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Woermann, Karl; Woermann, Karl [Mitarb.]
Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker (Band 2): Die Kunst der Naturvölker und der übrigen nichtchristlichen Kulturvölker, einschliesslich der Kunst des Islams — Leipzig: Bibliograph. Inst., 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.66390#0361
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Die japanische Zierkunst. Die japanische Baukunst.

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mit größeren oder kleineren bildartigen Ausschnitten aus den: Lebeu und Weben der Natur-
geschmückt, oft mit wirklichen Bildchen, deren unleugbare Stilwidrigkeit die Japaner mit feinem
Gefchmack zu überbrücken verstanden. Begann man seit dem 16. Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung doch sogar die metallenen Stichblätter der Schwerter mit kleinen Bildern zu schmücken,
die geschickt dem Runde der Fläche und ihren Durchbrechungen angepaßt wurden.
Die japanische Baukunst ist noch ausschließlicher Zimmermannskunst als die chinesische.
Steinbauten kommen, abgesehen von den vorgeschichtlichen Megalithgräbern und Teilen der

Abb-253. Japanischer Tempel bei Osaka. Nach Photographie. (Zu S. 298.)


festungsartigen Schlösser späterer Jahrhunderte, kaum vor. Auch gemauerte Wände, an denen es
der chinesischen Baukunst nicht fehlt, sind selten und gehören erst der Spätzeit an. Die Kunst des
Wölbens ist unbekannt. Das Holzgerüst ist in der japanischen Baukunst alles. Feste Wände sind
oft überhaupt uicht vorhanden. Sogar an die Stelle der Außenwände treten manchmal hölzerne
Schiebewände, die nach Belieben eingesetzt oder herausgenommen werden können. Im Inneren
der Häuser genügen statt ihrer vielfach auch Setz- und Wandschirme. Sogar die Türen, die
sich in alter Zeit oft als Drehtüren um eine Mittelangel bewegten, wurden bald zu Schiebe-
türen. Das weit vorspringende, von einem reichen System hölzerner Armstützen getragene
 
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