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IN DES KÖNIGS DIENST.
(geb. 1528, , 1585), damals noch ein Knabe, kommt unter den Zeich-
nungen vor.
Auf einem höchft vollendeten Blatte erblicken wir einen von den
bedeutendften Staatsmännern und Kriegern jener Epoche: William Fitz-
william (f 1543), den »Nelfon feiner Zeit«, der 1537 Grofs-Admiral von
England und 1538 Earl of Southampton ward; ein bartlofer Kopf voller
Leben und Wahrheit; wie characktervoll ift namentlich der Mund! Auch
Männer, die in der Gefchichte keine Rolle fpielen, kommen in diefer
Sammlung vor, wie Edward Stanley, Earl of Derby (, 1574), der
fern vom Hofe ruhig auf feinen Gütern lebte, Sir Thomas Strange,
(t 1545), der in Norfolk anfäffig war, ein hübfcher junger Mann mit
fanftem Geficht, Sir Thomas Wentworth, (f 1551), der einen fchönen
langen Bart trägt und ganz den Eindruck eines Lebemannes macht,
Charles Wingfield auf Kimbolton Caftle in Hundingdonfhire, ein kräfti-
ger Mann, den der Künftler mit entblöfster haariger Bruft gezeichnet.
Eine höchft anziehende Erfcheinung ift der junge blonde Edward Clinton
(geb. 1512, , 1584), fpäter Earl of Lincoln, der nach dem frühen Tode
feines Vaters am Hofe erzogen ward, aber erft nach Holbein's Zeit im
öffentlichen Leben hervortrat. Auch Thomas Parrie, (f 1559), fpäter
einer der wenigen Proteftantifch-Gefinnten, die bei Elifabeth während ihrer
Zurückgezogenheit ausharrten, ift abgebildet als ein Jüngling mit run-
dem, höchft wohlwollendem Geficht. Zwei junge Männer, die geringere
Stellungen bei Hofe einnahmen, find endlich Philipp Hobbie, (, 1558)
und William Sherington. Jene Haushaltsrechnungen, die uns über
Holbein Kunde geben, nennen den erften als »Groine of the kings ferivy
chambre,« den zweiten unter der Bezeichnung »of t/ie robes«. Hobbie
war früher Cromwell's Diener und als folchen werden wir ihn gleich ge-
meinfchaftlich mit Holbein auf Reifen finden.
Die vollkommen in Deckfarben ausgeführte Zeichnung eines un-
bekannten Mannes im Vollbart, in der Sammlung Suermondt in Aachen,
gehört zu Holbein's vorzüglichften Blättern und hat hinfichtlich der Durch-
führung höchftens in der früher erwähnten Zeichnung des jüngeren God-
falve1) ihresgleichen.
Eine durch ihr Schickfal intereffante Perfönlichkeit des Hofes ftellt
ein fehr fchönes Gemälde dar, welches der Herzog von Buccleuch auf
feinem Sitze Dalkeith Palace bei Edinburgh bewahrt: Sir Nicolaus
Carew, Stallmeifter des Königs. Er war Heinrich's beftändiger Gefährte
im glänzenden Hofleben, wufste mit Gefchick für deffen Vergnügungen
zu forgen und hatte auch perfönlichen Einflufs auf ihn erlangt. Im Jahre
1538 aber kam er in Verdacht, in die Verfchwörung des Marquis of
') Vergl. oben S. 345.
IN DES KÖNIGS DIENST.
(geb. 1528, , 1585), damals noch ein Knabe, kommt unter den Zeich-
nungen vor.
Auf einem höchft vollendeten Blatte erblicken wir einen von den
bedeutendften Staatsmännern und Kriegern jener Epoche: William Fitz-
william (f 1543), den »Nelfon feiner Zeit«, der 1537 Grofs-Admiral von
England und 1538 Earl of Southampton ward; ein bartlofer Kopf voller
Leben und Wahrheit; wie characktervoll ift namentlich der Mund! Auch
Männer, die in der Gefchichte keine Rolle fpielen, kommen in diefer
Sammlung vor, wie Edward Stanley, Earl of Derby (, 1574), der
fern vom Hofe ruhig auf feinen Gütern lebte, Sir Thomas Strange,
(t 1545), der in Norfolk anfäffig war, ein hübfcher junger Mann mit
fanftem Geficht, Sir Thomas Wentworth, (f 1551), der einen fchönen
langen Bart trägt und ganz den Eindruck eines Lebemannes macht,
Charles Wingfield auf Kimbolton Caftle in Hundingdonfhire, ein kräfti-
ger Mann, den der Künftler mit entblöfster haariger Bruft gezeichnet.
Eine höchft anziehende Erfcheinung ift der junge blonde Edward Clinton
(geb. 1512, , 1584), fpäter Earl of Lincoln, der nach dem frühen Tode
feines Vaters am Hofe erzogen ward, aber erft nach Holbein's Zeit im
öffentlichen Leben hervortrat. Auch Thomas Parrie, (f 1559), fpäter
einer der wenigen Proteftantifch-Gefinnten, die bei Elifabeth während ihrer
Zurückgezogenheit ausharrten, ift abgebildet als ein Jüngling mit run-
dem, höchft wohlwollendem Geficht. Zwei junge Männer, die geringere
Stellungen bei Hofe einnahmen, find endlich Philipp Hobbie, (, 1558)
und William Sherington. Jene Haushaltsrechnungen, die uns über
Holbein Kunde geben, nennen den erften als »Groine of the kings ferivy
chambre,« den zweiten unter der Bezeichnung »of t/ie robes«. Hobbie
war früher Cromwell's Diener und als folchen werden wir ihn gleich ge-
meinfchaftlich mit Holbein auf Reifen finden.
Die vollkommen in Deckfarben ausgeführte Zeichnung eines un-
bekannten Mannes im Vollbart, in der Sammlung Suermondt in Aachen,
gehört zu Holbein's vorzüglichften Blättern und hat hinfichtlich der Durch-
führung höchftens in der früher erwähnten Zeichnung des jüngeren God-
falve1) ihresgleichen.
Eine durch ihr Schickfal intereffante Perfönlichkeit des Hofes ftellt
ein fehr fchönes Gemälde dar, welches der Herzog von Buccleuch auf
feinem Sitze Dalkeith Palace bei Edinburgh bewahrt: Sir Nicolaus
Carew, Stallmeifter des Königs. Er war Heinrich's beftändiger Gefährte
im glänzenden Hofleben, wufste mit Gefchick für deffen Vergnügungen
zu forgen und hatte auch perfönlichen Einflufs auf ihn erlangt. Im Jahre
1538 aber kam er in Verdacht, in die Verfchwörung des Marquis of
') Vergl. oben S. 345.