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Woermann, Karl; Weber, Eduard [Oth.]
Wissenschaftl. Verzeichnis der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg — Dresden: Kunstanstalt Wilhelm Hoffmann A.-G., 1907

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Oberdeutsche Gemälde des XVI. Jahrhunderts

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Literatur: Katalog der Versteigerung Habich, Köln 1892 S. 2,
N. 4. — Kunstchronik XVIII (Leipzig 1892) S. 166. — Gabr. von
Terey: Verzeichnis der Gemälde des Hans Baldung, gen. Grien (Strassburg
1894) S. 25, N. 24. — Th. v. Frimmel, Geschichte der Wiener Ge-
mälde-Sammlungen I (Leipzig 1895) S. 580, Anm.: echt.
Abbildungen: Im Katalog der Habichschen Versteigerung 1892.
— Photographie F. Hanfstängl 1885 N. 137. — Joh. Nöhrings Samm-
lung Weber, Lübeck um 1898.

Art Hans Baldung Griens
1540
Leben und Tod. Sinnbildliche Darstellung: Sogenannte 49
Vanitas. Vor einer reichen, von blauen Bergen begrenzten (637)
Landschaft, in deren Hintergrund rechts eine Stadt leuchtet,
liegt im Vordergründe, mit dem Kopfe zur Rechten, eine aus-
gestreckte weibliche Leiche auf einem Kissen. Vor ihr erhebt
sich ein Sockelbau, auf dem eine lebende, fast nackte, nur
von einem Purpurmantel umwallte junge Frau mit bräunlichen
Augen und lang herabfliessendem Goldhaar steht. Mit der
Rechten greift sie an eine der beiden Schwertlilien, die links
neben ihr in hoher Vase blühen. An ihre Linke klammert
sich der rechts auf höherer Stufe neben ihr stehende nackte
Knabe. Hinter ihr (und der Leiche), vor einem Baumstamm,
aber steht der Tod als Gerippe mit der Sense in der lang
von sich gestreckten Linken und blickt ihr über die Schulter.
Am Sockel mit goldenen Ziffern die Jahreszahl 1540; hinten
auf einem gemalten Zettel die Inschrift:
ASIAS . 40 . DER . CIII . PSALM . IN . DER .D. PITRI.
Das erste, eigentümlich verkürzte Wort dieser Inschrift
ist Isaias = Jesaias zu lesen. Die Inschrift gibt die Kon-
kordanz der drei Bibelstellen, welche sich auf die Vergäng-
lichkeit alles Irdischen beziehen:
Jesaias 40 V. 6—8. Alles Fleisch ist Heu, und all seine
Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Heu verdorret,
die Blume verwelket usw.
Psalm 103 V. 14—16. Ein Mensch ist in seinem Leben
wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde; wenn
 
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