Italienische Gemälde des XVI. Jahrhunderts
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während der zweite Teil seine Schüler, der dritte seine Nachahmer (unter
ihnen eben Lanfranco) aufzählt, der vierte von seinen irdischen Ueberresten
(EIVS OSSA) handelt. Aus dem ersten Teile ist der folgende Satz von
Interesse: „Tantus vir, humilis patriae, humilioris tecti incola potius quam
civis sub ignobili praeceptore Francisco Blanco alias Ferario sola ad artem
praefulgente natura in nobilissimum orbis decus evasit." Es geht hieraus
hervor, dass Fr. Bianchi Ferrari auch von dem Verfasser dieser Inschrift
als der eigentliche Lehrer Correggios angesehen wurde, und dass Adolfo
Venturi (im Archivio storico dell'arte 1890 III p. 384 bis 390) inbezug
auf die Bedeutung von dessen Beinamen Ferrari gegen Morelli (Lermolieff, Die
Galerien Borghese und Doria Panfili, Leipzig 1890, p. 285 Anm. 2) Recht
behalten dürfte.
Alessandro Bonvicino, gen. Moretto
Geboren zu Brescia um 1498; gestorben daselbst Ende 1555.
Schüler des Fioravante Ferramola zu Brescia. Weiterentwickelt
unter dem Einfluss Romaninos, Raphaels (nach Stichen) und
Tizians. Er arbeitete in Bergamo, Mailand und Verona, haupt-
sächlich aber in Brescia.
Die Beweinung Christi. In der Mitte des Bildes sitzt 128
Maria, fast von vorn gesehen, überlebensgros, auf der Stein- (662)
platte unter den Felsen. lieber rotem Kleide trägt sie einen
dunkelgrün-blauen Mantel, den sie hinten auch über ihr weisses
Kopftuch gezogen hat. Mit beiden Händen hält sie den bleichen,
fahlen, nur mit dem Schamtuch bekleideten Leichnam des
Herrn vor sich auf dem Schoosse. Links sitzt Johannes in
grünem Rock und rotem Mantel am Boden und ergreift den
schlaffen rechten Arm des teuren Toten. Rechts steht Magda-
lena in gelbem Gewände, presst seine linke Hand an ihre
Brust und beugt ihr Antlitz weinend auf seinen Arm. Zwei
befreundete Männer ragen links und rechts hinter der Gruppe
empor: links ein bärtiger in gelbem Hermelinrock und rotem
Turban, rechts ein unbärtiger in tiefrotem Rock und weissem
Turban. Aller Blicke sind schmerzlich auf den Leichnam ge-
richtet. Links in der Ferne ragt die Schädelstätte mit den
drei Kreuzen. Unten in der Mitte des Bildes die Inschrift:
FACTVS EST OBEDIENS VSQVE AD MORTEM. Links
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während der zweite Teil seine Schüler, der dritte seine Nachahmer (unter
ihnen eben Lanfranco) aufzählt, der vierte von seinen irdischen Ueberresten
(EIVS OSSA) handelt. Aus dem ersten Teile ist der folgende Satz von
Interesse: „Tantus vir, humilis patriae, humilioris tecti incola potius quam
civis sub ignobili praeceptore Francisco Blanco alias Ferario sola ad artem
praefulgente natura in nobilissimum orbis decus evasit." Es geht hieraus
hervor, dass Fr. Bianchi Ferrari auch von dem Verfasser dieser Inschrift
als der eigentliche Lehrer Correggios angesehen wurde, und dass Adolfo
Venturi (im Archivio storico dell'arte 1890 III p. 384 bis 390) inbezug
auf die Bedeutung von dessen Beinamen Ferrari gegen Morelli (Lermolieff, Die
Galerien Borghese und Doria Panfili, Leipzig 1890, p. 285 Anm. 2) Recht
behalten dürfte.
Alessandro Bonvicino, gen. Moretto
Geboren zu Brescia um 1498; gestorben daselbst Ende 1555.
Schüler des Fioravante Ferramola zu Brescia. Weiterentwickelt
unter dem Einfluss Romaninos, Raphaels (nach Stichen) und
Tizians. Er arbeitete in Bergamo, Mailand und Verona, haupt-
sächlich aber in Brescia.
Die Beweinung Christi. In der Mitte des Bildes sitzt 128
Maria, fast von vorn gesehen, überlebensgros, auf der Stein- (662)
platte unter den Felsen. lieber rotem Kleide trägt sie einen
dunkelgrün-blauen Mantel, den sie hinten auch über ihr weisses
Kopftuch gezogen hat. Mit beiden Händen hält sie den bleichen,
fahlen, nur mit dem Schamtuch bekleideten Leichnam des
Herrn vor sich auf dem Schoosse. Links sitzt Johannes in
grünem Rock und rotem Mantel am Boden und ergreift den
schlaffen rechten Arm des teuren Toten. Rechts steht Magda-
lena in gelbem Gewände, presst seine linke Hand an ihre
Brust und beugt ihr Antlitz weinend auf seinen Arm. Zwei
befreundete Männer ragen links und rechts hinter der Gruppe
empor: links ein bärtiger in gelbem Hermelinrock und rotem
Turban, rechts ein unbärtiger in tiefrotem Rock und weissem
Turban. Aller Blicke sind schmerzlich auf den Leichnam ge-
richtet. Links in der Ferne ragt die Schädelstätte mit den
drei Kreuzen. Unten in der Mitte des Bildes die Inschrift:
FACTVS EST OBEDIENS VSQVE AD MORTEM. Links