438 HOLBEIN'S THÄTIGKE1T FÜR DIE KUNSTINDUSTRIE.
Heiland 9, unten ein Engel, welcher den Erwählten Kronen fpendet,
während ein anderer Engel die Verworfenen von dannen jagt. Mehrmals
kommt eine Geftalt der büfsenden Magdalena in einem kleinen Oval vor
(Nr. 55, 56, 58), wie fie ähnlich Wenzel Hollar geftochen 2). Ein Schild-
chen zeigt den heiligen Rochus mit Engeln (79). Auf einem andern
Blättchen zeigt fich zweimal, mit einigen Änderungen, die Skizze des
Erzengels Michael, welcher den Drachen niederwirft, für das Medaillon
einer Ordenskette hingewprfen (64). Dann fehen wir einen Herrn und
eine Dame, beide jung und im vornehmen englifchen Coftüm, einander
gegenüber knieen und einen Kelch halten, worüber ein Herz (88). Unter
mancherlei Allegorien kommt zum Beifpiel der Gallifche Hercules vor,
an deffen Zunge die Ohren anderer Figuren gekettet find, ein manchmal
in der Renaiffance wiederkehrendes Symbol der Beredfamkeit, gezeichnet
auf Grund einer Stelle bei Lucian, der ein Gemälde diefer Art in Gallien
gefehen zu haben berichtet. Beachtenswerth ift eine zweite Allegorie:
eine nackte Mannesgeftalt fteht auf einem zu Boden gefchleuderten Ritter
und zerbricht mit der Rechten Amor's Bogen, mit der Linken das Schwert
eines Kriegsmannes. Oben zeigen fich Bänder, die zur Aufnahme einer
Schrift beftimmt find (62). Einige der geiftreichften Compofitionen find
aus Gefchichte oder Sage des Alterthums entlehnt. Im kleinften Raum
ift die Blendung des Zaleukos und feines Sohnes, die auch unter Holbein's
Rathhausbildern vorkam, wiederholt 3)- Die Hauptfiguren der zwei Blen-
denden und zwei Geblendeten find nackt, die Umftehenden tragen antikes
Coftüm. Grofsartig ift die Bewegung des Zaleukos, der fich mit beiden
Armen hintenaufftemmt und fein Haupt dem Schergen entgegenftreckt. —
Wir finden Bilder der Pomona (81), des Amor (85), der Leukothea auf
einem Delphin (83), eines Centauren mit Centaurin (53), der Entdeckung
vom Fehltritt der Kallifto 4); zu den meifterlichften Skizzen gehört ein fries-
artiger Streifen mit hinftürmenden Tritonen (22). In bacchifchen Scenen
bricht mitunter auch der Humor los; da finden wir beifpielshalber daffelbe
ergötzliche Motiv, welches unfere griechifche Holzfchnitt-Initiale auf Seite
187 zeigt. (Nr. 45).
Ähnliche kleine Skizzen mit figürlichen Compofitionen für Gold-
fchmieds- und Medailleurarbeiten fehen wir in dem kleinen Buche des
Britifli Mufeum. So Maria's Verkündigung (19) mit der Umfchrift ORIGO
MVNDI MELIORIS und einer Einfaffung, die durch gelbe Aftern und
9 Über ihm die Worte: DOMINVS PROSPEXIT DE CXSLO; Nr. 75. — Wiederho-
lung, noch beffer in die Rundung hineingepafst, Nr. 78.
2) Parthei 180.
3) Nr. 61.
') Im Gegendruck mit beigefchriebenen Namen: %tno und Parafo. — [la^aGu; ift ein
Beiname der aus Arkadien flammenden Kallifto. — Nr. 74.
Heiland 9, unten ein Engel, welcher den Erwählten Kronen fpendet,
während ein anderer Engel die Verworfenen von dannen jagt. Mehrmals
kommt eine Geftalt der büfsenden Magdalena in einem kleinen Oval vor
(Nr. 55, 56, 58), wie fie ähnlich Wenzel Hollar geftochen 2). Ein Schild-
chen zeigt den heiligen Rochus mit Engeln (79). Auf einem andern
Blättchen zeigt fich zweimal, mit einigen Änderungen, die Skizze des
Erzengels Michael, welcher den Drachen niederwirft, für das Medaillon
einer Ordenskette hingewprfen (64). Dann fehen wir einen Herrn und
eine Dame, beide jung und im vornehmen englifchen Coftüm, einander
gegenüber knieen und einen Kelch halten, worüber ein Herz (88). Unter
mancherlei Allegorien kommt zum Beifpiel der Gallifche Hercules vor,
an deffen Zunge die Ohren anderer Figuren gekettet find, ein manchmal
in der Renaiffance wiederkehrendes Symbol der Beredfamkeit, gezeichnet
auf Grund einer Stelle bei Lucian, der ein Gemälde diefer Art in Gallien
gefehen zu haben berichtet. Beachtenswerth ift eine zweite Allegorie:
eine nackte Mannesgeftalt fteht auf einem zu Boden gefchleuderten Ritter
und zerbricht mit der Rechten Amor's Bogen, mit der Linken das Schwert
eines Kriegsmannes. Oben zeigen fich Bänder, die zur Aufnahme einer
Schrift beftimmt find (62). Einige der geiftreichften Compofitionen find
aus Gefchichte oder Sage des Alterthums entlehnt. Im kleinften Raum
ift die Blendung des Zaleukos und feines Sohnes, die auch unter Holbein's
Rathhausbildern vorkam, wiederholt 3)- Die Hauptfiguren der zwei Blen-
denden und zwei Geblendeten find nackt, die Umftehenden tragen antikes
Coftüm. Grofsartig ift die Bewegung des Zaleukos, der fich mit beiden
Armen hintenaufftemmt und fein Haupt dem Schergen entgegenftreckt. —
Wir finden Bilder der Pomona (81), des Amor (85), der Leukothea auf
einem Delphin (83), eines Centauren mit Centaurin (53), der Entdeckung
vom Fehltritt der Kallifto 4); zu den meifterlichften Skizzen gehört ein fries-
artiger Streifen mit hinftürmenden Tritonen (22). In bacchifchen Scenen
bricht mitunter auch der Humor los; da finden wir beifpielshalber daffelbe
ergötzliche Motiv, welches unfere griechifche Holzfchnitt-Initiale auf Seite
187 zeigt. (Nr. 45).
Ähnliche kleine Skizzen mit figürlichen Compofitionen für Gold-
fchmieds- und Medailleurarbeiten fehen wir in dem kleinen Buche des
Britifli Mufeum. So Maria's Verkündigung (19) mit der Umfchrift ORIGO
MVNDI MELIORIS und einer Einfaffung, die durch gelbe Aftern und
9 Über ihm die Worte: DOMINVS PROSPEXIT DE CXSLO; Nr. 75. — Wiederho-
lung, noch beffer in die Rundung hineingepafst, Nr. 78.
2) Parthei 180.
3) Nr. 61.
') Im Gegendruck mit beigefchriebenen Namen: %tno und Parafo. — [la^aGu; ift ein
Beiname der aus Arkadien flammenden Kallifto. — Nr. 74.