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Wolters, Friedrich; Lechter, Melchior
Melchior Lechter — München: Hanfstaengl, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.73701#0030
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18

MELCHIOR
lechter:
EIN HAUS-
ALTÄR-
CHEN:
L'ANGELO
ED I FIORI
1908

des Hauses erinnern,
während von draus-
sen die volle far-
bensatte Ferne der
Gärten, der Seen
und der Berge ein-
dringt, verknüpft
in seinem Rahmen
zwei Träume, eint
ein zwiefaches Seh-
nen. Aber immer ist
in beiden Richtun-
gen die Führung
des Stiftes kräftig:
nicht der Farbpunkt
noch -strich, noch
die kleine Fläche
bilden das bindende
Einheitsmoment,
sondern das Ganze
des Bildes beruht
in locker sich aus-
einander entwik-
kelnden und einan-
der durchdringen-
den Farbschich-
ten, die über das
volle Bild eine At-
mosphäre breiten:
bald als klare Luft,
in der die Dinge in
einer hellen, südlich-
frohen Schärfe ste-
hen, bald als Dunst-
schleier, in dem alle
Härten sich weich
verlieren, stille
Schwermut oder
drohendes Gewölk
sich birgt.
Durch diese Be-
herrschung der ma-


^VEKOOM


lerischen Impression
im Grossen wie im
Kleinen, im Gewal-
tigen wie im Zarten
hat Melchior Lech-
ter sich — von dem
aufgespeicherten
Formenreichtum zu
geschweigen — in
der Pastellstudie ein
ausserordentlich aus-
gebildetes Mittel ge-
schaffen, auch seine
innerlich geschau-
ten Farbenträume in
der kürzesten Zeit
und im lebendigsten
Rausch der Ergrif-
fenheit festzuhalten
und den so fixierten
Entwurf als frische-
ste Anregung und
beste Arbeitsleite zu
benutzen. Besonders
auf den langen, dor-
nigen Ausführungs-
wegen der Tempe-
ra-, Fresko- und
Glasmalerei erweist
sich ihm dieses
Werkmittel überaus
dankbar, und über
das Mass ihrer Be-
stimmung hinaus
sind einige solcher
Entwürfe, wie der zu
dem grossen Tafel-
bild im Pallenberg-
Saal zu Köln, der
„Mysterium Christi"
bezeichnete — jetzt
im Landesmuseum
 
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