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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0088

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Über die Hintergründe
der Erhebung Liudolfs von Schwaben

Im März 952 machte sich Otto der Große auf den Rückweg aus Italien, wohin er im
September 951 gezogen war und wo er sich am 23. September 951 in Pavia zum rex Fran-
corum et Langobardorum hatte krönen lassen1".

Die damals erfolgte Heirat mit der 20-jährigen Adelheid v. Burgund soll, nach über-
einstimmender Ansicht, Liudolf ,verstimmt' und zur Erhebung gegen seinen Vater be-
wogen haben, zumal des Vaters Bruder, Heinrich von Bayern, sich Einfluß bei Adelheid
verschafft habe und zudem aus dieser zweiten Ehe Ottos bald ein Sohn entsprossen sei1.

Diese,Verstimmung', dieser ,Groll' über seines Vaters zweite Heirat, wird in der Lite-
ratur allgemein als Liudolfs Motiv angesehen2, sich gegen Otto den Großen zu wenden,
wobei man ihm seine Versicherungen, in erster Linie und eigentlich nur gegen Heinrich
von Bayern zu kämpfen, oft nicht recht geglaubt hat3. Daran ist zweifellos richtig, daß
Liudolf über seines Vaters neue Heirat, mit einer um 18 Jahre jüngeren und mit ihm
selbst gleichaltrigen Frau, nicht gerade erfreut gewesen ist, zumal er nach dem Tode sei-
ner Mutter, der von Otto so verehrten Edith, gerade in vollster Gunst bei seinem Vater
gestanden hatte und zum Nachfolger ernannt worden waf, wobei, nach seiner Heirat
mit Ida von Schwaben, auch diese königliche Ehren genoß. Aber es bleibt doch zumin-
dest fraglich, ob diese Gefühle allein ausgereicht hätten, den Sohn dem Vater derart zu
entfremden. Viel glaubwürdiger wären sachliche Motive.

Da ist es zunächst einmal auffällig, daß Liudolf gar nicht erst mit seinem Vater im
September 951 nach Italien zog, sondern anticipans schon im Frühjahr oder Sommer des-
selben Jahres5, allerdings fast gänzlich ohne Erfolg6, was, nach den Quellen, vor allem
dem Wirken seines Oheims Heinrich von Bayern zu danken war. Doch können wir die-
sen Grund zunächst auf sich beruhen lassen7.

Fest steht jedenfalls, daß sich Liudolf schon in der ersten Jahreshälfte 951 mit einem
kleinen schwäbischm Trupp nach Italien aufgemacht hat8, wohl sogar ohne seinen Vater
vorher zu fragen9. Sein Unternehmen ist also, zeitlich gesehen, keinesfalls die Folge des
Italienzuges seines Vaters - eher umgekehrt.

Was mag Liudolf zu dieser Handlungsweise veranlaßt haben, die in sich, wie die
Quellen eindeutig berichten, totius ... rebellionis et discordiae seminarium barg10? Werfen
wir zur Beantwortung zunächst einen Blick auf Italien und die dortigen Verhältnisse: 948
war Hugo von der Provence selbst, nach seiner Vertreibung durch Berengar II. am 22.
November 950 sein 931 zum Nachfolger bestimmter und 937 mit Adelheid von Burgund
versprochener Sohn Lothar gestorben, die beide, ebenso wie Adelheids Vater, Rudolf II.
von Burgund (922), und die beiden Berengare (888 bzw. 940), die Macht in Italien als Kö-
nige erstrebt hatten11.

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