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Woermann, Karl [Hrsg.]; Königliches Kupferstichkabinet <Dresden> [Hrsg.]
Handzeichnungen alter Meister im königlichen Kupferstichkabinet zu Dresden (Vierte Mappe) — München, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.42526#0015
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den Symbolen der Evangelisten gezogen, von Aposteln an den Rädern geschoben, Schlangen unter sich zermalmend, vom Colosseum
zur Kirche hinüber. In der Mitte des Wagens sitzt der Heiland auf seinem Kreuze; fürbittend ihm gegenüber kniet Maria, der
Engel eine Krone über dem Haupt halten, während die Fülle des ewigen Lichtes, von himmlischen Heerschaaren umspielt, leuchtende
Strahlen auf die Gruppe hinabsendet. An den vier Ecken des Wagens sitzen die Gestalten der christlichen Kardinaltugenden. Links
vorn liegen, verendet, der Tod und der Teufel. Rechts vorn kniet ein anbetender Stifter im langen Mantel. Im Hintergründe das
irdische Paradies mit dem Sündenfall und der Vertreibung.
Unten im Sockel: Vier Propheten; zwischen ihnen drei kleinfigurige Darstellungen: links die Mannalese; in der Mitte die
Austeilung des Abendmahles, rechts Melchisedek und Abraham.
Die Bezeichnung «Mr. Delaune fec.» unten rechts ist nicht echt, vielmehr später hinzugefügt; aber sie ist glaubwürdig.
Der Stil der Gestalten, ja sogar die Abhängigkeit der beiden Hauptfiguren von der ähnlichen, auf der vorigen Tafel veröffentlichten
Darstellung Jean Cousins, nach dem Delaune auch gestochen, weisen in der That auf diesen als den Urheber der Zeichnung hin.

TAFEL XXIV
DANIEL DUMONSTIER

Französische Schule
Geboren zu Paris den 14. Mai 1574; gestorben daselbst den 22. Juni 1646. Sohn und Schüler des Cosme Dumonstier.
Die Dumonstiers waren ein verbreitetes Pariser Künstlergeschlecht. Daniel Dumonstier war als Bildniszeichner in roter und schwarzer
Kreide berühmt.
147. MÄNNLICHES BILDNIS
Schwarz-rote Kreidezeichnung. Nur das Gesicht ausgeführt. Höhe pi, Breite 2p mm. Erworben 1860 aus dem
Nachlasse des Kunsthändlers S. Woodburn in London.
Brustbild ohne Hände nach links. Kurzgeschnittener Vollbart, braune Augen. Das Gesicht ist in roter Kreide ausgeführt.
Das Barett und der Rock sind nur in Umrisslinien angedeutet.
Dieses Blatt befand sich, wie der Stempel T. L. unten links beweist, in der Sammlung des Sir Thomas Lawrence
(gestorben 1830), aus dessen Nachlass die Woodburne’sche Kunsthandlung 1835 eine grössere Anzahl alter Zeichnungen kaufte. —
Der Vergleich unseres Blattes mit den Zeichnungen des Meisters im Louvre und in der Nationalbibliothek zu Paris, z. B. schon die
Reproduktion in Chennevieres Dessins du Louvre (Ecole frangaise, N. 73) lassen keinen Zweifel an der Urheberschaft D. Dumonstiers.

TAFEL XXV
LAG N EA U

Französische Schule
Lagneau (auch Lanneau genannt) soll um 1610 gelebt haben. Seine Lebensumstände sind unbekannt. Seinen in schwarzer
und roter Kreide ausgeführten, manchmal karikierten Bildnissen begegnet man in verschiedenen Sammlungen, ihrer 15 z. B. im Louvre.
Das Eingehendste über ihn bei Fr. Reiset in der Note des Dessins etc. du Louvre, 1869 II p. 345—347-
l48. WEIBLICHES BILDNIS

Mit dem Wischer vertriebene schwarz-rote Kreidezeichnung. Höhe 404, Breite 244 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände, etwas nach rechts, doch fast von vorn. Das mit unzähligen Runzeln bedeckte Gesicht der boshaft
dreinschauenden Alten nähert sich durch das lange Kinn, die winzige Nase, die kleinen Augen und die kaum sichtbaren Lippen der
Karikatur. Die Alte trägt ein schlichtes Kleid, eine breite, glatte, die Stirn bedeckende, von den Ohren abstehende Haube und einen
halbaufrechten Kragen.
Dieses Blatt gehört zu einer grösseren Folge charakteristischer Blätter des Meisters, die das Dresdner Kupferstichkabinet besitzt.

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