Nachbildungen, dürfen
wir wohl vermuthen, wenngleich wir ebensowenig vergessen dürfen, dass jene Originale so gut wie unsere
Kachbildungen Wandgemälde zum architektonischen Schmucke gewesen sein und dass daher auch sie im
Wesentlichen dekorative Zwecke verfolgt haben müssten, so gut wie die Rottmann'schen Fresken der
Münchener Arkaden z. B., die trotzdem den Stempel einer auch für sich bestehenden inneren künstlerischen
Vollendung tragen oder doch vor ihrer Zerstörung trugen. Es kann ■ zweifelhaft sein, ob die Alten
überhaupt Landschaften zu anderen Zwecken., als dem dekorativer Wandverzierung: gemalt haben.

Ich habe so oft auf den dekorativen Charakter unserer Bilderreihe aufmerksam gemacht und mit
ihm so viele ihrer sonstigen Schwächen entschuldigt, dass es unbedingt nothwendig erscheint, zum Schlüsse
sie von dieser dekorativen Seite noch einer gesonderten Betrachtung zu unterziehen. Vielleicht ergibt
sich aus dieser Betrachtung, dass die Bilder das, was sie allein sein wollten und sein konnten, auch in
so vortrefflicher Weise sind, dass wir ihnen einen unmittelbaren und bedeutenden Kunstwerth von dieser
Seite aus zugestehen müssen. Denken wir uns unsere Bilder noch einmal so aneinander und mit den in

i Roma anlica. Quarla Ediz

1S50 pag. 14S.

a u. 1 b; un.l J-srdan, Forma nrbis Romae, Üb, II, 10—n
pag. 30 und vergleiche //. Jvrdan in den Sitzungsbericht

1 den Annaien des Instituts 1867 pag, 421,

Anm. 1. Canina, Indicazione topografii

Anm. 2. Olli dl Lamo pag. 111 —113.

Anm. 3. Mafranga, 1. c. S. 103—127»

Aura. 4. Abgebildet: Mon, ineditl VLH, Taf. XLVHI a, Fig

Anm. 5, Er ist wie I : 250. Siehe Cattina, Roma antica, if
Akademie 1 S&7 S.. 526 IT.

Anm 6 Criunta *u dem Aufsaln Seam di S.S.. Cosma e Damiano 1

Anm 7. Als Einleitung zu IV. Helbigs Campanischen Waudgemäld

Anm. 8 Styfia und ? yilSv sind immer rund (C, <S), das tS /ifya bat wohl die Ci
Bilder finden sich faksinillirL bei Matranga, Cittä- dl Lamo Tav. VI.

Anm. 9, So iibc-rseUt Reber das Uhssis eralian.es per lopia. Uebci- die Lesart vgl. Heibig

Anm. 10, Rhein, Museum 1870 S. 396 ff.

Anm. 11. In meiner Schrift', lieber den landschaftlichen Natursinn der Griechen und Römer. München 1871. Dann a
Euch; Die Landschaft in der Kunst der alten Völker. München 187G, Ebenso . Üelbig, Uulcrsiiehun^eii, S. 95 lf„, S. 269 ff.

rsivform Im) gehabt

1 Rhein, Museu

Inschriften der e

äfülirlichtr 1
S. 291 ff.

unseren Farbendrucken wiederholten Pfeilern aufeinandergelegt, dass wir uns den Eindruck vergegen-
wärtigen, den sie in ihrer ursprünglichen Aneinanderreihung an Ort und Stelle gemacht haben! Das
friesartig Fortlaufende, welches sich bei dieser Betrachtung herausstellt, das Ineinandergreifen der Linien
des einen Bildes in die des anderen haben wir schon bei der Einzelbetrachtung nachgewiesen. In der
That können wir den landschaftlichen Kompositionen erst Gerechtigkeit wiederfahren lassen, wenn wir uns
deren Einheit nicht durch die jedesmaligen Trennungspfeiler begrenzt vorstellen. Denken wir uns z. B.
die Trennungspfeiler zwischen dem ersten und dem zweiten und dem zweiten und dem dritten Bilde fort,
und wir erhalten statt dreier eigentlich nur zwei in sich viel hübscher komponirte Landschaften, deren
erste von den beiden isolirten gelben Felsen begrenzt würde und den Süsswasserteich oder die Quelle
in der Mitte ihres Vordergrundes hätte, während die hohen Bäume des zweiten Bildes sich dem so
verbundenen einzigen Bilde an passender Stelle einreihen würden. Das zweite der so entstehenden Bilder
aber würde von dem gelben Felsen des jetzigen zweiten Bildes bis in das vierte hineinreichen und so
die felsumragte Laistrygonenmeerhucht viel charakteristischer abrunden als das jetzige dritte Bild für sich
allein es vermag. Wir blicken eben wie aus einem Säulengange hinaus ins Freie und sehen dort, unbe~
kümmert um die Pilaster, sich Landschaft an Landschaft reihen. Es scheint dabei, dass jedes Abenteuer
von dem anderen, wie es dem homerischen Gedichte entspricht, durch einen Streifen blauen Meeres
getrennt war. Diese Streifen sehen wir auf dem Uebergangsbilde Taf. IV gerade in der Mitte zum
Vorschein kommen; auf dem ersten Laistrygonenbilde aber und auf dem ersten Unterweltsbilde sehen wir
ihn links. So gewinnen auch die einzelnen Bilder, mit landschaftlichem Auge angesehen, bedeutend an
Werth. Freilich sehen wir auf diese Weise eine Vermischung des Friesprinzips mit dem Prinzip der
für einen Gesichtspunkt berechneten Abrundung und dem der Umrahmung, eine Vermischung, welche,
wenn sie weniger geschickt ausgeführt wäre, einen befremdenden Eindruck machen konnte.

Unbedingt beistimmen müssen wir dagegen der dekorativen Farbenwirkung der Gesammtrelhe, die
vielleicht noch glänzender erscheinen würde, wenn die Bilder nicht an einigen Stellen gelitten hätten, und
wenn uns die Farben der übrigen Flächen derselben Wand bekannt wären. Jene sich überall wieder-
holenden und in zu schroff abgesetzter Weise abgestuften Töne, jene Manir, die, wenn ihr gerade eine
Farbe an dieser oder jener Stelle passt, gar nicht fragt, ob sje da auch natürlich sei, diese ganze
Darstellungsweise, welche zwischen dem prächtigen Hochroth der Trennungspfeiler den Ausblick absichtlich
mit etwas nivellirendem Ferneduft umgeben hat, ist als dekoratives Prinzip vom Maler richtig erkannt und
trefflich angewandt worden. Ich bin überzeugt, dass unser Maler im Einzelnen Manches anders gemacht haben
würde, wenn ihm nicht als oberste Aufgabe gegolten hätte, mit seiner Wanddekoration einen harmonischen
und entsprechenden Gesammtelndruck hervorzubringen. In dieser Beziehung braucht unser Bilderzyklus
den Vergleich mit den Odysseelandschaften des Weimarer Museums keineswegs zu scheuen, wie denn
das Gefühl für die dekorative Harmonie bei der farbigen Ausschmückung architektonischer Räume sich
erst ganz neuerdings und ganz allmählich wieder aus dem Generationen alten Grau herausarbeitet. Kurz:
unsere Bilder sind, wie fast alle uns erhaltenen antiken Gemälde, In erster Linie nur farbige Wand-
dekorationen. Viel mehr konnten sie nicht sein und wollten sie nicht sein. Als farbige Wanddekorationen
aber gehören sie zu den bedeutendsten erhaltenen Werken des Alterthums, von denen auch unsere
Künstler noch lernen können.

Anm. 12. Siehe Noras, Sat, Lib. I, sat, V, Vers iA.

Anm. 13. Overhäik, Galleiie heroischer Bildwerke S. 777, stellt die

Anm. 14. Vgl.. Arch. Ztg. 1865 Taf. CXCIV Nr. 3.

Anm 15. Z B Heibig Camp. Wandg. Nr. 252, So allgemein wi

den antiken Gemälden keinesfalls 1 entkommen.

Anm 16. IMbigs Aufsatz im Rhein. Mus. 1869 S. 497.

Anm, 17. DiePreVler'schen Bikkv behandeln das La istrygonenabentei:
nur ihr Odysseus in der Unterwelt ist dem dar;; es leihen Ä.
dass wir gerade hier in landschaftlicher Beziehung eines d
znm Vergleich vor uns haben, ein Vergleich der kemeswe,
des esqml mischen Hnyels kr.im. von grui-.i r Kuiizikrhind
mit aller Sorgfalt ausgefulirk- Scliopfunken eines bedcnteml.

. der Kunst des fünfzehnten Jalii-huiv-k-rts sind du. Dojipelsi

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