IN DES KÖNIGS DIENST.
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Unter den Windfor-Zeichnungen kommt noch eine grofse Anzahl von
Damenbildniffen, theils benannten, theils unbenannten, vor. Wir finden
z. B. Lady Lifter, die Gattin des berühmten Juriften Sir Richard
Lifter, eine angenehme Erfcheinung, Lady Hobby, Lady Parker, Lady
Meutas (eigentlich Meautis), Lady Ratcliffe, Lady Henegham und
Lady Monteagle — beide letztgenannten mit Schmuck überladen. »The
Lady of Richmond,« eine liebliche Erfcheinung im Federhütchen und
mit dem oft wiederholten Buchftaben R als Verzierung ihres Kleides,
ftellt die Gemahlin von Heinrich's natürlichem Sohn Henry Fitzroy
Duke of Richmond vor. Sie war die Tochter von Thomas Howard,
drittem Herzog von Norfolk, und wurde mit dem fiebzehnjährigen jungen
Manne kurz vor feinem frühzeitigen Tode, der am 22. Juli 1536 ftattfand,
verbunden. Eine bedeutendere Perfönlichkeit ift die Lady Marchionefs
of Dorfet, Tochter des Herzogs von Suffolk und der Königin-Wittwe
Marie von Frankreich. Sie hält Blumen und einen Stockknopf in der
Hand. Es ift intereffant, fich in die Züge diefer Frau zu verfenken, die
fpäter den Umfchlag des Schickfals im höchften Mafse erfuhr. Aus edel-
flem Geblüt entfproffen, die Nichte König Heinrich's VIII., fah fie ihre
Tochter Jane Grey den Thron befteigen und nach kurzem Traum von
Macht und Glanz unter dem Beil des Henkers enden, und wufste felbft
dem Argwohn der katholifchen Marie nur dadurch zu entgehen, dafs fie
durch Heirath mit ihrem Stallmeifter Stoke fich aus den höheren Kreifen
ausfchlofs. Nur an ihrem Sarge (fie ftarb 1559) kehrte der alte Glanz
noch einmal wieder, der ihre Jugend einft umgab. Eine englifche Dame
in meifterhafter Zeichnung kommt auch in der Bafeler Sammlung vor.
Die Zahl gemalter Frauenporträte ift nicht grofs. Die Gallerie des Belve-
dere in Wien enthält das kleine, höchft delicate Bildnifs einer noch ziem-
lich jungen Frau mit blauen Augen, fchönem Anfatz des Halfes und mild-
verftändigem Ausdruck. Sie trägt ein bräunlich - violettes Kleid mit
fchwarzem Befatz, Unterärmel von rothem Sammet und weifse Manfchet-
ten und hat eine grofse goldene Medaille mit zwei opfernden Geftalten
zu den Seiten eines Altars auf der Bruft. Beide Hände find fichtbar, über
dem braunen Haar trägt fie ein weifses Häubchen mit Goldftickerei und
fchwarzem Schleier. Auch das Bildnifs eines fiebzehnjährigen jungen
Mädchens in eleganter Tracht, mit zartem Goldkettchen um den Hals
und ineinandergelegten Händen, bei dem Grafen Lanckoronski in Wien,
fcheint eine Arbeit von Holbein zu fein, hat aber im Geficht fehr gelitten.
Verwandt ift das kleine Bildnifs der Lady Vaux, von welchem zwei
Exemplare, beide Lark befchädigt, das zweite im Geficht übermalt, in
der Gallerie zu Prag und in Hampton Court, vorkommen. Sie hält eine
Nelke, und auch hier find Manfchetten, Ring, die Agraffe in Gold und
Email mit dem Bilde der heiligen Anna auf der Bruft und das zarte,
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Unter den Windfor-Zeichnungen kommt noch eine grofse Anzahl von
Damenbildniffen, theils benannten, theils unbenannten, vor. Wir finden
z. B. Lady Lifter, die Gattin des berühmten Juriften Sir Richard
Lifter, eine angenehme Erfcheinung, Lady Hobby, Lady Parker, Lady
Meutas (eigentlich Meautis), Lady Ratcliffe, Lady Henegham und
Lady Monteagle — beide letztgenannten mit Schmuck überladen. »The
Lady of Richmond,« eine liebliche Erfcheinung im Federhütchen und
mit dem oft wiederholten Buchftaben R als Verzierung ihres Kleides,
ftellt die Gemahlin von Heinrich's natürlichem Sohn Henry Fitzroy
Duke of Richmond vor. Sie war die Tochter von Thomas Howard,
drittem Herzog von Norfolk, und wurde mit dem fiebzehnjährigen jungen
Manne kurz vor feinem frühzeitigen Tode, der am 22. Juli 1536 ftattfand,
verbunden. Eine bedeutendere Perfönlichkeit ift die Lady Marchionefs
of Dorfet, Tochter des Herzogs von Suffolk und der Königin-Wittwe
Marie von Frankreich. Sie hält Blumen und einen Stockknopf in der
Hand. Es ift intereffant, fich in die Züge diefer Frau zu verfenken, die
fpäter den Umfchlag des Schickfals im höchften Mafse erfuhr. Aus edel-
flem Geblüt entfproffen, die Nichte König Heinrich's VIII., fah fie ihre
Tochter Jane Grey den Thron befteigen und nach kurzem Traum von
Macht und Glanz unter dem Beil des Henkers enden, und wufste felbft
dem Argwohn der katholifchen Marie nur dadurch zu entgehen, dafs fie
durch Heirath mit ihrem Stallmeifter Stoke fich aus den höheren Kreifen
ausfchlofs. Nur an ihrem Sarge (fie ftarb 1559) kehrte der alte Glanz
noch einmal wieder, der ihre Jugend einft umgab. Eine englifche Dame
in meifterhafter Zeichnung kommt auch in der Bafeler Sammlung vor.
Die Zahl gemalter Frauenporträte ift nicht grofs. Die Gallerie des Belve-
dere in Wien enthält das kleine, höchft delicate Bildnifs einer noch ziem-
lich jungen Frau mit blauen Augen, fchönem Anfatz des Halfes und mild-
verftändigem Ausdruck. Sie trägt ein bräunlich - violettes Kleid mit
fchwarzem Befatz, Unterärmel von rothem Sammet und weifse Manfchet-
ten und hat eine grofse goldene Medaille mit zwei opfernden Geftalten
zu den Seiten eines Altars auf der Bruft. Beide Hände find fichtbar, über
dem braunen Haar trägt fie ein weifses Häubchen mit Goldftickerei und
fchwarzem Schleier. Auch das Bildnifs eines fiebzehnjährigen jungen
Mädchens in eleganter Tracht, mit zartem Goldkettchen um den Hals
und ineinandergelegten Händen, bei dem Grafen Lanckoronski in Wien,
fcheint eine Arbeit von Holbein zu fein, hat aber im Geficht fehr gelitten.
Verwandt ift das kleine Bildnifs der Lady Vaux, von welchem zwei
Exemplare, beide Lark befchädigt, das zweite im Geficht übermalt, in
der Gallerie zu Prag und in Hampton Court, vorkommen. Sie hält eine
Nelke, und auch hier find Manfchetten, Ring, die Agraffe in Gold und
Email mit dem Bilde der heiligen Anna auf der Bruft und das zarte,