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Woermann, Karl; Weber, Eduard [Oth.]
Wissenschaftl. Verzeichnis der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg — Dresden: Kunstanstalt Wilhelm Hoffmann A.-G., 1907

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82 Niederländische Gemälde des XVI. Jahrhunderts
Meister des Todes Mariae,
wahrscheinlich Joos van Cleve d. ä.
Joos van der Beke, gen. Joos van Cleef d. ä., geb. zu Cleve
oder zu Antwerpen um 1485; gestorben zu Antwerpen 1525.
Er war wahrscheinlich Schüler des Jan Joest von Kalkar, ent-
wickelte sich aber unter dem Einfluss von Meistern wie
Quinten Massys, Joachim Patinir und Jan Gossaert. Er wurde
1511 Mitglied der Lukasgilde zu Antwerpen, deren Dekan er
1519 und 1525 war.
Der Meister unseres Bildes und vieler anderer leicht erkennbarer
Werke wurde früher nach seinen beiden Darstellungen des Todes Mariae im
Kölner Museum und in der Münchener Pinakothek als .,Meister des Todes
Mariae" bezeichnet und, da diese Bilder aus Köln stammen, in die kölnische
oder doch niederrheinische Schule versetzt. Dass er jedoch Niederländer
war, hatte man schon seit längerer Zeit erkannt. Frühere Versuche, Joest
von Kalkar oder Jan von Scorel in ihm zu erkennen, waren jedoch ge-
scheitert. L. Kaemmerer machte darauf (im Jahrb. der Preuss. Kunst-
sammlungen XI [Berlin 1890] S. 150—160) wahrscheinlich, dass die
unter sich übereinstimmenden Zeichen auf seinem Kölner Bilde und auf
einem Gemälde der Oberpfarrkirche zu Danzig J. van B. zu lesen seien.
Hieran anknüpfend, suchte zuerst Firmenich-Richartz (in der Ztschrft. f.
bild. Kunst N. F. V, S. 187 —194, Leipzig 1894) nachzuweisen, dass
der Meister kein anderer sei als Joos van Cleve d. ä., dessen Familien-
name van der Beke war. Für diese Annahme trat mit neuen Gründen
auch Ad. Goldschmidt (ebenda S. 224) ein. Nach Carl Justis Aufsatz
„Der Fall Cleve" im Jahrb. der Preuss. Kunstsammlungen XVI (Berlin
1895) S. 13—33, nach Gust. Glücks Bemerkungen im Jahrbuch der
Kunstsammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses XXII (Wien 1907) S. 7
und nach Georges H. de Loos (G. Hulins) Ausführungen in seinem Catalogue
critique der Brügger Ausstellung von 1902 (Gent 1902) S. XXIV bis
XXVII hat sich die Ansicht, dass der „Meister des Todes Mariae" kein
anderer als Joos van Cleve d. ä. sei, so befestigt, dass sie heute mindestens
als gut begründete Vermutung gelten kann.
84 Christus am Kreuze mit Maria und Johannes. Das blei-
(525) fahle, dornengekrönte Haupt des in der Mitte des Bildes am
Kreuze hängenden Heilands senkt sich bereits im Tode. Seine
Hüften umflattert ein weisses Tuch. Zu Füssen des Kreuzes
liegen zwei gekreuzte Knochen und ein Totenschädel. Links
steht Maria in grauem Kleide, blauem Mantel, weissem Kopf-
 
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