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Wolf, Max
Die Photographie des Sternhimmels: erläutert an Königstuhl-Aufnahmen ; Vortrag gehalten in Karlsruhe im März 1903 — Düsseldorf, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.18332#0011
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Es war im Jahre 1838, dass Louis Jaques Maucle Daguerre
in Paris die Welt mit seiner wunderbaren Ersindung beglückt hat.
Nach jahrelangen, zielbewussten Studien war es ihm gelungen, das
Bild der Camera obscura aus einer chemisch präparierten Platte
festzuhalten und dauernd zu sixieren. Ein Astronom war es, und
zwar kein geringerer, als der Akademiker Arago, der die Wichtig-
keit der Erfindung erkannte, bekannt machte und dem Ersinder
eine ösfentliche Belohnung verschasfte. Es ist gerade, als ob es
eine Vorbedeutung für die Wissenschast gewesen wäre, dass der
erste, der die Photographie aus dem Dunkel zog, ein Astronom
gewesen ist! Für keine andere Disziplin, sür keine andere Wissen-
schaft ist die Photographie von solcher eminenten Bedeutung
geworden, wie für die Himmelswissenschast. In anderen Wissen-
schaften ist die Photographie als erleichterndes Hilssmittel, als
Unterstützung bei Versuchen und zum Niederlegen von Beobachtungs-
material von grösster Bedeutung geworden, aber in der Wissenschast
des Universums ist sie als völlig selbständige Forscherin eingetreten.
So wie früher vor Jahrhunderten die Erweiterung der Kenntnisse
im Universum allein durch die Ersindung des Fernrohres ermöglicht
worden ist, so beruht jetzt der Fortschritt aus der Vervollkommnung
der astronomischen Photographie und ihrer Methoden.
Es würde uns hier zu weit sühren, wollten wir uns aus die
Geschichte der Stemphotographie einlassen. Es war ein Amerikaner,
der die Photographie zuerst mit Ersolg aus den Himmel anwandte:
der Newyorker Physiker Henry Drap er; und wieder ein Amerikaner,
Bond in Cambridge, stellte die ersten gelungenen Photographien
der Fixsterne her. Engländer, Franzosen, Amerikaner und Deutsche
haben dann in eisrigem Wettkamps die celestische Photographie zu
dem dominierenden Rang erhoben, den sie jetzt in der Wissenschast
einnimmt.
Wenn die Photographie in der Astronomie einen so hervor-
ragenden Platz errungen hat, so ist dasür auch die Arbeit, die sie
den Astronomen verursacht hat, eine besonders mühsame gewesen.
Bei den anderen Anwendungen der Photographie auf irdische und
wissenschastliche Objekte liegt die Kunst und die Arbeit haupt-
sächlich im Hervorrufen der Bilder in der Dunkelkammer, die Aus-
nahmen macht das Licht, wenn gut eingestellt ist, von selbst.
 
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